Beim 400m-Lauf gehört es doch zur Gerechtigkeit, dass die Person in der Aussenkurve weiter vorne startet. Bei anderen Sportarten wird auf den Gewichtsausgleich geachtet. Denn das grössere Gewicht kann sowohl ein Vorteil als auch ein Nachteil sein.
Aber wenn es darum geht, Frauen gleichberechtigt mitmachen zu lassen, dann gelten solche Gerechtigkeitsausgleiche als „unfair“ gegenüber den „armen Männern“.
Doch Frauen müssen noch immer in der Aussenkurve laufen, ohne Startvorteil. Sie müssen das ganze Geschlecht repräsentieren. Sie können ihre Arbeit nicht selbstverständlich tun. Sie müssen ihren Weg oft ohne gute oder schlechte Vorbilder finden.
In Genesis 1 lesen wir: „Und Gott schuf die Menschheit im eigenen Bild. In Gottes Bild schuf er sie, männlich und weiblich schuf er sie.“ Also bei Gott – in Gott! – gelten beide gleich, Männer und Frauen.
Ich wünsche uns – Frauen und Männern –, dass wir die Gerechtigkeit, die diesem Glauben entspricht, nicht nur in der Kirche, sondern auch in unserer Gesellschaft leben und einfordern. Ich wünsche uns, dass wir Frauen und Männer sich selber sein lassen, mit ihren Ähnlichkeiten und Unterschieden.
Erschienen in "Kirche und Welt", 3/2017
Marietjie Odendaal ist Mitglied im Ausschuss Kirche und Gesellschaft der EMK Schweiz-Frankreich-Nordafrika
Beispiele wären hilfreich. Der Intention (Gerechtigkeit für alle) stimme ich zu. Aber was heisst: "müssen das ganze Geschlecht repräsentieren?"
AntwortenLöschenUnd was bedeutet, dass "wir Frauen und Männer sich selber sein lassen?" dass es unveränderliche Unterschiede zwischen den Geschlechtern geben soll?
Viel, das auf den ersten Blick gut klingt, wenig Substanz. Aber vielleicht gehts mir ja anders nach paar klärenden Worten. Hit me! :)
Vielen Dank für die Anregung. Ich versuche gerne meine Gedanken zu klären.
AntwortenLöschenEine Übung über Diskriminierung stellt die Frage, musstest du heute eine ganze Gruppe repräsentieren? Wer „ja“ antwortet, hat Diskriminierung erfahren. Es geht so. Wenn eine Frau in einer führenden Rolle einen Fehler macht, wird gleich davon geredet, „wenn Frauen ...“, als würde diese Frau repräsentativ für Frauen agieren. Solche Reaktionen zeigen sich, wenn Frauen es endlich schaffen, das zu tun, was sonst für Männer vorbehalten war, z.B., predigen, regieren, oder dirigieren. (Eine solche Reaktion habe ich noch nie gehört übers Gebären oder Kochen.) Wenn einen Mann als Präsident dumme Sachen macht oder sagt, höre ich jedenfalls nie, „das kommt davon, einen Mann die Sachen machen zu lassen.“
Wenn ich davon reden, „Männer und Frauen sich selber sein zu lassen“, meine ich genau nicht, dass ihnen Rollen, Unterschiede, Möglichkeiten und Begabungen per Geschlecht vorgeschrieben werden. Sondern, jede Frau und jeder Mann soll für sich entdecken was es an Frau und Mann Sein auf sich hat. Ich bin überzeugt, dass die mögliche Antworte unzählbar sind und gar nicht vorgegeben.