Gesamtzahl der Seitenaufrufe

Dienstag, 7. August 2018

Wir sind ein Teil des Gewebes (Teil 4)

Der Ausschuss Kirche und Gesellschaft der Evangelisch-methodistischen Kirche (EMK) Schweiz-Frankreich-Nordafrika kommentiert an dieser Stelle in mehreren Blogbeiträgen den Entwurf der vollständig neu überarbeiteten Sozialen Grundsätze. Siehe http://www.umcjustice.org/sp2020!

Die nachfolgenden Bemerkungen von André Töngi beziehen sich auf den
Abschnitt «The Community of all Ceation» (Die Gemeinschaft alles Erschaffenen).


Die Sozialen Grundsätze der Evangelisch-methodistischen Kirche
In seiner berühmten Rede des Häuptlings Seattle an den amerikanischen Präsidenten Franklin Pierce erklärt er, wie die Indianer die Welt verstehen:
«Der Mensch kann kein Gewebe erschaffen, sondern er ist nur wie eine Faser im Gewebe. Jegliche Störung an der Erde wird eine Störung an Euch selbst sein.»

Was hat ein Indianerspruch auf einem christlichen Blog zu suchen? Sehr viel, wenn man die überarbeiteten Sozialen Grundsätze liest. Im Kapitel «C) Wisdom, Science and Technology» aus dem Hauptbereich «The Community of all Creation» steht: «Mensch sind nicht der Mittelpunkt; vielmehr sind wir alle Teile am Netzes des Lebens.»

Die Sozialen Grundsätze, Richtschnur des methodistischen Glaubens, sind einem dynamischen Prozess unterworfen. Immer wieder werden sie der Zeit angepasst und biedern sich trotzdem nicht irgendwelchem Zeitgeist an. Da wird um jedes einzelne Wort gerungen. Die kulturelle und politische Vielfalt, die unsere Kirche prägt, macht es nicht immer einfach, einen gemeinsamen Nenner zu finden. 

Am Anfang der Sozialen Grundsätze steht die Schöpfung, auf Englisch «Creation». Diese beiden Begriffe bringen den Kerngehalt der Urgeschichte recht deutlich zum Ausdruck: Gott schafft mit seinem schöpferischen, kreativen Geist aus dem Chaos eine lebendige Welt.

Die Erde ist bedroht: Waren es früher Naturgewalten wie Dürre und Überschwemmungen, so steht der Mensch immer mehr im Fokus. Zu nennen sind grausamen Kriegen, die bis heute viele Millionen Opfer fordern. Spätestens seit der Aufklärung wird die Natur ausgebeutet. Der Mensch macht sich die Erde untertan – ob das Gott so gewollt hätte – wohl kaum.

In den sozialen Grundsätzen steht: Die ganze Schöpfung gehört dem Herrn, und wir sind für die Art und Weise verantwortlich, in der wir sie brauchen und missbrauchen.

Dieser Hitzesommer mit den vielen verheerenden Waldbränden in ganz Europa zeigt deutlich, dass die Welt aus dem Lot geraten ist. Riesige Urwälder werden abgeholzt, damit wir im reichen Westen billiges Holz, Palmöl, Kaffee und Schokolade kaufen können. Wir schaffen so nicht nur Wirtschaftsflüchtlinge. Immer mehr Menschen müssen ihr Zuhause verlassen; weil es wegen Umweltgefahren unwirtlich geworden ist.
   
Erstmals tauchen in den Sozialen Grundsätzen die indigenen Völker als gleichwertige Partner auf. Es sind nicht mehr die Völker, die man mit aller Gewalt bekehren muss, um in den christlichen Himmel zu kommen. Es heisst: Wir respektieren die Weisheit und die Art und Weise des Wissens, die von indigenen Völkern praktiziert wird…. In einem weiteren Abschnitt wird indigenes Wissen in Bezug auf die Natur anerkennt und indigene Rituale, Traditionen und Lebensweisen respektiert. 

Mit Sorge werden in diesen Grundsätzen die indigenen Völker als erste Opfer unseres Klimawandels betrachtet. Gefordert wird ein Schutz aller Ureinwohner vor einer zu aggressiven Entwicklung.

Es bleibt zu hoffen, dass dieses Papier nicht zum Papiertiger verkommt. Gerade die obersten Gremien der weltweiten United Methodist Church sollten sich diese Sozialen Grundsätze vermehrt zu Herzen nehmen. Immer wieder laden sie weltweit zu einem zwei- oder dreitägigen Meeting nach Amerika ein. Meetings, die man oft auch über Skype abwickeln könnte. Unsere Zentralkonferenz versucht wenigstens mit einem Beitrag an den Klimarappen das Ganze etwas abzufedern. Im letzten Jahr wurde dadurch eine Heizung in Serbien saniert, ein kleiner aber wichtiger Beitrag zum Umweltschutz.

Lassen wir zum Schluss noch einmal Häuptling Seattle zu Wort kommen: 

«Wir sind ein Teil der Erde, und sie ist ein Teil von uns. Die duftenden Blumen sind unsere Schwestern, die Rehe, das Pferd, der grosse Adler sind unsere Brüder. Die felsigen Höhen, die saftigen Wiesen, die Körperwärme des Ponys – und des Menschen – sie alle gehören zur gleichen Familie.»

The Natural World in der Version von 2017-2020: http://www.umc.org/what-we-believe/the-natural-world

Die Sozialen Grundsätze (deutsch) in der Version 2017-2020: http://www.soziale-grundsaetze.ch


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen