Die nachfolgenden Bemerkungen von Marietjie Odendaal beziehen sich auf den
Abschnitt «The World Community» (Die Weltgemeinschaft).
Ich freue mich sehr, dass ich in einem Text der Kirche viele von meinen Anliegen wiederfinde. Da spüre ich, dass ich Teil einer Gemeinschaft bin, die am gleichen Strick zieht. Wenn ich die Neufassung der sozialen Grundsätze lese, begrüsse ich besonders die folgenden Aussagen:
- Regierungen werden verantwortlich gemacht für das Wohlergehen aller BewohnerInnen (Abschnitt B).
- Die globale Dominanz von ökonomisch mächtigen Nationen wird als Problem für schwächere Nationen anerkannt (Abschnitt C).
- Krieg steht in Widerspruch zur Nachfolge Christi (Abschnitt E).
- Zu Recht wird der dringend nötige Einsatz für Frieden (auf der Basis von Gerechtigkeit) beteuert (Abschnitt F).
- Migration ist eine globale Frage, die Staaten und Regionen ganz unterschiedlich herausfordert. Die Kirche ist immer mittendrin, ob sie sich dessen bewusst ist oder nicht. Ich würde die weltweite Migration (Abschnitt I) jedoch in dem Abschnitt C (National Power and Responsibility) integrieren.
- Der neu hinzugekommene Abschnitt zur Kommunikation ist erfreulich aktuell (Abschnitt J).
In diesen Aussagen höre ich, dass wir Teil einer Weltgemeinschaft, und dass unsere Schicksale miteinander verbunden sind. Darum ist es wichtig, dass wir dort, wo wir sind, auf Gottes neue Welt für alle hinarbeiten.
In einigen Themenbereichen wünsche ich mir noch mehr Klarheit, und dass die Kirche als eine andere Stimme hörbar wird als die, welche uns sonst schon überall begegnen. So vermisse ich in diesem Entwurf folgendes:
Im Abschnitt D (Justice and Law) fehlt der Auftrag, Verstösse gegen Recht und Gerechtigkeit zu bezeugen. Damit das geschehen kann, muss sich jeder einzelne Mensch und im Besonderen die Kirche entsprechend informieren.
Zu Abschnitt E (War and Peace) fällt die theologische Begründung mager aus. Zu ergänzen wären:
- Das Töten widerspricht Gottes Erlösungshandeln und der Einladung zur Umkehr.
- Jesus ruft zur Feindesliebe auf (vgl. die aktuelle Version der Sozialen Grundsätze www.soziale-grundsaetze.ch).
- Die frühe Kirche erachtete den Krieg als Widerspruch zur christlichen Nachfolge. Diese Klarheit ging im Laufe der konstantinischen Wende verloren, als die Kirche sich immer stärker dem Staat verpflichtete. Ist der Staat wichtiger als Gottes Reich?
- Abrüstung müsste von grösseren Investitionen in die zivilen technischen Entwicklungen begleitet werden.
Weiter frage ich mich, ob das Thema der globalen Gesundheit (Global Health – Abschnitt G) nicht zu Abschnitt A (Human Dignity, Rights and Responsibilities) gehört? Das Thema ist jedenfalls aktuell und brisant. Ergänzt werden sollte, dass Gesundheit keine Ware ist und medizinische Versorgung nicht dem ökonomischen Profit geopfert werden darf.
Zu Religious Freedom (Religionsfreiheit – Abschnitt H) stellt der letzte Satz im zweiten Abschnitt eine steile Behauptung auf, die ich so nicht teile: dass die freiwillige und erzwungene Migration von Menschen Staaten vermehrt dazu führe, die Religionsfreiheit einzuschränken. Vielleicht reagieren Regierungen so, aber diese Reaktion ist nicht zwangsläufig und kann auf andere Weise einleuchtender begründet werden.
Es irritiert mich auch, dass die Lausanner Verpflichtung (im dritten Abschnitt) im Zusammenhang mit der Religionsfreiheit erwähnt wird. Hinter der Verpflichtung steht ja, gemäss eigenem Selbstverständnis, eine christlich-evangelikale Missionsbewegung.
Im Abschnitt J über Global Communication (Weltweite Kommunikation) fehlt ein kritischer Hinweis auf die flächendeckende Überwachung der Kommunikation und den daraus folgende Verlust an Privatsphäre.
Letztlich freue ich mich, dass dieses Gespräch über die neuen Sozialen Grundsätze öffentlich erfolgt, so dass ich mich daran beteiligen kann.
The World Community in der Version von 2017-2020: http://www.umc.org/what-we-believe/the-world-community
Die Sozialen Grundsätze (deutsch) in der Version 2017-2020: http://www.soziale-grundsaetze.ch
Marietjie Odendaal ist Mitglied im Ausschuss Kirche und Gesellschaft der EMK Schweiz-Frankreich-Nordafrika
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