Ein Gedanke
"Schau mir in die Augen, Kleines!" Berühmtes, falsch übersetztes Zitat von Humphrey Bogart zu Ingrid Bergman im Film "Casablanca".Foto © Jörg Niederer
Ein Bibelvers - Matthäus 6,22
"Das Licht des Leibes ist das Auge. Wenn dein Auge lauter ist, wird dein ganzer Leib von Licht erfüllt sein."
Eine Anregung
Es gibt Eigenheiten bei Videokonferenzen, die mich immer wieder irritieren. So gilt: Wenn ich die Person auf dem Bildschirm anschaue, dann schaue ich für diese gesehen nicht in ihre Augen, sondern irgendwo anders hin. Und wenn ich sie nicht anschaue, sondern direkt ins Kameraobjektiv, dann sieht es für diese Person so aus, als würde ich sie direkt anschauen.
Weil die Kamera leicht oder auch stark verschoben zu den Augen des Gegenübers auf dem Bildschirm angebracht ist, kehren sich normale Sehgewohnheiten und Anstandsregeln um, zumindest für Westeuropäerinnen und Westeuropäer.
Bei Videogesprächen gilt also: Schau mich nicht an, dann schaust du mich an. und: Wenn du mich ansiehst, sieht du mich nicht an.
Mit andern Worten. Die Blicke überkreuzen sich. Dann aber entsteht mitunter der Eindruck, dass man sich ansieht. Allerdings, wenn beide Seiten in die Kamera blicken, sehen beide nicht, wie der Eindruck entsteht, dass man sich gegenseitig anschaut. Und wenn sich beide Seiten auf dem Bildschirm in die Augen schauen wollen, dann sieht es so aus, als sehe man aneinander vorbei. Es ist ein Kreuz mit der Wahrnehmung per Bildschirm.
Was bedeutet es wohl, wenn wir uns in diesen Tagen immer weniger in die Augen schauen können?
Jörg Niederer ist Mitglied im Ausschuss Kirche und Gesellschaft der EMK Schweiz-Frankreich-Nordafrika
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