Ein Gedanke
Was ist ein Säulenheiliger ohne Säule? Ein Heiliger!Foto © Jörg Niederer
Ein Bibelvers - 1. Könige 17,2+3
"Und das Wort des Herrn erging an Elia: Geh fort von hier und wende dich nach Osten. Halte dich verborgen am Bach Kerit, der jenseits des Jordan fliesst. Und aus dem Bach kannst du trinken, und den Raben habe ich geboten, dich dort zu versorgen."
Eine Anregung
Typisch christliche Fragen stellt sich Karsten Risseeuw alias Kernbeisser in seinen "Gedanken zur Bibel". Einer seiner Blogs beschäftigt sich mit dem Solochristenleben. Vielleicht kennst du das Dialektlied "Solochrist". Dann bist du vermutlich in freikirchlichen Kreisen gross geworden. Denn dort hat man es rauf und runter gesungen. "Warum gaht's dänn nöd als Solochrischt, warum chas elei nöd gah? Will d'eleige ganz verlore bisch, und der niemmert z'Hilf cha cho. En Christ brucht der ander, der ander brucht mich, so hälfe mir enander uf em Wäg is sis Riich." Hier eine gesungene Version: https://www.youtube.com/watch?v=e0_kTMvEfJA
Der Kernbeisser will dieses Bild des Solochristen aus der negativ besetzten Ecke führen. Dazu erzählt er von sich, und wie er einige Jahre ohne institutionelle christliche Gemeinschaft lebte. Damit ist er nicht allein. Viele Christen steigen für einige Zeit aus der organisierten christlichen Szene aus und versuchen mit mehr oder weniger Erfolg, ein individuelles christliches Leben zu führen, jenseits von frommer Erwartung und den Sonntag und Alltag bestimmendem Gemeindeprogramm. Sein Blog dazu kann man hier lesen: https://kernbeisser.ch/kann-man-solochrist-sein/
Da wo die christliche Gemeinschaft zu einer Pflicht wird, wird das Christsein zu einem Krampf und Frust. Die Freiheit der Gotteskinder wird dabei pervertiert und ins Gegenteil, in eine Abhängigkeit verkehrt.
Doch auch in der Phase der Distanzierung geht es nicht ohne das, was John Wesley "Gnadenmittel" nannte. Wesley meinte damit alles, was den Menschen in seinem Christsein bestärkt. Traditionell zählt man dazu den Besuch der Gottesdienste, das Lesen der Bibel und guter christlicher Literatur, die Beichte, das Fasten, das Beten sowie die Kleingruppen. Vielleicht sind heute ganz andere "Gnadenmittel" auf dem eigenen Glaubensweg hilfreich. Die ungezwungenen Gespräche mit Menschen über Gott und die Welt, das Führen eines Tagebuchs, eine Zeit der Einsamkeit, Spass mit der Familie statt Stimmkrampf im Kirchenchor, eine Reise allein, spontane Besuche in unbekannten Kirchgemeinden, etc. Der Kernbeisser lässt durchblicken, dass er in der Zeit der Kirchenabstinenz nicht ohne den Austausch über Glaubensfragen ausgekommen ist. Es bleibt eben selbst als SolochristIn so, dass man christlich zwar ganz anders, aber nicht ganz solo, unterwegs sein kann.
Jörg Niederer ist Mitglied im Ausschuss Kirche und Gesellschaft der EMK Schweiz-Frankreich-Nordafrika
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