Die aktuellen Sozialen Grundsätze gehen auf einen immer wieder überarbeiteten Text der weltweit organisierten Evangelisch-methodistischen Kirche (EMK - englisch: The United Methodist Church) aus dem Jahr 1972 zurück. Das Dokument hat verschiedene Vorläufer. Der älteste ist das Soziale Bekenntnis der Bischöflichen Methodistenkirche aus dem Jahr 1908. Obwohl Teil der Kirchenordnung, sind die Sozialen Grundsätze nicht Kirchenrecht. Vielmehr wollen sie Richtschnur sein bei ethischen und sozialen Fragen.
Besonders in Europa wurden die Sozialen Grundsätze als zu stark auf die USA bezogen kritisiert und vielfach adaptiert. Eine Konsultation in Wien äusserte im Jahr 2006 einerseits den Willen, keine Adaptionen mehr an den Sozialen Grundsätzen vorzunehmen, andererseits sollten die Aussagen stärker an der methodistischen Theologie ausgerichtet und biblisch begründet sein. Weiter wünschte man sich deutlich präzisere Formulierungen, die dem weltweiten Charakter des Textes Rechnung tragen.
Seit etwa 8 Jahren enthält die offizielle deutschsprachige Übersetzung (www.soziale-grundsaetze.ch) keine lokalen Anpassungen mehr, mit Ausnahme einer für die EMK in Deutschland gültigen Abweichung bei den Aussagen zur Homosexualität.
Es dauerte einige Zeit, bis die Generalkonferenz 2012 beschloss, die vollständige Überarbeitung der Sozialen Grundsätze zu beginnen. Ab 2013 folgten dazu Hearings auf der ganzen Welt. Dabei wurde deutlich, dass die Sozialen Grundsätze sehr geschätzt werden, und dass man bei einer Überarbeitung keine inhaltlichen Verwässerungen von Aussagen wünscht.
Ab 2016 folgte unter der Leitung des General Board Church and Society (GBCS – https://www.umcjustice.org/) die Neubearbeitung der Sozialen Grundsätze. Sechs paritätisch zusammengesetzte Internationale Teams wurden beauftragt, den Text so zu überarbeiten, dass die Aussagen 1. präziser formuliert, 2. besser biblisch und methodistisch begründet und 3. von globaler Relevanz sind. Die inhaltliche Stossrichtung wurden nicht verändert.
Weitere Bearbeitungen vorwiegend zur sprachlichen und stilistischen Einheitlichkeit rundeten den Entwurf ab.
Seit Mitte April 2018 liegt dieser Entwurf in den Sprachen Englisch, Französisch, Portugiesisch und Suaheli öffentlich auf. Unter http://www.umcjustice.org/sp2020 kann er heruntergeladen und kommentiert werden. Es ist erwünscht, dass sich möglichst viele Arbeitsgruppen und Einzelpersonen an der Vernehmlassung beteiligen. Alle Rückmeldungen an das GBCS werden in eine erneute Weiterbearbeitung einfliessen.
In diesen Tagen und Wochen finden zudem Hearings und Interviews mit Fachpersonen aus der ganzen Welt statt.
Der Abschnitt zur menschlichen Sexualität ist noch nicht im neuen Entwurf enthalten. Er soll nach der zu dieser Thematik stattfindenden ausserordentlichen Generalkonferenz von Februar 2019 (http://www.umc.org/topics/general-conference-2019-special-session) nachgeführt werden. Die dortigen Beschlüsse werden berücksichtigt.
Der fertige Entwurf der Sozialen Grundsätze wird schlussendlich der Generalkonferenz 2020 (http://www.umc.org/events/detail/2020-general-conference) zur Annahme vorgelegt. Die Generalkonferenz kann weitere Änderungen am Text beschliessen, oder ihn auch ablehnen. In letzterem Fall würde die aktuelle Version in Kraft bleiben.
Jörg Niederer ist Mitglied im Ausschuss Kirche und Gesellschaft der EMK Schweiz-Frankreich-Nordafrika
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