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Freitag, 23. April 2021

Je älter desto knackiger

Ein Gedanke

Seniorenausflug 1996
Foto © Jörg Niederer
"Altern ist ein hochinteressanter Vorgang: Man denkt und denkt und denkt - plötzlich kann man sich an nichts mehr erinnern." Ephraim Kishon

Ein Bibelvers - Prediger 12,3+4

"Wenn der Mensch alt geworden ist, zittern die Wächter des Hauses und krümmen sich die starken Männer. Die Müllerinnen stellen die Arbeit ein, weil nur noch wenige übrig geblieben sind. Die Frauen, die durch die Fenster schauen, erkennen nur noch dunkle Schatten. Die beiden Türen, die zur Straße führen, werden auch schon geschlossen."

Eine Anregung

Im Gemeindebrief der Methodistenkirche Rhein-Bodensee ist mir folgendes Gebet begegnet. Da ich bereits selbst Erfahrungen mit dem Älterwerden mache, halte ich diese Worte für recht zutreffend. Wer es gedichtet hat, weiss ich leider nicht.

"Seniorengebet

Was soll man noch in alten Tagen / unserm Herrgott alles sagen: / Ach lieber Gott, / im Knie Arthrose, / der Bauch passt nicht mehr in die Hose, / das Kreuz wird auch schon krumm, / die Hüfte knackt, das ist doch dumm. / Auch der Kopf der wackelt sehr. / Die Hände zittern immer mehr, / ach Gott, was hab ich nur verbrochen, / verschliessen sind Gelenk und Knochen, / doch schöne kleine Alters-G'schenke, / sind künstliche Zähne und Gelenke. / Wenn in der Früh kein Schmerz sich regt, / schnell schauen ob das Herz noch schlägt; / und dennoch Herr, will ich dir sagen: / mag auch das Kacken noch so plagen, / trotz aller Fülle von Beschwerden, / bin ich gern auf dieser Erden. / Wenn das Zwacken und das Zwicken, / wäre eines Tages ausgelitten / und hörte plötzlich alles auf, / wär ja vorbei mein Lebenslauf, / drum lieber Gott, hör auf mein Bitten, / lass es doch noch lange weiterzwicken."

Jörg Niederer ist Mitglied im Ausschuss Kirche und Gesellschaft der EMK Schweiz-Frankreich-Nordafrika

Freitag, 1. November 2019

Abschiede


Abschiede drängen sich auf, oder treten plötzlich und unvermittelt ein. Wir nehmen Abschied von Orten, von Ferien, von Arbeitsstellen, von Eltern, von Nachbarn, von Freundinnen, von Lebensabschnitten und von Verstorbenen. 

Persönlich nehme ich seit meinem 30. Geburtstag Abschied von meinen Zwanzigerjahren, obwohl ich schon auf 40 zugehe. Ich komme in ein Alter, in dem Freunde und Kolleginnen längst über 50 sind. So verschieben sich Wahrnehmungs- und Bewertungsgrenzen von dem, was alt oder jung ist. Dabei fällt mir in verminderter Form auf, was mir auch in Trauergesprächen und Beerdigungsritualen begegnet. Abschiednehmen hat nicht zuerst mit loslassen, sondern mit neu einordnen zu tun: Verbindungen zu geliebten Zeiten, Orten und vor allem zu Menschen kann ich nicht einfach loslassen, sie sind Teil von dem, was und wer ich heute bin. Der manchmal gut gemeinte Rat «Du musst jetzt halt loslassen» greift zu kurz. In einem Praktikum im ambulanten Hospiz entdeckte ich, dass einige Modelle der Trauerarbeit, - und ich meine, alle Abschiede tragen Teile davon in sich, - davon ausgehen, die Beziehung zu Verstorbenen auf andere Weise zu leben. Vielleicht ein Zimmer entsprechend einzurichten, oder etwas persönliches mit sich herumzutragen. So wird deutlich was wertvoll ist und mich weiter begleitet, aber auch, was ich vielleicht noch nicht loslassen, aber mit jemandem teilen möchte um es neu einzuordnen.
Ich meine, dass Kirche den Auftrag hat Räume für Abschiede zu schaffen und ich freue mich darüber, dass in der Evangelisch-methodistischen Kirche viel Bewusstsein da ist, den Menschen in Abschiedssituationen nah zu sein.
Ein Beitrag für "Kirche und Welt", 11/2019