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Samstag, 31. Oktober 2020

Kirchen - vom Leben gezeichnet

Ein Gedanke

Eicheln aufgespalten
Foto © Jörg Niederer
"Es geht nicht darum, Grenzen zu verschieben, sondern ihnen den trennenden Charakter für die Menschen zu nehmen." Richard von Weizsäcker

Ein Bibelvers - Johannes 17,20+21

Jesus: "Doch nicht nur für diese hier (die 12 Jünger) bitte ich, sondern auch für die, welche durch ihr Wort an mich glauben: dass sie alle eins seien, so wie du, Vater, in mir bist und ich in dir, damit auch sie in uns seien, und so die Welt glaubt, dass du mich gesandt hast."

Eine Anregung

Christinnen und Christen sind verschieden. Das führte immer wieder zu Spaltungen und neuen christlichen Gemeinschaften. Manchmal sind Glaubensgründe die Ursache, dann wieder kulturelle und politische Fragen. Bei den MethodistInnen ist das nicht anders. Mangelnde Unterstützung durch die Anglikanische Kirche bewirkte, dass aus der methodistischen Bewegung in den USA eine eigentliche Kirche wurde. Weitere Gründe für Sonderwege waren die Sprache, die Hautfarbe, das Verständnis des Bischofsamt, die Haltung zur Sklaverei, die Beteiligung der Laien, das mehr oder weniger grosse soziale Engagement, verschiedene Auffassung von einem heiligen Leben und unterschiedliche Ansichten über Frauen auf der Kanzel.

Heute sind im Weltrat Methodistischer Kirchen 80 verschiedene Kirchen vertreten.

Mit der Kirche / den Kirchen ist es wie mit einem Glas. Es zerbricht leicht. Einmal zerbrochen braucht es archäologisches Geschick, es wieder zusammenzufügen. Und nicht immer finden alle Teile an ihren angestammten Platz. Meist sieht man dem geflickten Gefäss danach die Brüche an. Es bleibt vom Leben gezeichnet. Aber lieber zusammengeflickt, als vollkommen dahin.

Mehr zu den methodistischen Spaltpilzen erfährt man in einem kurzen Text von Pfarrerin Damaris Raymann: https://emk-schweiz.ch/2020/10/22/methodistische-kirchentrennungen/


Morgen Sonntag sollen Heilige im Mittelpunkt stehen. Der "Heilige", den ich portraitieren werde - das sei schon einmal verraten - kommt aus dem österreichischen Bad Goisern, und nein, er heisst nicht Jörg Haider. Der kam zwar auch von da. Doch sein Beispiel ist wenig erbaulich für eine Predigt. Also habe ich mir einen andern unheiligen Heiligen rausgepickt. Neugierig? Die Predigt dazu aus der Evangelisch-methodistischen Kirche St. Gallen wird um 10.30 Uhr live übertragen: https://youtu.be/vwTI6p4R20s

Jörg Niederer ist Mitglied  im Ausschuss Kirche und Gesellschaft der EMK Schweiz-Frankreich-Nordafrika

Freitag, 30. Oktober 2020

Frosch-Spekulationen

Ein Gedanke

Teichfrosch
Foto © Jörg Niederer
"Die Arbeit ist kein Frosch. Sie hüpft nicht davon." Aus einem Arbeiterlied

Ein Bibelvers - Offenbarung 13,16

"Und ich sah aus dem Schlund des Drachen und aus dem Maul des Tieres und aus dem Mund des falschen Propheten drei unreine Geister fahren - wie Frösche."

Eine Anregung

Der Name von Christoph Froschauer (um 1490-1564) bezieht sich wohl auf die von Fröschen belebten Auen. Aber was ist mit dem Frosch reitenden Baby gemeint, das auf dem Froschauerbrunnen in Zürich zu sehen ist? Es gibt verschiedene Erklärungen.

Eine erste Erklärung: Frösche sind in der Bibel negativ bewertet. Sie gehörten zu den 10 ägyptischen Plagen. In der Offenbarung steigen Frösche aus dem Maul falscher Propheten. Damit werden wohl Geschwätzigkeit und Alternative Facts dargestellt. Nun gilt: Wer ein Tier reiten will, muss es beherrschen. Falls also mit dem Baby Christoph Froschauer selbst symbolisiert wird (das Kind hält eine Fahne mit dessen Initialen in den Händen), dann könnte mit diesem Druckerzeichen - darum handelt es sich beim Baby auf dem Frosch - ausgedrückt werden, dass der Buchdrucker Froschauer sich nicht von Lügen und Gerüchten bestimmen lässt; im Gegenteil: Froschauer verstand sich der Wahrheit und Seriosität verpflichtet.

Eine andere Erklärung könnte sein, dass Froschauer auf seinen Namenspatron und Christusträger Christophorus anspielte. Er, Froschauer, in Gestalt eines Frosches, trüge dann Christus durch den Sumpf katholischer Heiligenverehrung.

Darüber hinaus gibt es vom Basler Buchdrucker Adam Petri (1454-1527) aus dem Jahr 1523 im Nachdruck der Lutherbibel ein Druckerzeichen, bei dem ein fahnentragendes Baby auf einem Löwen reitet. Auf der Fahne findet sich das Monogramm von Jesus Christus und die Initialen Petris. Vielleicht war Froschauers Druckerzeichen ein ironischer Gegenentwurf zu Petris Signet.

Auf der folgenden Webseite kann man sich selbst einen illustrierten Eindruck über all diese Frosch-Spekulationen machen: http://www.symbolforschung.ch/buchdruckerzeichen.html


Am kommenden Sonntag, es ist zugleich Allerheiligen und Reformationssonntag, sollen Heilige im Mittelpunkt stehen. Mit dem "Heiligen", den ich portraitieren werde, beziehungsweise von dem ich lernen möchte, wie man leichter und überzeugender an Gott glauben kann, rechnet bestimmt niemand. Also  lasst dich überraschen. Die Predigt dazu aus der Evangelisch-methodistischen Kirche St. Gallen wird um 10.30 Uhr live übertragen: https://youtu.be/vwTI6p4R20s

Jörg Niederer ist Mitglied  im Ausschuss Kirche und Gesellschaft der EMK Schweiz-Frankreich-Nordafrika

Donnerstag, 29. Oktober 2020

Von einem Baby, einem Frosch, einigen Würsten und geduldigem Papier

Ein Gedanke

Froschauerbrunnen in Zürich
Foto © Jörg Niederer
"Diese meine Arbeit widme ich dir, geliebter Gevatter Froschauer, bewogen durch meine Liebe zu dir und wegen deines feurigen Eifers für die Sache des Evangeliums, welche du auf jede Weise zu befördern strebst." Heinrich Bullinger im Vorwort des Kommentars zum Markusevangeliums, 1541 von Christoph Froschauer herausgegeben.

Ein Bibelvers - Jesaja 30,8

Gott zu Jesaja: "Nun komm, schreib es auf eine Tafel bei ihnen, und verzeichne es in einem Buch, damit es an einem künftigen Tag Zeuge ist für alle Zeiten."

Eine Anregung

Der Brunnen bei der Predigerkirche gleich mit seinen Verzierungen und der skurrilen Figur zuoberst auf der runden Stele einem Totempfahl. Jetzt im Herbst spuken die vier Gesichter coronakonform nichts in den steinernen, achteckigen Trog.

Es geschah 13 Jahre vor seinem Pesttod 1564, da erstand der Buchdrucker Christoffel Froschauer das ehemalige Frauenkloster St. Verena an der Kleinen Brunngasse in Zürich. Am Ende dieser Gasse stand der Züblibrunnen. Diesem Brunnen nun setzte der zu dieser Zeit längst schon weltberühmte Froschauer die Krone in Form seines Druckerzeichens auf. Ein grosser Frosch, auf dem ein Kleinkind mit Fähnchen reitet.

Froschauer, geboren um 1490 im oberbayrischen Kastl, war der erste Buchdrucker in der Stadt Zürich. Seine Druckerzeugnisse, darunter die Zürcher Bibel von Reformator Huldrich Zwingli aus dem Jahr 1530, verhalfen der Reformation so richtig Fahrt aufzunehmen.

Die Druckerei baute er ab 1515 zusammen mit Hans Rüegger auf. Nach dessen Tod 1517 heiratete er die Witwe und führte die Druckerei in Eigenregie weiter. 1519, also schon vier Jahre nach seiner Ankunft in Zürich, wurde ihm das Stadtbürgerrecht verliehen.

Die Buchdruckerei von Christoph Froschauer war auch ein Debattierclub für die Gelehrten seiner Zeit. Wohl bei solchen Gesprächen entschied man sich zum berühmt gewordenen "Froschauer-Wurstesssen" das am 9. März 1522 dort stattfand. Mitten in der Fastenzeit verstiessen hochgestellte Stadtzürcher unter Beisein mehrerer Geistlicher - auch Zwingli war da, aber ohne mitzuessen - provokativ gegen das Abstinenzgebot. Dieser Anlass in Zürich hatte für die Reformation in der Schweiz etwa die selbe Wirkung wie der Wittenberger Thesenanschlag in Deutschland.

Und was hat es nun auf sich mit dem Frosch reitenden Kleinkind. Darüber schreibe ich morgen mehr.


Am kommenden Sonntag, es ist zugleich Allerheiligen und der Reformationssonntag, sollen Heilige im Mittelpunkt stehen. Mit dem "Heiligen", den ich portraitieren werde, beziehungsweise von dem ich lernen möchte, wie man leichter und überzeugender an Gott glauben kann, rechnet bestimmt niemand. Also  lasst dich überraschen. Die Predigt dazu aus der Evangelisch-methodistischen Kirche St. Gallen wird um 10.30 Uhr live übertragen: https://youtu.be/vwTI6p4R20s

Jörg Niederer ist Mitglied  im Ausschuss Kirche und Gesellschaft der EMK Schweiz-Frankreich-Nordafrika

Mittwoch, 28. Oktober 2020

Grossstadtblüte neben Höllentor

Ein Gedanke

Tastende Lichter von Pipilotti Rist
Foto © Jörg Niederer
Blüten wachsen an den unmöglichsten Orten aus dem Asphalt. Schillernd widerstehen sie.

Ein Bibelvers - Jesaja 9,1

"Das Volk, das in der Finsternis geht, hat ein grosses Licht gesehen, die im Land tiefsten Dunkels leben, über ihnen ist ein Licht aufgestrahlt."

Eine Anregung

"Chilbi, Überwachungskamera, UFO" fragt der Tagesanzeiger ob dieser farbigen, scheinwerferbestückten, 17 Meter hohen Grossstadtblume. Sie steht auf dem Heimplatz in Zürich zwischen Kunsthaus, Erweiterungsbau und Schauspielhaus. An diesem Ort muss es etwas mit Kunst zu tun haben und wohl weniger mit einer etwas allzufröhlich geratenen Überwachungsanlage. So ist es denn auch. Pipilotti Rist lässt mit einer Erweiterung des vor ein paar Jahren begonnenen Werks "Tastende Lichter" nachts farbige Punkte verbindend über die drei Institutionen wandern. 

Im Grau des Heimplatzes mit seinem überbordenden Verkehr ist diese Asphaltblüte ein echter Eyecatcher. Aus dem Gespinst der Tramfahrleitungen strebt das Gebilde der Sonne entgegen. Mal schauen, was für Brummer von Hummeln und Bienen damit angezogen werden. Kritiker sind jedenfalls schon im Anflug.

Mir gefällt ja am Heimplatz am besten, dass ich da nicht lange Zeit verweilen muss. Und dann gefällt mir auch der Gegensatz von Auguste Rodins schwarzem, düsterem Höllentor (siehe https://www.zuerich.com/de/besuchen/sehenswuerdigkeiten/hoellentor-auguste-rodin ) und der lebensfreudigen, bunten Lichtskulptur von Pipilotti Rist.

Zu Pipilotti Rist gibt es gerade eine Aktuelle Ausstellung: https://pipilotti.kunsthaus.ch/

Jörg Niederer ist Mitglied  im Ausschuss Kirche und Gesellschaft der EMK Schweiz-Frankreich-Nordafrika

Dienstag, 27. Oktober 2020

Sastrugis auf und unter der Oberfläche

Ein Gedanke

Aufstieg zum Turne
Foto © Jörg Niederer
"Die Menschen stolpern nicht über Berge, sondern über Maulwurfshügel." Konfuzius (551-479 v. Chr.)

Ein Bibelvers - 1. Samuel 14,6b

Jonathan: "Vielleicht tut der Herr etwas für uns, denn nichts kann den Herrn daran hindern, zu helfen, mit vielem oder wenigem."

Eine Anregung

Sastrugis sehen aus wie gegen die Hauptwindrichtung sich brechende Wellen, und bestehen aus oft steinhartem Schnee. Sehr schön ist dies auf der folgenden Webseite dargestellt: http://mountainacademy.salomon.com/de/demo/518/schneearten-exotische-formen

Das Wort Sastrugi kommt aus dem Russischen und bedeutet "Windgeformte Furche". Die deutschsprachige Entsprechung wäre das mir bisher ebenso unbekannte "Windgangeln".

Laut Wikipedia können Sastrugis bis zu 30 cm hoch werden, und bestehen nicht  aus verfrachtetem, angehäuftem Schnee. Im Gegenteil: Die Rillen der Sastrugis werden aus einer Schneefläche herausgefräst.

Sastrugis finden sich häufig in den weiten flachen Polregionen. In der Antarktis, wo die katabatischen Winde (Siehe https://de.wikipedia.org/wiki/Katabatischer_Wind ) über die neuschneearme, endlose Eisfläche wehen und stürmen, gliedern sie das Eis horizontweit und erschweren die Fortbewegung auf Skis und zu Fuss erheblich.

So schön das Wort "Sastrugi" in meinen Ohren klingt, es steht für anstrengende Abschnitte auf Schneetouren. Da ich mich selten in Eis und Schnee bewege, sehen meine Hindernisse anders aus. Manchmal ist es eine Art Antriebslosigkeit, oder auch der Zweifel. Die Überwindung dieser "inneren" Hindernisse kostet Kraft und gelingt gelegentlich nur durch die Hilfe und das Motivieren einer anderen Person.

Wie geht es dir mit dem, was sich dir in den Weg stellt?

Jörg Niederer ist Mitglied  im Ausschuss Kirche und Gesellschaft der EMK Schweiz-Frankreich-Nordafrika

Montag, 26. Oktober 2020

"St.Galler Aller Heiligen" und die heiligen drei Weisen vom Fussballclub St. Gallen

Ein Gedanke

Gallus in der Kirche Altstätten
Foto © Jörg Niederer
"Heilige sind Menschen, durch die es anderen leichter wird, an Gott zu glauben." Friedensnobelpreisträger Nathan Söderblom (1866 - 1931)

Ein Bibelvers - Kolosser 3,12

"So bekleidet euch nun als von Gott auserwählte Heilige und Geliebte mit innigem Erbarmen, Güte, Demut, Sanftmut und Geduld!"

Eine Anregung

Der herausragende, katholische Heilige von St. Gallen kann ja kein anderer sein als Gallus selbst. Das Foto zeigt die Statue in der Pfarrkirche St. Nikolaus im Rheintaler Ort Altstätten.

Am kommenden Sonntag feiern in der Stadt St. Gallen Kirchen gemeinsam das "St. G[aller]Heiligen". Erstaunlich viele evangelische Kirchen werden am gleichzeitig stattfindenden Reformationstag über Heilige und Heiligkeit predigen lassen. Auch in der Evangelisch-methodistischen Kirche findet ein Gottesdienst dazu statt, und die Predigt wird um 10.30 Uhr per Livestream (https://youtu.be/vwTI6p4R20s) übertragen.

Nun gibt es einige potente katholische Heilige in St. Gallen, nebst Gallus sicher der Klostergründer Otmar. Doch wie steht es auf evangelischer Seite? Da wäre der Reformator Joachim Vadian oder die weltoffene Anna Schlatter-Bernet (1773–1826). Es gäbe aber auch einige neuzeitliche Idole, die als Heilige durchgehen könnten. Wie wäre es mit den heiligen drei Weisen vom Fussballclub St. Gallen: Coach Peter Zeidler, Sportchef Alain Sutter und Präsident Matthias Hüppi? Weitere Vorschläge nehme ich gerne entgegen.

Was noch so läuft am "St. G[aller]Heiligen"? Hier kannst du mehr erfahren: https://emk-st-gallen.ch/wp-content/uploads/sites/9/2020/10/20201101_Flyer_AllerHeiligen.pdf

Wer Zeit hat, kann sich ein Gespräch von Pfarrer Andreas Schwendener anhören mit Rose Aggeler, von der die Texte der Kantate "St. Galler Aller Heiligen" stammen, mit Natalija Marchenkova Frei, der Komponistin, und mit Lukas Bolt, dem musikalischen Leiter der Erstaufführung: https://www.youtube.com/watch?v=wsqpqUiONy4

Jörg Niederer ist Mitglied  im Ausschuss Kirche und Gesellschaft der EMK Schweiz-Frankreich-Nordafrikarika

Sonntag, 25. Oktober 2020

Himmel und Erde umarmen sich

Ein Gedanke

Spiegelungen
Foto © Jörg Niederer
Jede kleinen Pfütze kann den Himmel fassen.

Ein Bibelvers - Matthäus 11,25

"In jenen Tagen ergriff Jesus das Wort und sprach: Ich preise dich, Vater, Herr des Himmels und der Erde, dass du dies vor Weisen und Klugen verborgen, es Einfältigen aber offenbart hast."

Eine Anregung

Spiegelungen verwirren. Was ist oben, was unten? Müsste das Foto nicht um 180 Grad gedreht werden? Es ist die pure Natur, die das Auge überfordert. Ein sonniger Tag reicht, ein kleiner Weiher, der herbstliche Wald, und schon verfliessen die Ebenen. Der Himmel ist auf der Erde angekommen. Das sphärische Zusammentreffen lässt mich staunen.

An einem Sonntag umarmen sich Oben und Unten, verfliessen zu einer vielschichtigen Wirklichkeit, voller Morgen schon im Heute.


Die Predigt dieses Sonntags, die ich überschrieben habe mit "Wege durch die Angst", wird auf Youtube live übertragen. Ab 10.30 Uhr kann man sie anhören und ansehen: https://youtu.be/1fNnq_DQhNs
Es geht um Angst, und ob diese durch Kraft, Vernunft und/oder Liebe überwunden werden kann.

Jörg Niederer ist Mitglied  im Ausschuss Kirche und Gesellschaft der EMK Schweiz-Frankreich-Nordafrika

Samstag, 24. Oktober 2020

Demutsblümchen auf dem Fernstrassenstrich

Ein Gedanke

Blümchen am Fernstrassenrand
Foto © Jörg Niederer
"Alle Wege bahnen sich vor mir, weil ich in der Demuth wandle." Johann Wolfgang von Goethe (1749 - 1832), Briefe - An Johann Gottfried Herder, 13. Januar 1787

Ein Bibelvers - Philipper 2,3

"Tut nichts zum eigenen Vorteil, kümmert euch nicht um die Meinung der Leute. Haltet vielmehr in Demut einander in Ehren; einer achte den andern höher als sich selbst!"

Eine Anregung

Evelyne Binsack erzählt in ihrem Buch "Expedition Antarctica" von ihrer Reise per Fahrrad und zu Fuss zum geografischen Südpol. Die Bergsteigerin fühlte sich wenig wohl auf den vielbefahrenen Überlandstrassen zwischen Frankreich und Spanien, auf denen "die Fernfahrer rollen um sich den Mautzoll auf den Autobahnen zu sparen. Jeder Truck wehte in seinem Heckwirbel den ganzen Dreck der Strasse fein zerstäubt auf die Velos am Rand... Trostlose Industriequartiere, die Hektik, der Lärm auf den Strassen widersprachen meinen Vorstellungen von Harmonie und Schönheit zutiefst." 

Und dann wird ihr eine unscheinbare Pflanze am Wegrand zu einer Mutmacherin: "Nach Stunden unterwegs - Pause. Ich setzte mich an die Böschung und ass eine Banane. Als ich die Brille ablegte, fiel der Blick auf ein Blümchen. Es war vom gleichen Bananengelb, aber unscheinbar klein, und jedes Mal, wenn ein Truck vorbeidonnerte, wuschsch, drückte ein Luftstoss das wehrlose Geschöpfchen zu Boden. Dann kam es wieder hoch, rein und schön wie zuvor, immer aufs Neue. Ich bedauerte das Blümchen wegen seines Standplatzes und weil es keine Beine hatte wie ich, um von hier zu flüchten. Als Nächstes überlegte ich mir, dass es einer kostbaren Demut bedarf, sich den täglichen Demütigungen zu stellen und trotzdem derart als Blume leuchten zu können. Kaum ein Mensch vor mir hat dieses Blümchen wahrgenommen, kein Mensch ihm gesagt, wie schön es sei. Trotzdem gibt es sein Bestes und blüht, solange ihm die Zeit gegönnt ist.
'Evelyne', sagte ich unversehens zu mir, 'wenn du jetzt nicht in Sentimentalitäten versumpfen willst, nimmst du dir das Blümchen zum Vorbild.' Magst du noch so übersehen, missachtet und mit Dreck eingedeckt werden: Machs wie das Blümchen. Komm wieder hoch." 

Aus: Evelyne Binsack, Expedition Antarctica - 484 Tage bis ans Ende der Welt, Gockhausen 2010, 2. Auflage, Kapitel "Das Blümchen"

Hier gibt es mehr zu Evelyne Binsack: https://binsack.ch/

Und hier findet sich ein kurzes Interview von Radio Live Channel mit Evelyne Binsack: https://lifechannel.ch/leben/gesundheit-fitness/sport/der-glaube-an-eine-hoehere-macht-gibt-evelyne-binsack-kraft/

Die Predigt vom morgigen Sonntag, die ich überschrieben habe mit "Wege durch die Angst", wird auf Youtube live übertragen. Ab 10.30 Uhr kann man sie anhören und ansehen: https://youtu.be/1fNnq_DQhNs
Es geht um Angst, und ob diese durch Kraft, Vernunft und/oder Liebe überwunden werden kann.

Jörg Niederer ist Mitglied  im Ausschuss Kirche und Gesellschaft der EMK Schweiz-Frankreich-Nordafrika

Freitag, 23. Oktober 2020

Ein Topf voll Pech

Ein Gedanke

Das Pech der Biene und das Glück der Spinne
Foto © Jörg Niederer
"Es gibt zwei Arten von Missgeschick: das eigene Pech und das Glück der anderen." Ambrose Gwinnett Bierce (1842-1914) Amerikanischer Schriftsteller und Journalist.

Ein Bibelvers - 2. Mose 2,3

"Länger aber konnte sie (die Mutter) ihn (der neugeborene Mose) nicht versteckt halten. Und sie nahm für ihn einen Korb aus Papyrus und verklebte ihn mit Asphalt und Pech. Und sie legte das Kind hinein und legte ihn ins Schilf am Ufer des Nil."

Eine Anregung

Pech gehabt! Das geht uns so leicht von den Lippen. Dabei musste ich über 60 Jahre alt werden, um zu lernen, wie man Pech herstellt und was es überhaupt ist.

Pech gehabt! Kennst du das: Wieder die langsamste Reihe hinter der Kasse erwischt. Dann festgestellt, dass das Portemonnaie in der Hose zu Hause geblieben ist, und zu guter Letzt reisst auch noch die Einkaufstasche, und alle Eier gehen in die Brüche.

Pech gehabt! Voll in den Hundekot getreten. Oder auf den Kaugummi. Und jetzt kleben Reste davon zuhause im Perserteppich.

Pech gehabt! Da setzte ich mich im Zug in das leere Abteil neben dem Abteil, in dem ein Fahrgast die Schutzmaske vorbildlich trägt. Doch dann schiebt er sie sich unter die Nase. Und setzte ich mich in ein leeres Abteil neben einem leeren Abteil, setzt sich bestimmt jemand dorthin, dessen Maske keinen Halt an der Nase findet. Und auch das gibt es: Da hat sich doch neben mir tatsächlich einer die Maske nur über die Nase gezogen, und den Mund freigelassen. Ich weiss nicht wozu, denn gegessen hat er nicht.

Was bin ich doch für ein Pechvogel! Diese Redensart hat ihren Ursprung bei den Vogelfängern. Mit Pech bestrichen sie Äste, auf denen sich Vögel niederliessen. Die Vögel bleiben am Pech kleben, und wurden so zu besagten Pechvögeln.

Und wie produziert man jetzt Pech? Hier ein Video, in dem das aufgezeigt wird: https://youtu.be/l0wy7JdAXjk

Aber bitte damit keine Pechvögel jagen! 


Die Predigt vom kommenden Sonntag in der Evangelisch-methodistischen Kirche St. Gallen, die ich überschrieben habe mit "Wege durch die Angst", wird wieder auf Youtube live übertragen. Ab 10.30 Uhr kann man sie anhören und ansehen: https://youtu.be/1fNnq_DQhNs

Es geht um Angst, und ob diese durch Kraft, Vernunft und/oder Liebe überwunden werden kann.

Jörg Niederer ist Mitglied  im Ausschuss Kirche und Gesellschaft der EMK Schweiz-Frankreich-Nordafrika

Donnerstag, 22. Oktober 2020

Playmobile Produktionen zur Bibel

Ein Gedanke

Bibeln auf dem Briefkasten der EMK Dübendorf
Foto © Jörg Niederer
"Die Bibel ist erstens crazy, und zweitens wesentlich lustiger als ihr Ruf, und ich werde es beweisen." Michael Sommer

Ein Bibelvers - Lukas 1,1+2

Lukas: "Schon viele haben es unternommen, über das, was unter uns geschehen und in Erfüllung gegangen ist, einen Bericht abzufassen nach der Überlieferung derer, die von Anfang an Augenzeugen und Diener des Wortes waren."

Eine Anregung

Auf dem Videokanal Youtube finden sich viele Videos. Einige davon stechen aus der Masse heraus. Dazu gehören die Nacherzählungen von Weltliteratur, und neuerdings der Bibel, durch Michael Sommer. Der Literaturwissenschaftler, bekannt für sein Format "Sommers Weltliterautur to go", will innerhalb eines Jahres mit Playmobilfiguren die Inhalte von jedem Buch der Bibel nachspielen. Das gelingt ihm auf unterhaltsame und anregende Weise. Allein schon die flapsigen Dialoge sind hörenswert. Ein Beispiel: Die Aussage aus der Exodusgeschichte, dass Mose und sein Bruder Aaron auf Geheiss Gottes zum Pharao gehen, vertextet Sommer wie folgt: "Und so geht Moo mit seinem Broo zum Pharaoo".

Die Produktion erfolgt mit fachlicher Unterstützung des evangelischen Contentnetzwerks https://yeet.evangelisch.de/ . Immer wieder montags wird ein neues Video zu einem biblischen Buch auf dem Youtubekanal https://www.youtube.com/channel/UCSa4RnmvfBbLgkEwqCUNGXQ veröffentlicht.

Der Preisträger des Grimme Online Awards hält sich dabei an ein bewährtes Erfolgsmodel: "Ich verspreche wie immer, sachlich richtige Informationen bei gleichbleibend plattest möglichem Humor zu liefern."

Und so ist es denn auch, wie man sich von den ersten Produktionen selbst überzeugen kann: https://youtu.be/c56ed8394Ic (1. Buch Mose) und https://youtu.be/akYJfbuJLgQ (2. Buch Mose)

Jörg Niederer ist Mitglied  im Ausschuss Kirche und Gesellschaft der EMK Schweiz-Frankreich-Nordafrika

Mittwoch, 21. Oktober 2020

Fonduegast Corona

Ein Gedanke

Schweizer Käse
Foto © Jörg Niederer
"Es ist schwer, ein Volk zu regieren, das 246 Sorten Käse hat."  Das Zitat von Charles de Gaulle lässt sich sinngemäss auch auf die Schweiz anwenden.

Ein Bibelvers - Apostelgeschichte 2,46+47a

"Einträchtig hielten sie (die ersten Christinnen und Christen) sich Tag für Tag im Tempel auf und brachen das Brot in ihren Häusern; sie assen und tranken in ungetrübter Freude und mit lauterem Herzen, priesen Gott und standen in der Gunst des ganzen Volkes."

Eine Anregung

Soll man in Corona-Zeiten Fondue essen? Wer sich dies fragt, kann beruhigt werden. Selbst wenn alle ihr Brot in den selben Topf tauchen, kommt es nicht zu einer Ansteckung. Denn Viren mögen die Hitze nicht. Lediglich das Distanzhalten ist in der Tischrunde um das Caquelon ein Problem.

Mir ist in diesem Zusammenhang eine russisch-jüdische Geschichte in den Sinn gekommen. Darin werden Himmel und Hölle dargestellt in Form scheinbar identischer Räume, in denen Menschen um einen gemeinsamen Topf mit feinem Essen sitzen. Doch in der Hölle sind die Menschen vor Hunger ausgezehrt, während sie im Himmel wohlgenährt dasitzen. An beiden Orten hantieren die Beteiligten mit Löffeln. Deren Stiele sind so lang, dass der gefüllte Löffel nicht zum eigenen Mund geführt werden kann. Genau das ist in der Hölle das Problem. Allein auf sich selbst bezogen neidet jeder dem andern das Essen, ohne sich dabei selbst nähren zu können. Im Himmel dagegen schöpfen die Menschen das Essen, und führen es zum Mund einer anderen Person in der Runde. Unter https://youtu.be/PPJ7RuR1bkM gibt es zu diesem Gleichnis ein Video.

Zurück zum Fondue. Tatsächlich sollen einige Restaurantbetriebe den Gästen überlange Gabeln abgeben, um das Distanzhalten beim gemeinsamen Fondueschmaus möglich zu machen. Da liegt es wohl an den Gästen, ob diese sich vor der gemeinsamen Käsesuppe im Himmel oder in der Hölle wähnen. Ich wünsche auf jeden Fall einen guten Appetit.

Jörg Niederer ist Mitglied  im Ausschuss Kirche und Gesellschaft der EMK Schweiz-Frankreich-Nordafrika

Dienstag, 20. Oktober 2020

Das Wesentliche, und das Andere

Ein Gedanke

Helikopter am Himmel über mir
Foto © Jörg Niederer
Nicht alle, die zum Himmel schauen, sehen ihn.

Ein Bibelvers - Apostelgeschichte 17,24.27c+28

"Der Gott, der die Welt geschaffen hat und alles, was darin ist, er, der Herr des Himmels und der Erde... ist ja jedem einzelnen unter uns nicht fern. In ihm nämlich leben, weben und sind wir, wie auch einige eurer Dichter gesagt haben: Ja, wir sind auch von seinem Geschlecht."

Eine Anregung

Angenommen, du müsstest das abgebildete Foto beschreiben. Wie würdest du es tun? Ich vermute, dass du dich auf den Helikopter konzentrieren würdest. Eventuell kennst du das Helikoptermodell, und die Besonderheiten dieses Typs. Möglicherweise beschreibst du auch die Bewegungsunschärfe der Rotoren, oder überlegst dir den Sinn des Schweizer Kreuzes auf dem Bauch des Fliegers. Vielleicht thematisiert du Sinn oder Unsinn des Militärs, beklagst Umweltverschmutzung und Lärm durch Flugbewegungen. 

Dabei ginge vergessen, dass der grösste Teil dieses Fotos den Himmel zeigt, den Raum, ohne den kein Fluggerät Sinn macht. Die Selbstverständlichkeit des Luftraums führt dazu, dass wir seine existenzielle Wichtigkeit ausblenden. Und so konzentrieren wir uns oft auf das ärgerliche oder faszinierende Nebensächliche, und die Hauptsache vergessen wir. Die Hauptsache, das ist der Himmel, das ist der Raum, in dem ich mein Leben gestalten darf.

Jörg Niederer ist Mitglied  im Ausschuss Kirche und Gesellschaft der EMK Schweiz-Frankreich-Nordafrika

Montag, 19. Oktober 2020

Mit Höllenbildern auf Schlimmes vorbereiten

Ein Gedanke

Höhlenartige Auswaschung bei Sonnental SG
Foto © Jörg Niederer
"Resiliente Menschen vertrauen darauf, Krisen aus eigener Kraft meistern zu können. Schmerz und traumatische Erlebnisse lähmen sie nicht." Stefanie Walter im ref.ch-Beitrag: "Verletzlich, aber unbesiegbar." https://www.ref.ch/news/verletzlich-aber-unbesiegbar/

Ein Bibelvers - 2. Timotheus 3,12

"Es ist wahr: Alle, die in Christus Jesus ein frommes Leben führen wollen, werden Verfolgungen erleiden..."

Eine Anregung

Wie wird man widerstandsfähig gegen Schicksalsschläge? Ein Beitrag von ref.ch zu Resilienz zitiert den katholischen Münchner Theologen Martin Schneider: "'Wir haben bei den Propheten und in der Apokalypse eine starke religiöse Tradition, auf Gefahren hinzuweisen'. Die biblische Offenbarung des Johannes beschreibt in schrecklichen Bildern eine endzeitliche Katastrophe. Sie rüttelt die Menschen auf und warnt sie mit drastischen Worten, damit sie neue Wege gehen. 'Die Apokalypse schildert den Weltuntergang, um zur Umkehr zu bewegen. Dahinter steht: Eine andere Welt ist möglich.'".

Waren und sind also diese beängstigenden Höllenpredigten des Mittelalters und der Gegenwart gar nicht so schlecht, solange sie einen umsetzbaren Ausweg ermöglichen? Das Mittelalter kannte den Ablass, die katholische Kirche die Messen für Verstorbene. Wie würden heutige Auswege aus der Hölle aussehen? Sollten wir wieder Schreckensbilder predigen, um die Menschen auf Schreckliches vorzubereiten? Das wäre eine psychologische oder theologische "Politik der Schreckensabhärtung".

Es gibt auch andere Mittel, den Widrigkeiten des Lebens zu trotzen. Der ref.ch-Beitrag nennt diese vier Wege:

- Sich den eigenen Ängsten stellen

- Sport treiben: SportlerInnen können schneller Stresshormone abbauen.

- Positive soziale Kontakte: Zwei gute, vertrauenswürdige Freundinnen oder Freunde, die uns beistehen.

- Sich in Beispielgeschichten wiederfinden, etwa der Bibel. Genannt wird unter anderem das Buch Hiob.

Jörg Niederer ist Mitglied  im Ausschuss Kirche und Gesellschaft der EMK Schweiz-Frankreich-Nordafrika

Sonntag, 18. Oktober 2020

Wenn die Wölfe den Sonntag einheulen

Ein Gedanke

Katholische Kirche in Blauen
Foto © Jörg Niederer
"Wenn man für jeden Donner und Blitz, / Den ihr losbrennt mit eurer Zungenspitz, / Die Glocken müßt läuten im Land umher, / Es wär bald kein Meßner zu finden mehr." Friedrich von Schiller (1759 - 1805), aus: Wallenstein (Trilogie), entstanden 1796-1799; Erstdruck 1800. Wallensteins Lager, 1798. 8. Auftritt, Kapuziner

Ein Bibelvers - Psalm 145,18

"Der Herr ist nahe allen, die ihn anrufen, allen, die ihn wahrhaft anrufen."

Eine Anregung

Der Tierpark Goldau veröffentlicht regelmässig Informationen über die verschiedenen Tiere, die man in diesem Alpenraum-Zoo besuchen kann. In einem aktuellen Video erzählt die Betreuerin der Wölfe von deren Verhalten. So würden die Wölfe je nach Musik mitsingen beziehungsweise mitheulen. Und fast immer stimmten sie in das Glockengeläut der nahen Kirche mit ein, als wollten sie, wie die Kirchglocken, die Menschen zur Besinnung, zum Gebet rufen.

Das kurze Video zu den Wölfen ist hier zu finden: https://youtu.be/QvQKPOYQNxg

Jörg Niederer ist Mitglied  im Ausschuss Kirche und Gesellschaft der EMK Schweiz-Frankreich-Nordafrika

Samstag, 17. Oktober 2020

Andauerndes Warten

Ein Gedanke

Flechte auf Kieselstein
Foto © Jörg Niederer
„Nirgendwo habe ich mehr Ruhe gefunden als in Wäldern und in Büchern.“ (Thomas von Kempen, Augustiner-Chorherr und geistlicher Schriftsteller, um 1380–1471 - Siehe https://www.einfachbewusst.de/2019/03/zitate-langsamkeit/)

Ein Bibelvers - 2. Petrus 3,18

"Wachst vielmehr in der Gnade und Erkenntnis unseres Herrn und Retters Jesus Christus. Ihm sei Ehre, jetzt und bis zum jüngsten Tag. Amen."

Eine Anregung

Flechten wachsen langsam. Krustenflechten manchmal nur wenige Zehntelsmillimeter pro Jahr. Es dauert also. Und nun dauert es mit dem Corona-Virus auch. Länger als vermutet, und statt dass es besser wird, wird es wieder schlimmer. Diesen Blog begann ich zu schreiben, um als Pfarrer in der Zeit des Lockdowns mit den Gemeindegliedern der Gemeinde in Kontakt zu bleiben. Die darin geäusserten Gedanken sollen Anregungen sein, über den christlichen Glauben nachzudenken - darum ein Bibelzitat - das in irgend einer Weise in Beziehung steht zu dem, was da sonst noch niedergeschrieben ist, und natürlich zum Foto. Nicht immer sind diese Zusammenhänge auf den ersten Blick ersichtlich. Meist dabei ist auch eine Anregung, um etwas zu tun, oder sich für etwas weiter zu interessieren.

Dies ist das 213. Mal, dass ich einen solchen kurzen Blog-Text schreibe. Ich gebe es zu. Die Beiträge sind nicht immer tiefgründig oder originell. Gerade jetzt, in meinen Ferien, nehme ich was kommt. Und da frage ich mich, in einer Zeit, in der die meisten Fachleute wieder von Maskenpflicht in öffentlichen Innenräumen sprechen, von Isolation und Abstand halten, von Homeoffice usw., ob mir für weitere 213 Blogbeiträge eine Idee kommen wird.

Was es mir gebracht hat in dieser zurückliegenden Zeit? Ich habe wieder bewusster die Bibel gelesen und sie in einen Alltagsbezug setzten können. Und wie ist es dir gegangen in dieser andauernden Zeit der Lebenskonzentration?

Jörg Niederer ist Mitglied  im Ausschuss Kirche und Gesellschaft der EMK Schweiz-Frankreich-Nordafrika

Freitag, 16. Oktober 2020

Alles Ding währt seine Zeit - von der Schlehe

Ein Gedanke

Beeren des Schwarzdorns (Schlehen)
Foto © Jörg Niederer
"Versprochene Beeren füllen die Körbe nicht." Sprichwort

Ein Bibelvers - 3. Mose 19,10

"Auch in deinem Weinberg sollst du keine Nachlese halten, und die abgefallenen Beeren deines Weinbergs sollst du nicht einsammeln. Dem Armen und dem Fremden sollst du sie überlassen. Ich bin der Herr, euer Gott."

Eine Anregung

Gestern sammelte ich Schlehen, die Beeren des Schwarzdorns, der bei uns in Hecken und an Waldrändern wächst. Sie sind mir nun Basis für Saft, Konfitüre und Likör.

Die Beeren brauchen den Frost, damit sie für Menschen bekömmlicher, süsser werden. In meinem Fall wanderten sie für eine Nacht ins Eiskühlfach.

Auch interessant: Die Kerne enthalten Blausäure. Diese wird aber nur freigegeben, wenn man die Kerne zertrümmert. Dann entwickelt sich das Marzipanaroma. Das sollte man aber nicht bei mehr als zwei Kernen tun auf einen Liter Saft.

Ich bin gespannt, wie sich der Likör entwickelt. Vier bis acht Wochen heisst es nun warten. Der Saft wird aber schon in vier Tagen soweit sein. "Alles Ding währt seine Zeit, Gottes Liebe in Ewigkeit."

Und hier geht es zu einem Video über die Schlehe: https://youtu.be/TNt9553JtJE

Jörg Niederer ist Mitglied  im Ausschuss Kirche und Gesellschaft der EMK Schweiz-Frankreich-Nordafrika

Donnerstag, 15. Oktober 2020

Wenn die Vögel ziehen, erscheinen die Pilze

Ein Gedanke

Pilz von oben betrachtet
Foto © Jörg Niederer
"Erfahrungen sammelt man wie Pilze: einzeln und mit dem Gefühl, dass die Sache nicht ganz geheuer ist."
Erskine Caldwell (1903 - 1987), ein US-amerikanischer Schriftsteller 

Mehr Pilzzitate hier: https://www.entoloma.de/?view=article&id=355:sprueche-und-weisheiten-mit-pilzen&catid=108

Ein Bibelvers - Haggai 2,17

"Ich habe euch, das ganze Werk eurer Hände, mit Getreidebrand geschlagen und mit Mehltau und mit Hagel, euch aber hat das nicht zu mir getrieben. Spruch des Herrn."

Eine Anregung

Pilze sind schön und hässlich. Pilze sind giftig und essbar und ungeniessbar. Pilze hat es im Käse und im Mehl. Manche Pilze leuchten. Und andere Stinken.

Pilzen begegne ich gerade wieder täglich auf meinen Wanderungen und Spaziergängen. Selbst im Zerfall entfalten sie mitunter Schönheit.

In der Bibel werden nur an zwei Stellen Pilze erwähnt. Beide Male sind es unerwünschte Sorten, die das Getreide verderben. Mehr dazu unter https://hochschul.net/biblische-pilze-oktober-2016/

Wo begegnen dir Pilze im Alltag? Und an wie vielen verschiedenen Sorten Pilzen gehst du beim nächsten Spaziergang vorbei?

Jörg Niederer ist Mitglied  im Ausschuss Kirche und Gesellschaft der EMK Schweiz-Frankreich-Nordafrika

Mittwoch, 14. Oktober 2020

Ein Orthodoxes Kloster inmitten des Schweizer Juras

Ein Gedanke

Das Kloster Beinwil im Solothurner Jura
Foto © Jörg Niederer
"Gebet ist das Ablegen von Gedanken." Wüstenvater Evagrios Ponticus, (345-399)

Ein Bibelvers - Matthäus 11,2+3

"Als Johannes (der Täufer) nun im Gefängnis von den Taten des Christus hörte, sandte er seine Jünger zu ihm und liess ihn fragen: Bist du es, der da kommen soll, oder sollen wir auf einen anderen warten?"

Eine Anregung

Gestern besuchte ich das Kloster Beinwil. Dabei wurden Erinnerungen wach an Zeiten, als ich Pfarrer der Evangelisch-methodistischen Kirche Rothrist war. Im Kloster Beinwil erstanden wir damals den Abendmahlskelch, und dort verbrachten wir eine Retraite als Leitungsteam.

Das einstige katholische Kloster hat sein Bild bewahrt und ist dennoch im digitalen Zeitalter angekommen. Auf dem Bauernhof neben dem Kloster gibt es Produkte direkt ab Hof zu kaufen, und alles lässt sich jetzt bequem per TWINT bezahlen.

Heute lebt im Kloster eine orthodoxe Gemeinschaft von Männern und Frauen, und bieten es für Gruppen und Einzelpersonen als Ort der Einkehr an. Auf https://www.airbnb.ch/rooms/33728697?source_impression_id=p3_1602654922_xtBSc7wdWps7rVkk ist es als Superhost geführt. Das ist ein Ort, an dem die Gastgeber alles geben für ihre Gäste. Solches wurde mir gestern auch von einem Ansässigen bestätigt. Es sei Leben ins Kloster zurückgekehrt: "Die Brüder machen das gut!"

Von diesen Brüdern erfährt man im folgenden Bericht mehr; ein Interview mit Abt und Äbtissin: https://www.kirche-heute.ch/blog/im-griechischen-kloster-fand-ich-was-ich-suchte/

Nun überlege ich mir, ob ich nicht wieder einmal im Kloster einen Zwischenhalt einlege. Zeit für Ruhe, kombiniert mit Wanderausflügen auf die zweite Jurakette.


Jörg Niederer ist Mitglied  im Ausschuss Kirche und Gesellschaft der EMK Schweiz-Frankreich-Nordafrika

Dienstag, 13. Oktober 2020

Staudamm in Turmform

Ein Gedanke

Energy Vault Turm
Foto © Jörg Niederer
"Die Idee ist gut, die Blöcke sind gebaut, heben und senken sich schon in Arbedo-Castione. Womöglich tun sie das schon bald auf der ganzen Welt." falcomeyer.ch in Transhelvetica #61, Seite 51

Ein Bibelvers - Lukas 14,28

Jesus: "Wer von euch wird sich, wenn er einen Turm bauen will, nicht zuerst hinsetzen und die Kosten berechnen, ob er auch genug habe zur Ausführung."

Eine Anregung

Dieser 120 Meter hoher Turm mit seinen speichenförmig angeordneten sechs Armen ist laut der Zeitschrift Transhelvetica ein "Staudamm in Turmform". Gestern wanderte ich in Arbedo-Castione am 8-9 Millionen Franken teuren Prototypen von Engergy Vault https://energyvault.com/ vorbei. Bei dem Turm handelt es sich um ein Hubspeicherkraftwerk. In Zeiten, in denen viel Energie anfällt, werden mit dieser überschüssigen Energie 35 Tonnen schwere Verbundsteinblöcke an den Armen in die Höhe gezogen. In Zeiten, in denen diese Energie benötigt wird, treiben sie durch die Schwerkraft Generatoren an, welche bis 35 MWh Strom erzeugen. Damit können 2000 bis 3000 Wohnungen acht Stunden lang mit Energie versorgt werden.

Vor allem unregelmässig anfallende, erneuerbare Energie kann auf diese Weise weitgehend risikoarm und mit einem 80-prozentigen Energieeffizienzgrad zwischengespeichert werden.

Nun habe ich das Wunderding mit eigenen Augen gesehen. Die Nachfrage sei aussergewöhnlich hoch. Hier eine Drohnenaufnahme vom August 2020 - https://energyvault.com/cdu-drone-footage/

Und dank der sehr lesenswerten Transhelvetica https://transhelvetica.ch/ bin ich über den Sinn dieser Technologie auch im Bilde.


Jörg Niederer ist Mitglied  im Ausschuss Kirche und Gesellschaft der EMK Schweiz-Frankreich-Nordafrika

Montag, 12. Oktober 2020

Mit Victory-Zeichen und vollem Drall

Ein Gedanke

Zackelschaf auf einer Weide bei Gachnang
Foto © Jörg Niederer
"Schafe besitzen die beeindruckende Fähigkeit, sich die Gesichter von Menschen und bis zu 50 anderen Schafen über einen Zeitraum von zwei Jahren zu merken." https://www.peta.de/faszinierende-schafe

Ein Bibelvers - 2. Samuel 22,3
"Gott, mein Hort, bei dem ich Zuflucht suche, mein Schild und das Horn meines Heils, meine Burg und meine Zuflucht, mein Helfer, aus Gewalt rettest du mich."

Eine Anregung

So wie auf dem Foto sahen die ungarischen Schafe früher alle aus, also so ab 1600 nach Christus. Heute haben andere Rassen sie verdrängt. Das Zackelschaf stammt direkt vom Urschaf Urial ab, und ist geschützt. Die v-förmige abstehenden gedrillten Hörner entwickelten sich im Verlauf einer 700-jährigen Haltung und Domestizierung. Vier solche Zackelschafe, die schwarzen sind seltener als die weissen, beobachtete ich gestern, wie sie mit zwei Heideschafen bei einem Bauernhof weideten. Von den Wildschafen haben sie die Aufmerksamkeit und das Misstrauen behalten. Eine Katze die aussen am Gatter vorbeistrich, wurde sofort entdeckt und nicht mehr aus den Augen gelassen. Fettes Futter vertragen die Tiere nicht. Das erklärte mir der Bauer, der mindestens so faszinierend aussah wie die beiden Schafe.

Was mir auch aufgefallen ist. Die Tiere gehen achtsam miteinander um und schaffen es, trotz langer Hörner, nahe beieinander zu bleiben und sich dabei gegenseitig nicht zu verletzen.

Das schaffen Menschen - selbst ohne Hörner - nicht immer.


Jörg Niederer ist Mitglied  im Ausschuss Kirche und Gesellschaft der EMK Schweiz-Frankreich-Nordafrika