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Mittwoch, 12. November 2014

Die Armut bekämpfen bedeutet auch die Umwelt schützen - Rückblick auf die StopArmut-Umweltkonferenz

(Elisabeth Roser) Die Armut bekämpfen bedeutet auch die Umwelt schützen - dies wurde sachlich und gleichzeitig  eindrücklich dargelegt an der StopArmut Umweltkonferenz in Biel vom 18.Oktober 2014. 
Im Hauptreferat erläuterte der Klimaethiker Dominic Roser in einfacher Weise die Zusammenhänge zwischen Klimawandel und Armut, und zeigte auf, dass es Lösungsansätze gibt. Unter http://www.stoparmut2015.ch/konferenz/videos-und-berichte/ findet sich nebst diesem Beitrag drei weiteren Referate des Konferenzvormittags aufgeschaltet. 
Dominic Roser an der StopArmut Umweltkonferenz

Es war ein Tag, der neue Einsichten vermittelte, Mut machte, sich den Herausforderungen zu stellen und mehr auf Lebensqualität als auf Lebensquantität bedacht zu sein. Etwas, das Christen nicht abschrecken sollte, denn in der Bibel entdeckt man, was das Leben wirklich „reich“ macht. 
Und doch: Haben wir nicht auch einen blinden Fleck, was unser Mitwirken und unsere Mitverantwortung an der globalen Ungerechtigkeit betrifft?

Aus persönlicher Sicht will ich nachfolgend zu ein paar Aussagen Stellung nehmen, die im Zusammenhang mit dem Klimawandel immer wieder erwähnt werden:

Man sagt: Klimawandel ist etwas ganz Natürliches. Die Klimaschwankungen gab es schon immer. 
Dagegen: Stimmt. Doch der Klimawandel, der jetzt unsere Welt ernsthaft bedroht, ist Menschengemacht. Darin sind  sich weltweit die Wissenschaftler einig (überdeutlich: 97% stimmen darin überein). Die natürlichen Schwankungen können „verdaut“ werden, aber wenn wir den vom Mensch verursachten Klimawandel jetzt nicht bremsen/stoppen, wird es schon für die nächste Generation zu einem Riesenproblem.

Man sagt: Klimawandel ist ein globales Problem. Ich als einzelner/einzelne kann nichts dagegen tun. 
Dagegen: Auch wenn uns diese Aussage einleuchtet, ist sie eine Illusion. Normalerweise reagieren wir, wenn wir die Folgen unserer Handlungen spüren. Doch beim Klimawandel verhält es sich so, dass wir an einem Punkt der Erde etwas tun, die Auswirkungen (z.B. Überschwemmungen, Dürren, vermehrte Wirbelstürme) zeigen sich jedoch oft an einem ganz anderen Ort auf der Welt. Die Herausforderungen, die jetzt auf uns zukommen, haben für uns weitgehend ungewohnte, neue Dimensionen.
Klimawandel ist ein globales Problem; wir haben nur diese eine Welt. Deshalb stehen wir auch alle miteinander in der Verantwortung für die ganze Welt. Weniger allgemein ausgedrückt: Unsere Generation ist für das verantwortlich, was die kommenden Generationen vorfinden. Darum gilt: Ich bin die Frau, die heute mit meinem Lebensstil den Klimawandel beeinflusst. Ich habe es in der Hand. Es ist in meiner Entscheidung, etwas gegen den Klimawandel zu tun.

Man sagt: Zugegeben, unsere Industrialisierung hat als negative „Nebenwirkung“ Klimawandel zur Folge. Nun sollen aber die aufstrebenden Länder nicht den gleichen Fehler machen. Wir sind geneigt, mit dem Finger z.B. auf China zu zeigen, das so viel CO2 produziert, und wir sagen: Wenn wir reduzieren müssen, müssen sie das auch und sich ebenso beteiligen an den Kosten, die der Klimawandel verursacht. Aber diese Länder entgegnen: Ihr habt mit eurer Industrialisierung und mit eurer Energieverschwendung Wohlstand erarbeitet. Wir wollen das auch.  
Dagegen: Die Industrialisierung hat die westlichen Länder aus der Armut hinausgeführt (eindrücklich dargelegt im erwähnten Referat von Dominic Roser). Wir haben nicht das Recht, den von Armut betroffenen Ländern diese Entwicklung vorzuenthalten, die uns selber geholfen hat. Aber wir stehen in der Verpflichtung, mit grossem Engagement umweltverträgliche Technologien zu finden und zu entwickeln und diese den Entwicklungsländern zu fairen Bedingungen zur Verfügung zu stellen. Sie sollen den Fortschritt haben dürfen, aber mit sauberen Technologien. 
Dies ist möglich!

Noch ein letzter Gedanke:
Klimawandel/Klimaschutz ist global und hält sich nicht an Grenzen von Nationen oder Kontinente. Politiker, die immer nur auf das regionale oder nationale Wohl bedacht sind, sind kurzsichtig, oder noch deutlicher ausgedrückt, egoistisch. Ich werde nur noch Politiker unterstützen, die auch die grossen Dimensionen im Blick haben und sich deshalb auch für das weltweite, eben globale Wohl der Menschheit und für Gerechtigkeit für alle Menschen einsetzen. 
Dass dies sich vordergründig und kurzfristig ev. zu unserem „Nachteil“ auswirkt, soll mich nicht schrecken. Denn ohne Teilen gibt es keine Gerechtigkeit. Dies würde zu weiteren Überlegungen führen, wie „Wovon hängt meine Lebensqualität ab?“, „Brauchen wir immer noch mehr Wachstum?“

Die Konferenz hat mich zum Nach- und Weiterdenken angeregt. Mehr dazu unter http://www.stoparmut2015.ch/konferenz/videos-und-berichte/.

Elisabeth Roser war bis vor kurzem Mitglied im Ausschuss Kirche und Gesellschaft der EMK Schweiz-Frankreich-Nordafrika

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