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Sonntag, 2. August 2020

Nach dem Feuerwerksknall die Sonntagsruhe

Ein Gedanke
Feuerwerk vom 1. August 2020 in Frauenfeld
Foto © Jörg Niederer
"Es ist ungewiss, ob der Duft der Felder dich sicherer zu Gott führt als der Lärm der Großstadt."
Madeleine Delbrêl (1904-1964), französische Sozialarbeiterin und Mystikerin

Ein Bibelvers - 1. Könige 19,11-13
"Da sprach Gott zum Elia: Geh hinaus und stell dich auf den Berg vor den HERRN! Und sieh - da ging der HERR vorüber. Und vor dem HERRN her kam ein grosser und gewaltiger Sturmwind, der Berge zerriss und Felsen zerbrach, in dem Sturmwind aber war der HERR nicht. Und nach dem Sturmwind kam ein Erdbeben, in dem Erdbeben aber war der HERR nicht. Und nach dem Erdbeben kam ein Feuer, in dem Feuer aber war der HERR nicht. Nach dem Feuer aber kam das Flüstern eines sanften Windhauchs. Als Elija das hörte, verhüllte er sein Angesicht mit seinem Mantel."

Eine Anregung
Die Knallerei, und damit auch das Feuerwerk am 1. August (dem Schweizer Nationalfeiertag), hat einen religiösen Hintergrund. So um 1000 n. Chr. wurde in China das Pulver erfunden und nicht zuerst für den Krieg, sondern für die Totenverehrung eingesetzt. Das Feuerwerk musste vor allem laut sein, denn mit Lärm wurde das Übel vertrieben. Und vielleicht wollte man herausfinden, ob sich der oder die Tote nicht durch den lauten Knall wieder aufwecken lässt. Aber das ist Spekulation.
Die Germanen vertrieben einst böse Geister durch gewaltigen Lärm, den sie mit Peitschen, Rasseln und Dreschflegel erzeugten. Das Peitschenknallen kennen wir Schweizer als Brauchtum immer noch. Damit wird symbolisch der Winter vertrieben. Heute knallen wir anders als die Germanen weniger schweisstreiben meist auf pyrotechnische Weise.
Belegt ist, dass 1379 erstmals ein Feuerwerk in Europa gezündet wurde. Damals stieg an Pfingsten in Florenz der Heilige Geist als funkensprühende Taube zur Erde hernieder. Die Kirchen haben eben schon immer versuchte, den Gläubigen im Gottesdienst etwas zu bieten. Da eignete sich ein innovatives Feuerwerk wunderbar.
Was wir Schweizer aber am Nationalfeiertag mit Feuer, Knall und Funkensprühen beklagen oder vertreiben wollen, ist nicht ganz sicher. Vielleicht die Einsamkeit, sagte doch Friedrich Wilhelm Nietzsche: "Für den Einsamen ist schon Lärm ein Trost."
Auf mich hat es etwas Tröstliches, dass der Knall vergeht. Wäre nur Stille, wer würde sie bemerken? Erst das Vergehen des Knalls schafft Ruhe.

Mehr zum Feuerwerk: 
https://www.tagesspiegel.de/kultur/psychologie-des-feuerwerks-woher-kommt-die-lust-am-boellern/25376358.html
https://de.wikipedia.org/wiki/Feuerwerk
https://www.heimwerker.de/geschichte-des-silvesterfeuerwerks/


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