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Montag, 18. März 2024

Konstruktive Finanzierungsvorschläge sind fällig

 Ist dieses Parlament fähig zu konstruktiven Lösungen? Ein wesentliches Argument, um die 13. AHV-Rente anzunehmen, war in meinen Augen, dass das Parlament es nicht schaffte – oder gar nicht für nötig hielt – dem Stimmvolk einen griffigen Gegenvorschlag vorzulegen. Ein guter Vorschlag, die untersten Renten anzuheben, wäre wohl mehrheitsfähig gewesen. Nun: Vertreter der verschiedenen Parteien, rauft euch endlich zusammen! Findet für die Finanzierung eine Lösung für die nun breit angenommene Rentenerhöhung, die nicht via Mehrwertsteuererhöhung wieder die untersten Einkommen am stärksten belastet oder via Lohnprozente den Mittelstand! Realisiert bitte auch für die Schweiz eine Transaktionssteuer! Sie funktioniert bereits heute in etlichen europäischen Staaten.

Ernst Hug

Dampf machen für Lösungen

 Wie in der Presse berichtet, hat eine Schweizer Firma eine Technik realisiert, welche CO2 in neu hergestelltem Beton bindet. Notabene in wiederverwertetem Abbruchbeton. Das Verfahren ist erprobt, nun muss es im grossen Stil angewendet werden. Ein bisschen Nachdruck von der Politik hilft. Die Stadt Zürich hat bestimmt, dass in Neubauten nur noch solcher CO2-angereichterter Abbruchbeton verbaut werden darf. Bravo! Wann ziehen die Kantone (oder noch besser der Bund) nach?

Apropos: Wie wäre es, künftig nur noch die Fundierung zu betonieren, CO2-verbessert versteht sich, und den Aufbau neuer Gebäude weitestgehend mit Holz aus eigenen Wäldern zu gestalten?

Ernst Hug

Schall und Rauch im Ständerat

 Der Ständerat weigert sich, ein C02-Reduktionsziel festzulegen. Seine Mitglieder wollen keine verbindlichen Ziele definieren. Das wäre jedoch dringend gefordert. Nun leistet sich der Rat noch eine scheinbare «Budget»-Lösung bei konkreten Umsetzungen: Er will CO2 im Ausland kompensieren. Zu diesem Zweck subventioniert er Elektro-Busse in Thailand. Diese wären zwar auch ohne Schweizer Hilfe angeschafft worden. Die Räte scheinen mehrheitlich der Meinung zu sein, sich auf eine billige Weise ein weisses CO2-Mäntelchen umlegen zu können. – Nicht mit uns: Wir protestieren gegen diesen Ablasshandel! Als Alternative stünde die sukzessive Umstellung der Postautos auf elektrische Fahrzeuge an. (Dieselben Leute sind doch sonst immer dafür, kein «unnötiges Geld» im Ausland zu investieren?!)

Ernst Hug

Montag, 5. Juni 2023

Wandlung

So ein schönes Predigtthema: Cantate – lobet Gott! So heisst der 4. Sonntag nach Ostern in der Kirche. Und im vorgeschlagenen Text geht es um die Berufung des Hirten David an den Königshof von Saul. David soll mit seiner Musik das niedergedrückte Gemüt des Königs erhellen. Ich sehe schon einen wunderbaren Zielgedanken: Eine Saite in jemandem zum Klingen bringen. Möchte mich in die heilsame Kraft der Musik vertiefen. 

Doch da steht in meiner Bibel als Ursache für die depressive Verstimmtheit, dass Gott den Saul verworfen habe. Weil er Gottes strenges Gericht, den Bann, nicht gnadenlos am ganzen feindlichen Volk inklusive König und Vieh vollzog. Die Sonntagsidylle ist dahin. Unerbittlich ruft der Prophet Samuel zum Gehorsam auf (1. Sam 15 und 16). Ein paar Jahrhunderte später beschreibt Jesus in derselben Bibel seinen Auftrag ganz anders. Gleich zweimal zitiert Matthäus diese Aussage: Geht und lernt, was es heißt: Barmherzigkeit will ich, nicht Opfer! (Mt 9,13 und ähnlich 12,7!) 

Vom Kriegsgott zum barmherzigen Vater! Oder sind es nicht eher die Empfänger seiner Weisungen, die ihn anders gehört und von ihm gesprochen haben? Diese Wandlung könnte so manches unter uns tatsächlich verändern! Doch noch eine heilsame Musik?

Ernst Hug

Sonntag, 28. Mai 2023

Kriegskosten

In den US-amerikanischen Medien läuft im Moment eine Geschichte, die ich
hier in Europa sehr vermisse. An der renommierten Brown University
untersucht ein Institut die Kosten des von den USA angeführten "Krieges
gegen Terror" (WATSON INSTITUTE FOR INTERNATIONAL AND PUBLIC
AFFAIRS, Brown University;
https://watson.brown.edu/costsofwar/papers/summary)
Einige Ergebnisse:

  • Mindestens 929,000 Menschen sind direkt durch kriegerische Gewalt von allen Konfliktseiten gestorben, unter anderem Zivilisten und Journalisten.
  • Noch viel mehr Menschen sind durch die Folgen dieser Kriege gestorben, wie Unterernährung, beschädigte Infrastruktur und Umweltschäden.
  • 38 Millionen Menschen wurden in den Kriegen nach 9/11 in Afghanistan, Pakistan, Irak, Syrien, Libyen, Yemen, Somalia und den Philippinen zu Flüchtlingen.
  • Diese Kriege haben merklich zum Klimawandel beigetragen, da das US-amerikanische Verteidigungsministerium zu den weltgrössten Verursachern von Treibhausgasen zählt.
  • Die Kriege werden begleitet vom Zerfall von Bürgerrechten und -freiheiten und Menschenrechten, sowohl in den USA wie in anderen Weltregionen.

Diese Liste ist keine Überraschung. Denn diese Folgen von Kriegen sind schon
lange bekannt. Die Studie drückt nur in konkreten Zahlen aus, was zu erwarten
ist. Sie zählen auch noch nicht was der Einsatz von abgereicherten Uranwaffen
hinterlässt.
Verwunderlich ist, wie diese und ähnliche Studien und Darstellungen in fast
allen europäischen Leitmedien ignoriert werden. (Ich habe zumindest keinen
Hinweis darauf entdecken können.) Scheinbar gilt noch immer die ganz
unrealistische Einschätzung, Menschen mit Kriegen zu Freiheit und Leben
führen zu wollen.
Ich hoffe sehr, dass zumindest Christinnen und Christen sich bewegen lassen,
realistisch und faktenbasiert über die angeblichen Versprechen von Kriegen
und ihre tatsächliche Wirkung zu denken und sich zu engagieren. Das könnte,
im Namen Jesu Christi und um Gottes Willen, nur bedeuten, sich dafür
einzusetzen, jeden Krieg baldmöglichst zu Ende zu bringen.

Marietjie Odendaal

Sonntag, 14. Mai 2023

Religion und Sicherheit

In der Gesellschaft ist zunehmend ein Gefühl der Unsicherheit zu spüren, sei es aufgrund von Gesundheitsbedenken im Zusammenhang mit der Pandemie, der geopolitischen Unsicherheit nach der Invasion in der Ukraine oder der Sorge um die finanzielle Stabilität nach der CS-Pleite. 

Interessanterweise besagt eine soziologische, wenn auch umstrittene Ausgangsthese, dass Religiosität negativ mit sozialer Sicherheit korreliert. Als historisches Beispiel wird angeführt, dass z.B. die Entdeckung von Keimen und Antibiotika dazu führte, dass Krankheit als ein lösbares Problem angesehen wurde. 

Die Erfahrung von einer zunehmend garantierten Sicherheit würde demnach die Bedeutung religiöser Fragen zurückdrängen. Umgekehrt liesse sich folgern, dass es aber gerade in unsicheren Zeiten das Bedürfnis nach Orientierung, Zugehörigkeit und Krisenbewältigung wieder zunimmt. 

Dieses wird heute vielleicht nicht mehr ausschliesslich religiös aufgefangen, dennoch hat gerade die Kirche in ihrer Botschaft und Praxis dafür eine Kompetenz und Entsprechung, die sie gerade jetzt in Zeiten der Unsicherheit aktiv wahrnehmen sollte.

Milan Weller

Mittwoch, 18. Januar 2023

Sehr geehrte Frau Bundesrätin

Sozialethische Arbeitsgruppe der evangelisch-methodistischen Kirche in Solothurn

Martin Roth, Loretostrasse 25, 4500 Solothurn



Frau

Bundesrätin K. Keller-Sutter

Bundeshaus West 

3003 Bern


Sehr geehrte Frau Bundesrätin

Vielen Dank für Ihren grossen Einsatz rund um die schwierigen Fragen der Flüchtlinge. Ganz besonders freut uns, wie schnell sie den Status ‘S’ für die Flüchtenden aus der Ukraine in Kraft gesetzt haben. So fanden die Frauen und Männer schnell einen Ort, der ihnen Schutz bot. Dass Sie mitverantwortlich waren dafür, dass der Bundesrat diesen Schutzstatus jetzt um ein Jahr verlängert hat, freut bestimmt nicht nur die Geflüchteten, sondern auch uns. Nochmals vielen Dank.

Allerdings sind die Menschen aus der Ukraine nicht die Einzigen, die sich vor Krieg und Verfolgung fürchten und deshalb flüchten. Die Medien berichten fast täglich über Demonstrationen und Repressionen in verschiedenen Ländern der Welt. Und viele Menschen, gerade auch Frauen, flüchten, weil sie befürchten müssen, verfolgt, verhaftet oder gar getötet zu werden. Wäre die sichere Schweiz für solche Menschen nicht ein Ort, der ihnen Schutz bieten könnte?

Dazu schaffte die Schweiz das ’humanitäre Visum’. Nun hat am 17. 11. 2022 die Sendung ‘Rendez-vous am Mittag über das humanitäre Visum berichtet: «Das humanitäre Visum soll Verfolgten den Zugang zur sicheren Schweiz ermöglichen. Jetzt zeigen aktuelle Zahlen: Im Zusammenhang mit dem Krieg in der Ukraine und den Protesten in Iran ist es fast bedeutungslos». Die Hürden, ein solches Visum zu erhalten sind laut diesem Bericht viel zu hoch. Es scheint, dass viele Betroffene es aus Angst vor Ablehnung gar nicht erst versuchen, ein solches Visum zu beantragen. 

Uns scheint diese abwehrende, ängstliche Haltung der humanitären Tradition der Schweiz unwürdig. Zudem ist diese Haltung der Schweiz sehr diskriminierend und ungerecht. Was unterscheidet denn die Schutzsuchenden aus der Ukraine von jenen aus dem Iran, Afghanistan oder anderen Ländern? Wir bitten Sie daher sehr, allen gefährdeten Menschen den Zugang zum Schutz in der Schweiz zu ermöglichen. Bitte zeigen Sie gegenüber den Flüchtenden aus dem Iran, Afghanistan oder Eritrea die gleiche Offenheit und den gleichen Mut, ihnen Schutz zu bieten, wie jenen aus der Ukraine.

Freundlich grüssen Sie