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Sonntag, 15. November 2020

Ganzheitlich dazugehören - Teilhabe

Ein Gedanke

Pfarrer Stefan Moll wirbt an der Jährlichen Konferenz für das Buch von Nausner
Foto © Jörg Niederer
"Was alle angeht, können nur alle lösen. Jeder Versuch eines Einzelnen oder einer Gruppe, für sich zu lösen, was alle angeht, muss scheitern."  Max Frisch (1911-1991), Schweizer Schriftsteller

Ein Bibelvers - Matthäus 25,34

"Dann wird der König denen zu seiner Rechten sagen: Kommt her, ihr Gesegneten meines Vaters, empfangt als Erbe das Reich, das euch bereitet ist von Grundlegung der Welt an."

Eine Anregung

"Teilhabe" ist ein Wort, das ich gefühlsmässig dem vorletzten Jahrhundert zuordne. Heute würden wir doch eher von Partizipation sprechen. Platon (428/427 - 348/347 v.Chr.) habe die griechischsprachige Entsprechung "Methexis" verwendet für die Zuordnung von Dingen zu ihrer Bestimmung. Vielleicht könnte man sehr vereinfacht sagen, dass für Platon die Gesellschaft wichtiger war als die Einzelne oder der Einzelne und folglich das Individuum seine Bestimmung nur finden konnte, wenn es zur Gesellschaft dazugehört.

Methexis wird lateinisch "participatio" übersetzt. Da haben wir sie wieder; die Partizipation.

Wer heute "Teilhabe" bei Google eingibt, stellt fest, dass dieses Wort aktuell für die Situation von Behinderten und ihrer Einbindung in die Gesellschaft gebraucht wird. Auch die politische Teilhabe lässt sich im Internet finden, im Sinn der Partizipation an politischen Willensbildungs- und Entscheidungsprozessen.

Und wie ist es mit der theologischen Teilhabe? Wer bei Google "Teilhabe Theologie" eingibt, landet bei einem Methodisten: Michael Nausner ist Pfarrer aus Österreich und Senior Researcher der Forschungsgruppe für Theologie und Gesellschaft der Schwedischen Kirche in Uppsala. Von ihm ist aktuell ein Buch erschienen mit dem Titel: "Eine Theologie der Teilhabe". Darin stellt Nausner ein Christsein ins Zentrum, das neben der spirituellen Dimension der Beziehung zwischen Gott und Mensch auch die sozialen und ökologischen Dimensionen einschliesst. Bischöfin im Ruhestand, Rosemarie Wenner schreibt: "In einer Zeit, in der soziale Spannungen und ideologische Grabenkämpfe zunehmen, wirbt Michael Nausner dafür, sich konsequent als Teil von Gottes Schöpfungshandeln und damit als Teil alles Geschaffenen zu verstehen und entwirft so eine Theologie der Teilhabe in methodistischer Tradition. Beim Lesen werde ich ein Teil an dem Netzwerk, das Michael Nausner in großer interkultureller Weite spannt. Ich werde oft zu dem Buch greifen und ich wünsche mir, dass dies viele Menschen tun."

Wer am Buch teilhaben will, muss tief in die Tasche greifen: Als E-Book kostet es CHF 54.- und als Taschenbuch CHF 76.90.
Michael Nausner: Eine Theologie der Teilhabe, 332 Seiten, ISBN 978-3-374-06216-4

Heute Sonntag gibt es um 10.30 Uhr einen Gottesdienst zum Gleichnis vom grossen Gastmahl (Lukas 14,16-24). Willy Fries hat dazu ein eindrückliches Bild gemalt, das zum Weiterdenken anregt. Einmal mehr stellt sich die Frage, wie das mit Reichtum und Armut ist. https://youtu.be/YFLAd-4ihRg

Jörg Niederer ist Mitglied  im Ausschuss Kirche und Gesellschaft der EMK Schweiz-Frankreich-Nordafrika

Mittwoch, 13. März 2019

Kirche für andere

Festessen in der EMK Monospitovo, NordmazedonienDer niederländische Theologe, Jan Hendriks (Jan Hendriks, Gemeinde als Herberge. Kirche im 21. Jahrhundert - eine konkrete Utopie, Gütersloh 2001) sieht die christliche «Gemeinde als Herberge». Darin ist Gastfreundschaft keine Neben-, sondern Hauptsache. Auf Niederländisch heisst Gastfreundschaft «gastvrijheid», also «Gast» und «Freiheit». Drei Dinge sind Hendriks dabei wichtig. Erstens, eine gastfreundliche Gemeinde öffnet nicht nur ihre Türen, sondern sich selbst. Radikale Gastfreundschaft schliesst ein, andere nicht nur teilhaben zu lassen, sondern sie mitgestalten zu lassen. Ob eine Gemeinde gastfreundlich ist, entscheidet letztlich der oder die Fremde. Zum zweiten bemerkt Hendriks, dass Gäste zu Gastgebern und Gastgeberinnen zu Gästinnen werden können, indem sie einander aus dem eigenen Leben erzählen und sich so Anteil an den eigenen Fragen, Sorgen und Freuden geben. Zur gastfreundlichen Identität einer Gemeinde gehört drittens, dass die Gemeindeglieder nicht die Eigentümer der Herberge sind. Besitzer ist Jesus Christus.

So sind auch die Gemeindeglieder Gäste in der Herberge. Das Bild der «Gemeinde als Herberge» hilft mir, nicht mehr in den starren Begriffen «Kirche» und «Andere» zu denken, sondern einander im Sinne des «weder Jude noch Grieche» in der einen Kirche Gottes zu sehen.

Ein Beitrag für "Kirche und Welt", 3/2019