Gesamtzahl der Seitenaufrufe

Dienstag, 11. August 2020

Ausgrenzung in der Bibel - Wie damit umgehen?

Ein Gedanke
Der einzige dunkelhäutige Heilige an der Decke der Dorfkirche St. Niklausen
Foto © Jörg Niederer
"Weil Christ*innen an den gleichen Gott glauben, von dem die Bibel berichtet, suchen viele darin auch eine Relevanz für heute. Nicht jeder Text bietet das." Eveline Baumberger

Ein Bibelvers - Ruth 4,13.14.21+22
"So heiratete (der Israelit) Boas (die Moabiterin) Rut, und sie wurde seine Frau. Und er ging zu ihr, und der HERR liess sie schwanger werden, und sie gebar einen Sohn. Und die Frauen sprachen zu Noomi: Gelobt sei der HERR... Boas zeugte (mit Ruth) Obed, und Obed zeugte Isai, und Isai zeugte (den späteren König) David."

Eine Anregung
Wie umgehen mit schwierigen Bibelstellen? Etwa mit ethnischen Säuberungen? Eveline Baumberger, Blogerin bei RefLab, hat sich der Stellen im Esrabuch angenommen, in welchen Ehen von Juden mit nichtjüdischen Frauen getrennt und diese mit ihren Kindern fortgeschickt wurden.
In 5 Schritten führt Baumberger durch diese Bibelstelle hindurch. So wird es möglich, das damalige Vorgehen besser zu verstehen.
1. Erst mal in Ruhe nachlesen (In diesem Fall Esra 9+10)
2. Was steht da sonst noch?
3. Nachdenken und kombinieren
4. Ein Blick in die Sekundärliteratur (Bibelkommentare, Lexiken etc.)
5. Fazit: Jetzt ergibt es mehr Sinn
All das kann nachgelesen oder verkürzt als Videopodcast angehört werden unter https://youtu.be/w0CEKlqdUfw und https://www.reflab.ch/how-to-schwierige-bibelstellen/

Kritisch fügt Baumberger zum Schluss, an, dass wir zum Glück heute in einer anderen Zeit leben, in der z.B. Frauen nicht als Besitz ihrer Väter oder Ehemänner gelten. Und positiv könne man sich bei diesem Text fragen, wie viel Gemeinsamkeiten es in Beziehungen brauche.

Ich kann zwar nachvollziehen, warum diese Scheidungen interkultureller Ehen damals vollzogen wurden. Doch dass ich es verstehen kann, macht eine Handlung nicht gut oder moralisch akzeptabel. Auch wenn dieser Text in der Bibel steht, widerspricht er grundsätzlichen anderen Aussagen der Bibel (z.B. der von Jesus postulierten Unauflöslichkeit der Ehe) der Vernunft (Biblischer Rassismus ist nicht besser als Rassismus überhaupt), der Erfahrung (von kulturverschiedenen Ehen) und der Tradition (Ethnische Säuberungen in allerjüngster Zeit). Nur weil etwas in der Bibel steht, ist es noch nicht gut. Verstehen heisst noch nicht, dass etwas richtig ist. 
Wie siehst du das?


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen