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Ein Bibelvers - Johannes 8,7
"Jesus richtete sich auf und sagte zu ihnen: Wer unter euch ohne Sünde ist, werfe als Erster einen Stein!"
Eine Anregung
"Maskomödie" ist ein Kunstwort. Zuerst dachte ich an "Maskiotie", auch ein Kunstwort, eine Zusammensetzung von Maske und Idiotie. Aber was ich gestern in der Bahn erlebte - ich war immerhin 7 Stunden lang unterwegs - ist weit mehr eine Maskomödie, eine Masken-Komödie.
Grundsätzlich: Von 8 Personen die ich vom meinem Sitzplatz in der Bahn im Blickfeld hatte, trugen mindesten zwei die Schutzmasken nicht richtig oder gar nicht.
Einige Beispiele:
- Entweder ist die Nase nicht bedeckt, oder die Maske ist unter das Kinn gezogen.
- An der Maske wird immer wieder herumgezupft, und zum Sprechen mit der Nachbarin oder dem Nachbar oder dem Mobiltelefon heruntergezogen.
- Ein Mann erzählt in einem Abteil seiner Tochter eine Geschichte. Beide maskenlos (die Tochter zurecht, da sie noch nicht 12 Jahre alt ist.)
- In einem Abteil sitzen vier Jugendliche. Drei gehen vorbildlich mit der Maske um, eine schafft es nicht, die Maske auch nur eine Minute richtig zu tragen. Einer der Jugendlichen erklärt ihr, dass er manchmal am Bahnhof vergesse, die Maske abzunehmen, und auch schon so 20 Minuten nach Hause marschiert sei. Der jungen Frau bleibt darob der Mund offen stehen. Das ist gut zu sehen, da dieser völlig unbedeckt ist.
- Besonders lustig: Eine Frau nimmt zum Niessen die Maske ab, und setzt sie danach wieder auf. Schliesslich muss die Einwegmaske ja noch einige Zeit halten.
- Zweimal sassen wir neben Soldaten im Zug. Die trugen die Masken vorbildlich und berührten sie kaum. Ich beschloss bereits, ein Loblied auf die Maskendirektive der Armee zu singen, da sehe ich, dass der eine Soldat nun doch die Nase freigelegt hat.
- Auch lustig, wenn auch nicht nur maskentechnisch: Eine junge Frau kippt den Kaffee um. Zuerst putzt sie mit einem Taschentuch das Bahntischchen, dann mit dem selben Taschentuch den Kaffeebecher, dann gibt sie das Getränk ihrer Freundin. Beide haben sich zuvor begrüsst, indem sie die Masken runterzogen und sich dann herzlich umarmten.
- Viele beobachte ich, wie sie ihre Einwegmaske nach Gebrauch zusammenfalten, dabei die Kontaktflächen berühren und für den späteren Gebrauch in die Hosen- oder Handtasche verschwinden lassen.
- Solange all diese Personen Abstand zu mir halten, geht das ja noch. Wenn dann aber ein älterer Herr sich neben meine Frau setzt, ohne Maske - er habe sie vergessen - dann kann ich mich nicht mehr still halten. Meine Frau gehört zu den Personen mit erhöhtem Risiko. Ich drücke daher klipp und klar aus, dass er da sitzen bleiben darf, wenn er ein Maske anziehe. Höflich aber bestimmt erkläre ich, warum ich das will, warum er das muss (der ganze Zug hört mittlerweile zu und es wird wohl gewettet, ob der Herr die Maske anzieht, die ich ihm anbiete). Er fügt sich schliesslich "des Friedens zuliebe". Dann erklärt er mir, dass er eine Atemwegserkrankung habe (und damit selbst ein erhöhtes Risiko aufweist).
Nun, während ich diese Beobachtungen aufschreibe, wird mir überraschend bewusst: Fast alle Maskomödiantinnen und Maskomödianten waren schweizerischer Nationalität.
Schon irgendwie schräg. Nicht dass ich in der Handhabung der Maske über jeden Zweifel erhaben wäre. Aber ich bemühe mich, und wünschte mir, dass andere sich auch bemühen. So wie die wenigen Ausländer, die auch in den Zügen reisten. Sie trugen die Masken selbstverständlich und erst noch richtig.
Frage: Stört es dich, wenn andere die Maske falsch tragen?
Jörg Niederer ist Mitglied im Ausschuss Kirche und Gesellschaft der EMK Schweiz-Frankreich-Nordafrika
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