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Donnerstag, 29. Oktober 2020

Von einem Baby, einem Frosch, einigen Würsten und geduldigem Papier

Ein Gedanke

Froschauerbrunnen in Zürich
Foto © Jörg Niederer
"Diese meine Arbeit widme ich dir, geliebter Gevatter Froschauer, bewogen durch meine Liebe zu dir und wegen deines feurigen Eifers für die Sache des Evangeliums, welche du auf jede Weise zu befördern strebst." Heinrich Bullinger im Vorwort des Kommentars zum Markusevangeliums, 1541 von Christoph Froschauer herausgegeben.

Ein Bibelvers - Jesaja 30,8

Gott zu Jesaja: "Nun komm, schreib es auf eine Tafel bei ihnen, und verzeichne es in einem Buch, damit es an einem künftigen Tag Zeuge ist für alle Zeiten."

Eine Anregung

Der Brunnen bei der Predigerkirche gleich mit seinen Verzierungen und der skurrilen Figur zuoberst auf der runden Stele einem Totempfahl. Jetzt im Herbst spuken die vier Gesichter coronakonform nichts in den steinernen, achteckigen Trog.

Es geschah 13 Jahre vor seinem Pesttod 1564, da erstand der Buchdrucker Christoffel Froschauer das ehemalige Frauenkloster St. Verena an der Kleinen Brunngasse in Zürich. Am Ende dieser Gasse stand der Züblibrunnen. Diesem Brunnen nun setzte der zu dieser Zeit längst schon weltberühmte Froschauer die Krone in Form seines Druckerzeichens auf. Ein grosser Frosch, auf dem ein Kleinkind mit Fähnchen reitet.

Froschauer, geboren um 1490 im oberbayrischen Kastl, war der erste Buchdrucker in der Stadt Zürich. Seine Druckerzeugnisse, darunter die Zürcher Bibel von Reformator Huldrich Zwingli aus dem Jahr 1530, verhalfen der Reformation so richtig Fahrt aufzunehmen.

Die Druckerei baute er ab 1515 zusammen mit Hans Rüegger auf. Nach dessen Tod 1517 heiratete er die Witwe und führte die Druckerei in Eigenregie weiter. 1519, also schon vier Jahre nach seiner Ankunft in Zürich, wurde ihm das Stadtbürgerrecht verliehen.

Die Buchdruckerei von Christoph Froschauer war auch ein Debattierclub für die Gelehrten seiner Zeit. Wohl bei solchen Gesprächen entschied man sich zum berühmt gewordenen "Froschauer-Wurstesssen" das am 9. März 1522 dort stattfand. Mitten in der Fastenzeit verstiessen hochgestellte Stadtzürcher unter Beisein mehrerer Geistlicher - auch Zwingli war da, aber ohne mitzuessen - provokativ gegen das Abstinenzgebot. Dieser Anlass in Zürich hatte für die Reformation in der Schweiz etwa die selbe Wirkung wie der Wittenberger Thesenanschlag in Deutschland.

Und was hat es nun auf sich mit dem Frosch reitenden Kleinkind. Darüber schreibe ich morgen mehr.


Am kommenden Sonntag, es ist zugleich Allerheiligen und der Reformationssonntag, sollen Heilige im Mittelpunkt stehen. Mit dem "Heiligen", den ich portraitieren werde, beziehungsweise von dem ich lernen möchte, wie man leichter und überzeugender an Gott glauben kann, rechnet bestimmt niemand. Also  lasst dich überraschen. Die Predigt dazu aus der Evangelisch-methodistischen Kirche St. Gallen wird um 10.30 Uhr live übertragen: https://youtu.be/vwTI6p4R20s

Jörg Niederer ist Mitglied  im Ausschuss Kirche und Gesellschaft der EMK Schweiz-Frankreich-Nordafrika

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