Eines ist mir in Zusammenhang mit dem Rassismus wieder deutlich geworden als ich Zeitungsartikel und Berichte in den sozialen Medien gelesen habe: Rassismus ist kein landesspezifisches Problem. Es geschieht überall. Rassistische Strukturen sind oft so versteckt und in unser Denken integriert, dass wir es kaum festzustellen vermögen. Darin schwingt mit, dass andere aufgrund von Herkunft, und/oder Hautfarbe als Rasse zweiter Klasse betrachtet und deswegen benachteiligt, gedemütigt oder gewaltsam unterdrückt werden. Solche Denkmuster fallen nur auf, wenn man bei der eigenen Biografie ansetzt und die Frage stellt: Wie sah und sehe ich Menschen mit anderer Hautfarbe?
Im Studium hatte ich erschreckend festgestellt, welch rassistischer Unterton ich lange mitgetragen hatte: In meiner Kindheit sprach man in meiner Umgebung von den armen Kindern in Afrika.
Das hat mich dazu geführt auf beinahe alle Menschen mit farbiger Haut mitleidig herabzuschauen. Bis heute, kämpfe ich gegen solch einseitige Bilder im Kopf, die mich als Mensch mit heller Haut in die Position des Stärkeren, Reicheren und deswegen in die Position des Wohl-Täters bringen. Für meinen Umgang mit Menschen anderer Hautfarbe, nehme ich mir gern den Comedians, Sängers und Autors, Marius Jung zum Vorbild. Er sagte in einer Sendung der Satirikerin Carolin Kebekus zum Thema "Rassismus" am 4. Juni: "Wenn ihr mich irgendwo seht, lernt mich kennen. Behandelt mich als Mensch und wenn ihr mich dann kennengelernt habt und 'sch[…] findet', ist das überhaupt kein Problem, aber bitte beurteilt keinen Menschen nach seiner Hautfarbe."
Welche Gedankengerüste, welche Bilder prägen dein Denken in Bezug auf den Umgang mit Menschen anderer Hautfarbe?
Philipp Kohli ist Mitglied im Ausschuss Kirche und Gesellschaft der EMK Schweiz-Frankreich-Nordafrika
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