Ein Gedanke
"Das schlimmste Übel, an dem die Welt leidet, ist nicht die Stärke der Bösen, sondern die Schwäche der Guten." Romain Rolland, Französischer Schriftsteller (1866 - 1944)Foto © Jörg Niederer
Ein Bibelvers - 2. Korinther 12,10
"Darum freue ich mich über alle Schwachheit, über Misshandlung, Not, Verfolgung und Bedrängnis, um Christi willen. Denn wenn ich schwach bin, dann bin ich stark."
Eine Anregung
Gestern wanderten wir über den Stoss. Nicht den in Schwyz, den bei Gais im Appenzell. Das Wetter muss etwa so gewesen sein wie am 17. Juni 1405, als 1200 Habsburger unter Leopold IV. 400 Appenzellern gegenüberstanden. Damals gehörte Winterthur und Schaffhausen noch zu Habsburg und die Appenzeller waren so etwas wie assoziierte Mitglieder der Eidgenossenschaft und rechte Kriegsgurgeln.
Geschickt nutzten sie das Gelände aus, positionierten sich auf dem Stoss weit über den in den Hang gebauten Verteidigungswall und liessen die Habsburger durch. Dann kam die Morgarten-Strategie zum Einsatz. Felsen wurden auf das feindliche Kriegsheer hinuntergerollt, es folgte der Zangenangriff mit Hellebarden auf die im Morast und auf rutschig nassem Gelände in ihren Rüstungen feststeckenden Ritter. Die Bogenschützen der Habsburger konnten auch nicht helfen. Die Nässe hatte die Bogensehnen unbrauchbar gemacht. So schlug eine ortskundige Minderheit mit cleverer Strategie ein drei- bis zehnmal grösseres habsburgisches Heer.
Die Schlacht gehört zu den Appenzeller Kriegen und hat ein Vorgeschichte. (Siehe dazu auch mein Blog vom 12. Juni: https://kircheundgesellschaft.blogspot.com/2020/06/von-der-dummheit-des-kriegs-und-andern.html). Diese Appenzeller Kriege nahmen mit der Schlacht am Stoss so richtig an Fahrt auf. Es folgte die Expansion der Appenzeller bis über den Arlberg und die Verwüstung des Thurgaus. Unter der Führung von St. Gallen und Appenzell entstand der "Bund oben am See". Mehr dazu hier: https://de.wikipedia.org/wiki/Schlacht_am_Stoss
Der damals erkämpften Freiheit und zum Gedenken der Gefallenen findet bis heute die Stosswallfahrt statt. Laut Tourismus Appenzell gehört sie "zu den ältesten und urtümlichsten Traditionen im Appenzellerland" und findet das nächste Mal am 9. Mai 2021 statt. Jahrhunderte lang nahmen an dieser Pilgerfahrt nur Männer teil. Aber seit 1991 sind auch Frauen und Mädchen zugelassen. Das nächste Jahr also zum 30. Mal. Siehe: https://www.appenzell.ch/de/kultur-und-braeuche/braeuche-und-traditionen/stosswallfahrt.html
Das Geschehen vor 600 Jahren hat etwas von einer David-gegen-Goliat-Geschichte. Der Kleine besiegt den Grossen, und wird so selbst ein Grosser. Nur irgendeinmal kommt dann wieder ein kleiner, und besiegt auch diesen Grossen, was den wiederum ziemlich klein macht.
Jörg Niederer ist Mitglied im Ausschuss Kirche und Gesellschaft der EMK Schweiz-Frankreich-Nordafrika
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