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Sonntag, 28. Mai 2023

Kriegskosten

In den US-amerikanischen Medien läuft im Moment eine Geschichte, die ich
hier in Europa sehr vermisse. An der renommierten Brown University
untersucht ein Institut die Kosten des von den USA angeführten "Krieges
gegen Terror" (WATSON INSTITUTE FOR INTERNATIONAL AND PUBLIC
AFFAIRS, Brown University;
https://watson.brown.edu/costsofwar/papers/summary)
Einige Ergebnisse:

  • Mindestens 929,000 Menschen sind direkt durch kriegerische Gewalt von allen Konfliktseiten gestorben, unter anderem Zivilisten und Journalisten.
  • Noch viel mehr Menschen sind durch die Folgen dieser Kriege gestorben, wie Unterernährung, beschädigte Infrastruktur und Umweltschäden.
  • 38 Millionen Menschen wurden in den Kriegen nach 9/11 in Afghanistan, Pakistan, Irak, Syrien, Libyen, Yemen, Somalia und den Philippinen zu Flüchtlingen.
  • Diese Kriege haben merklich zum Klimawandel beigetragen, da das US-amerikanische Verteidigungsministerium zu den weltgrössten Verursachern von Treibhausgasen zählt.
  • Die Kriege werden begleitet vom Zerfall von Bürgerrechten und -freiheiten und Menschenrechten, sowohl in den USA wie in anderen Weltregionen.

Diese Liste ist keine Überraschung. Denn diese Folgen von Kriegen sind schon
lange bekannt. Die Studie drückt nur in konkreten Zahlen aus, was zu erwarten
ist. Sie zählen auch noch nicht was der Einsatz von abgereicherten Uranwaffen
hinterlässt.
Verwunderlich ist, wie diese und ähnliche Studien und Darstellungen in fast
allen europäischen Leitmedien ignoriert werden. (Ich habe zumindest keinen
Hinweis darauf entdecken können.) Scheinbar gilt noch immer die ganz
unrealistische Einschätzung, Menschen mit Kriegen zu Freiheit und Leben
führen zu wollen.
Ich hoffe sehr, dass zumindest Christinnen und Christen sich bewegen lassen,
realistisch und faktenbasiert über die angeblichen Versprechen von Kriegen
und ihre tatsächliche Wirkung zu denken und sich zu engagieren. Das könnte,
im Namen Jesu Christi und um Gottes Willen, nur bedeuten, sich dafür
einzusetzen, jeden Krieg baldmöglichst zu Ende zu bringen.

Marietjie Odendaal

Sonntag, 14. Mai 2023

Religion und Sicherheit

In der Gesellschaft ist zunehmend ein Gefühl der Unsicherheit zu spüren, sei es aufgrund von Gesundheitsbedenken im Zusammenhang mit der Pandemie, der geopolitischen Unsicherheit nach der Invasion in der Ukraine oder der Sorge um die finanzielle Stabilität nach der CS-Pleite. 

Interessanterweise besagt eine soziologische, wenn auch umstrittene Ausgangsthese, dass Religiosität negativ mit sozialer Sicherheit korreliert. Als historisches Beispiel wird angeführt, dass z.B. die Entdeckung von Keimen und Antibiotika dazu führte, dass Krankheit als ein lösbares Problem angesehen wurde. 

Die Erfahrung von einer zunehmend garantierten Sicherheit würde demnach die Bedeutung religiöser Fragen zurückdrängen. Umgekehrt liesse sich folgern, dass es aber gerade in unsicheren Zeiten das Bedürfnis nach Orientierung, Zugehörigkeit und Krisenbewältigung wieder zunimmt. 

Dieses wird heute vielleicht nicht mehr ausschliesslich religiös aufgefangen, dennoch hat gerade die Kirche in ihrer Botschaft und Praxis dafür eine Kompetenz und Entsprechung, die sie gerade jetzt in Zeiten der Unsicherheit aktiv wahrnehmen sollte.

Milan Weller