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Mittwoch, 24. Februar 2021

Würde Herr Wobmann Tee trinken mit dem Scheich von Dubai?

Ein Gedanke

Gefangen im goldenen Käfig
Foto © Jörg Niederer
"Nicht die Gesellschaft sollte bestimmen, was eine Frau tragen soll, das geschieht nur in patriarchalen Kulturen. Niemand darf kontrollieren oder bestimmen, wie eine Frau auszusehen hat. Wenn wir dazu Vorschriften verankern, sind wir nicht besser als Staaten wie Saudi Arabien, die wir gerade wegen ihrer rückständigen Rechtsordnung rügen." Lejla Medii, Juristin, im St. Gallen Tagblatt vom 23. Februar 2021, S. 17

Ein Bibelvers - 1. Samuel 16,7

"Doch der Herr sagte zu Samuel: '...bei mir zählt nicht, was ein Mensch sieht. Der Mensch sieht nur auf das Äußere, der Herr aber sieht auf das Herz.'"

Eine Anregung

Zwei Töchter des Emirs von Dubai werden gegen ihren Willen vom Vater schon mehrere Jahre festgehalten, nachdem dieser sie auf der Flucht oder danach entführen liess. Hier gibt es mehr zu dieser traurigen Familiengeschichte: https://www.tagesanzeiger.ch/tochter-des-emirs-von-dubai-sieht-sich-als-geisel-ihres-vaters-801297819376

Pfarrer Ernst Hug bringt diese Ereignisse in Zusammenhang mit dem Verhüllungsverbot und fragt:

"Würde Herr Wobmann Tee trinken mit den Scheich von Dubai? Das habe ich mich heute Morgen beim Zähneputzen gefragt. Aber der Reihe nach. Ich bin Solothurner, wie Herr Wobmann. Wir beide leben wohl in ähnlichen, gesicherten Verhältnissen und erfreuen uns der Freiheit in einem wunderbaren Land. Wir beobachten mit einer gewissen Sorge die machtmässige Instrumentalisierung von Religion, insbesondere in der islamischen Welt. Die zunehmend zu uns kommt. Oder ist es so, dass wir uns zunehmend dorthin bewegen? 

Würde also Herr Wobmann, habe ich mich heute Morgen unbedenklich gefragt – ich meine, mir würde das ja nie in den Sinn kommen – würde er denn, wenn er coronabedingt könnte, einen Flug nach Dubai nicht verachten? Dort im 117 Stock in einem Restaurant einen Tee genehmigen. Und die Aussicht auf die anderen überragenden Gebäude geniessen, die aus dem Wüstenboden geschossen sind. Wo da wohl der Scheich wohnt? Falls der unsereinem eine Audienz genehmigen würde – nur mal angenommen – hätten wir angenommen und ihm zu seinem prächtigen Anwesen gratuliert? Und bescheiden gefragt, hinter welchen Mauern und hinter welchen Wachmännern seine Tochter ihr schönes, junges Leben verbringen dürfe? Oder würden wir sie gleich grosszügig zu uns in die schöne Schweiz einladen? (PR für unser schönes Land kann ja nie schaden.) Würde sie, die Tochter des Scheichs denn kommen, liebend gern auch mit Schleier? Wenn sie könnte, nicht wegen Corona. Dürfte, wegen Papa.

Da habe ich mich doch fast an meiner Zahnpasta verschluckt. Ich glaube, ich würde doch lieber Tee trinken an Thunersee, mit einer verschleierten Dame mir gegenüber, welche auch die Tochter des Scheichs sein könnte. – Übrigens: wann fliegen Sie nach Dubai?"

Ernst Hug und Jörg Niederer sind Mitglieder im Ausschuss Kirche und Gesellschaft der EMK Schweiz-Frankreich-Nordafrika

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