Die nachfolgenden Bemerkungen von André Töngi beziehen sich auf den
Abschnitt «The Nurturing Community» (Die menschliche Gemeinschaft).
«Und Gott sprach: Lasst uns Menschen machen! Unser Ebenbild, uns gleich sollen sie sein!
Herrschen sollen sie über die Fische im Meer und über die Vögel in der Luft! Sie sollen Macht haben über das Vieh und über die ganze Erde. Und sie sollen über alles gebieten, was sich am Boden bewegt.
Und Gott schuf den Menschen nach seinem Bild. Als Gottes Ebenbild schuf er sie.» (1. Mose 1, 26-27)
So beginnt der zweite Teil der überarbeiteten Sozialen Grundsätze (Social Principles) und befasst sich dabei mit dem Thema der «Menschlichen Gemeinschaft». In diesem einen Vers sehen wir, warum und wozu wir als Menschen bestimmt sind. Gott hat uns geschaffen, damit er eine Beziehung mit uns haben kann – und damit wir Beziehung miteinander und dieser Schöpfung haben können. Gemeinsam, als Mann und Frau, Mensch und Mit-Mensch, sind wir beauftragt, über alles zu gebieten, was sich am Boden bewegt. Damit wird uns eine Macht zuteil, die es sorgfältig und überlegt zu gebrauchen gilt. Denn, wie heisst es so schön: «Mit grosser Macht kommt grosse Verantwortung». Auf diese Macht und die damit einhergehende Verantwortung, die uns Gott in der Schöpfung zuteil lassen hat, antworten die Sozialen Grundsätze der Evangelisch-methodistischen Kirche. In diesem Unterkapitel geht es besonders darum, wie wir uns als Menschen untereinander verhalten.
Wir sind eine vielfältige Kirche, die in ihrer Zugehörigkeit zu Gott ihre Einheit findet. In dieser Vielfalt wollen wir uns dafür einsetzen, dass die Menschheit wieder zueinander finden kann. Diese fruchtbare Spannung zwischen Vielfalt und Einheit wird in verschiedenen Bereichen in diesem Unterkapitel dargestellt: im Abschnitt über die «Familie» lesen wir, dass Familie die grundlegende Gemeinschaft eines jeden ist, die von gegensätzlicher Liebe, Verantwortlichkeit füreinander und gegenseitiges Füreinander-Sorgen geprägt ist. In welcher Form sich diese Familie zeigt, kann in unseren Kontexten und Kulturen sehr unterschiedlich sein. Eines aber soll ihnen gemeinsam sein: Unsere Familien hier auf der Erde sollen ein Abbild jener Familie sein, die Gott für uns alle schafft.
Die Sozialen Grundsätze betonen, dass es keine Diskriminierung in unserer Gemeinschaft geben darf, da es diese auch von Gott nicht gibt: wir diskriminieren keine Singles oder alleinstehende Elternteile, keine Personen mit Behinderungen, wir diskriminieren nicht aufgrund von Geschlecht und setzen uns über die Kirche hinaus in der Gesellschaft gegen solche Diskriminierungen ein. Dies kann im kleineren Rahmen geschehen, wie beispielsweise, dass wir gegen Mobbing einstehen, oder auch da, wo Diskriminierung längst schon zum System geworden ist, wie zum Beispiel im Falle der sexuellen Ausbeutung.
In all diesen Abschnitten wird vor allem eines betont: Menschliches Leben und Miteinander erlaubt nicht immer eine klare Linie und somit auch keine strikte Regelhaftigkeit, aber es erlaubt (und Gott gebietet) ein würde-volles Miteinander, das von Vergebung anderen und sich selbst gegenüber geprägt ist. Besonders gelungen finde ich in dieser Hinsicht den neu formulierten Abschnitt über «Ehe und Ehescheidung» - empfehlenswert für die eigene Lektüre und zum weiter drüber Nachdenken: als Singles, Partner und Gemeinschaft. Aber auch die anderen Abschnitte, von denen ich in diesem Text nur einige ansprechen konnte, sollen helfen, uns erneut darüber Gedanken zu machen, welche Werte in unserer Gemeinschaft miteinander und mit Gott wichtig sind.
Ein Abschnitt in diesem Unterkapitel bleibt nun noch offen, nämlich derjenige über die menschliche Sexualität. Hier wird es an der kommenden, speziell einberufenen Generalkonferenz zu Gesprächen darüber kommen, wie mit der Vielfalt und Einheit unserer Kirche und den Menschen in unserer Kirche umgegangen wird. Dies wird ein herausfordernder Prozess für uns als Kirche und Gemeinschaft. Lasst uns also im Gebet, Gespräch und Handeln darüber bleiben, wie wir Gottes Wunsch auf Beziehung auch in unseren Beziehungen untereinander leben können.
The Nurturing Community in der Version von 2017-2020: http://www.umc.org/what-we-believe/the-nurturing-community
Die Sozialen Grundsätze (deutsch) in der Version 2017-2020: http://www.soziale-grundsaetze.ch
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen