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Mittwoch, 24. März 2021

"Beim Namen nennen" - Fluchtopfer nicht vergessen

Ein Gedanke

Namen von verstorbenen Flüchtlingen
Foto © Beim Namen nennen
"Migranten und Flüchtlinge sind keine Figuren auf dem Schachbrett der Menschheit. Es geht um Kinder, Frauen und Männer, die aus verschiedenen Gründen ihre Häuser verlassen oder gezwungen sind, sie zu verlassen; Menschen, die den gleichen legitimen Wunsch haben, mehr zu lernen und mehr zu besitzen, vor allem aber mehr zu sein." Papst Franziskus

Ein Bibelvers - 5. Mose 26,5+6

"Mein Vater war ein Aramäer, dem Umkommen nahe, und zog hinab nach Ägypten und war dort ein Fremdling mit wenig Leuten und wurde dort ein großes, starkes und zahlreiches Volk. Aber die Ägypter behandelten uns schlecht und bedrückten uns und legten uns einen harten Dienst auf."

Eine Anregung

In verschiedenen Städten der Schweiz wollen Menschen und Organisationen an die in den letzten drei Jahren auf der Flucht nach Europa verstorben Flüchtlinge denken. Bei der Aktion "Beim Namen nennen" geht es darum, die Namen der Verstorbenen in Erinnerung zu rufen. Sie sollen nicht vergessen werden. Selbst bin ich in St. Gallen an dieser Aktion beteiligt. Wir erhoffen uns, dass so viele Menschen wie möglich daran mitwirken. 

Am 5./6. Juni wird die Aktion in der Kirche St. Laurenzen als eine 24-stündige Gedenkfeier durchgeführt.

So kann deine Mitarbeit, Unterstützung und Hilfe aussehen:
- Du machst direkt mit, indem du eine Aufgabe übernimmst – siehe dazu die Webseite: https://www.kathsg.ch/DE/180/BeimNamennennen.htm
- Du verbreitest die Info und wirbst dadurch um Menschen, die mitmachen können/wollen.
- Du motivierst viele Menschen in deinem Familien-, Freundes- und Bekanntenkreis, in deiner Nachbarschaft, beim Namen schreiben, etc. mitzumachen.
- Du kommst einfach vorbei und schreibst mit.

Dann bist du eingeladen, dir am Freitag, 18. Juni das Theaterstück "Die Mittelmeer-Monologe" in der Grabenhalle St. Gallen anzusehen. Es wird vom Maxim Theater aus Zürich aufgeführt.

Je nach Coronamassnahmen können diese Veranstaltungen auch nur in den Sozialen Medien stattfinden. Entsprechende Infos folgen zu gegebenem Zeitpunkt.

Hier geht es auch zu den Aktionen in anderen Städten: https://www.beimnamennennen.ch/

Jörg Niederer ist Mitglied im Ausschuss Kirche und Gesellschaft der EMK Schweiz-Frankreich-Nordafrika

Mittwoch, 19. August 2020

Dunkle Flecken christlichen Handelns

Ein Gedanke
Statue von John Wesley vor der Wesley-Chapel in London
Foto © Jörg Niederer
"Wenn du Gott darum bittest, Berge zu versetzten, gibt er dir vielleicht eine Schaufel." Shane Claiborne

Ein Bibelvers - Johannes 8,31.32.34-36
"Da sagte Jesus zu den Juden, die ihm Vertrauen geschenkt hatten: Wenn ihr in meinem Wort bleibt, seid ihr wirklich meine Jünger, und ihr werdet die Wahrheit erkennen, und die Wahrheit wird euch frei machen... Amen, amen, ich sage euch: Jeder, der tut, was die Sünde will, ist ein Sklave der Sünde. Der Sklave aber bleibt nicht auf ewig im Haus, der Sohn bleibt auf ewig. Wenn also der Sohn (Gottes) euch frei macht, werdet ihr wirklich frei sein."

Eine Anregung
Wenn heute Menschen argumentieren, dass die menschenunwürdigen Arbeits- und Lebensbedingungen - etwa von vielen TextilarbeiterInnen und Erntehelfern - zwar bedauerlich, aber leider in einer globalisierten Wirtschaft unumgänglich seien, dann ist das kein neues Argument. So sahen in der Zeit der Entstehung der Methodistenkirchen in den USA viele die Sklaverei - als ein notwendiges Übel.
Dabei darf nicht vergessen gehen, dass die ersten Methodistinnen und Methodisten die Sklaverei ablehnt und klare Worte gegen sie gefunden haben. Pfarrer William B. Lawrence fasst die Fakten unter https://www.umnews.org/en/news/slavery-and-the-founders-of-methodism gut zusammen. Hier das Wichtigste daraus:
1774 veröffentlichte John Wesley seine Haltung zur Sklaverei, die "Thoughts Upon Slavery". Darin beschreibt er das Elend der Sklaven in allen Details. Nur schon die Duldung eines Systems der Sklaverei bezeichnete er als Übel, und jede Person in einem solchen System mache sich daran schuldig. https://docsouth.unc.edu/church/wesley/wesley.html
1780 wurden die amerikanischen Methodistenprediger in den Staaten dazu angehalten, gegen die Sklaverei zu predigen. Sklaven sollten von ihren Besitzern unverzüglich freigelassen werden. Alles andere stehe im Widerspruch zum Gesetz Gottes. Die Methodisten in North Carolina und Virginia hielten dies auch schriftlich verbindlich fest.
In der ersten methodistischen Kirchenordnung von 1785 wird festgehalten, dass wer Slaven kaufe oder verkaufe, sofort aus der Mitgliedschaft der Kirche zu entlassen sei, es sei denn, der Kauf geschehe, um Slaven zu befreien.
Im Jahr 1800 veröffentlichte die Generalkonferenz der Methodisten einen Hirtenbrief, unterzeichnet von Thomas Coke, Francis Asbury und Richard Whatcoat, in dem die Versklavung von Schwarzen "das grösste nationale Übel" genannt wird. Das ganze Neue Testament spreche in klarster Weise gegen die Sklaverei. Die Jährlichen Konferenzen (Synoden) wurden angewiesen, die Gesetzgeber in ihren jeweiligen Staaten aufzufordern, die Sklaverei abzuschaffen. Weltweit solle diese "schreienden Sünde" ausgerottet werden.
55 Jahre später kam es dann jedoch zu einer Kirchenspaltung. Methodisten in den US-Staaten, welche die Sklaverei weiterhin guthiessen, bildeten eine eigene Kirche, in der die Sklaverei erlaubt war. Die staatlichen Rahmenbedingungen bestimmten also die Haltung und Ethik der Kirche in der Sklavenfrage.
Im Rückblick kann ich diese vorübergehende Rechtfertigung der Sklaverei nur schwer verstehen angesichts des Menschenbilds von Jesus und der klaren Haltung der Gründerinnen und Gründer der Methodistenkirchen. Es scheint mir ausser Frage zu stehen, dass Menschen andere Menschen nicht besitzen und in Abhängigkeit halten, sie verstümmeln oder töten dürfen.
Zugleich hoffe ich, dass man nicht auch über Bereichen meines Denkens und Handelns dereinst den Stab brechen wird, und sich fragt, wie man als Christ nur eine solche Haltung und Lebensgestaltung vertreten konnte.