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Dienstag, 29. September 2020

Verhalte ich mich latent rassistisch?

Ein Gedanke
Gothic-Stiefel am Bahnhof Zürich
Foto © Jörg Niederer
"Rassismus gedeiht da, wo er geleugnet wird."
Doudou Diène, Jurist und ehemaliger Sonderberichterstatter der Vereinten Nationen

Ein Bibelvers - Esra 10,10+11
"Da erhob sich Esra, der Priester, und sprach zum Volk: Ihr habt treulos gehandelt und habt fremdländische Frauen heimgeführt, und habt damit die Schuld Israels vergrössert. So legt nun dem Herrn, dem Gott eurer Vorfahren, ein Bekenntnis ab und folgt seinem Willen: Trennt euch von den Völkern des Landes und von den fremdländischen Frauen!"

Eine Anregung
Der Text aus dem biblischen Buch Esra zeigt auf, dass Rassismus auch religiös begründet sein kann. Selbst wäre ich wohl auf Seiten von Jonatan, dem Sohn des Asael, Jachseja, dem Sohn des Tikwa, Meschullam und Schabbetai gewesen, die sich gegen die nachbabylonische, ethnische Säuberung wandten (Siehe Esra 10,15).
In meiner näheren Familie gibt es Menschen aus Sri Lanka, Indonesien, Australien, Japan, USA, England und der Schweiz. Mit allen komme ich gut aus, ob sie nun Moslems oder Christen, dunkelhäutig oder hellhäutig sind. Auch an meinem Arbeitsplatz in der EMK begegne ich Menschen aus vielen Weltgegenden. An kirchlichen Tagungen ist es kein Problem, kulturelle Grenzen zu überwinden. Der Glaube eint.
Doch in anderen alltäglichen Situationen setze ich mich eher zu einer schweizerisch aussehenden Person ins Zugsabteil als zu einem Dunkelhäutigen. Auch Menschen, die auffällig dunkel gekleidet sind, sind mir nicht ganz geheuer. Warum dieses einseitige, irrationale Misstrauen? Ich weiss doch, dass man nicht vom Äusseren auf den Charakter eines Menschen schliessen kann. Im Gegenteil: In meinem bisherigen Leben wurde ich öfters von Landsleuten endtäuscht als von Fremden. Und doch verhalte ich mich gegen alle Vernunft. Warum nur?
Ist das nun schon unterschwelliger Rassismus?

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