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Mittwoch, 30. Januar 2019

Über Klimastreiker, Jesus und überraschende Propheten

KlimastreikStell dir vor 22’000 Jugendliche gehen auf die Strasse und keiner spricht darüber. 

So geschehen die letzten Freitage in Städten der Schweiz. Die Jugendliche gingen auf die Strasse, um gegen die aktuelle Klimapolitik (national und international) zu demonstrieren. Sie fordern unter anderem den Klimanotstand und Netto 0 Treibhausgasemissionen im Inland bis 2030 – sie fordern ein «Recht auf Zukunft» (und auf Facebook unter @klimastreikschweiz). Inspiriert werden sie dabei von Greta Thunberg, der 16-jährigen Schülerin aus Schweden, die mit dem Schulstreik fürs Klima anfing. Seit August streikt sie jeden Freitag die Schule (daher der Hashtag #FridaysforFuture), sprach an der UNO-Klimakonferenz in Polen (das Video ist absolut lohnenswert) und am WEF in Davos. Ihr Anliegen stiess auf grossen Anklang und in der Schweiz wächst die Anzahl der Klimastreiker mit jedem Freitag. Am nächsten Samstag, dem 2. Februar, soll nun eine grossangelegte Klimademo in allen grösseren Schweizer Städten stattfinden, an der auch jene Jugendlichen teilnehmen können, die jeweils freitags nicht streiken können/wollen und um auch andere Generationen einbinden zu können (alle Informationen dazu auf klimademo.ch).

Die Vorgehensweise (basisdemokratisch organisiert über Whatsapp) und die Forderungen der Jugendlichen ecken an; nicht nur bei Politikern, sondern auch bei Journalisten und bei uns Älteren (ja, ich zähle mich dazu).

Und es wäre ein Einfaches, sie und ihre Meinung abzutun und sie auf ihre Pubertät, ihr Unwissen oder ihre Einflüsse zu reduzieren. Sie als naive und verwöhnte «Millennials» zu bezeichnen, die sich im Leben noch nicht bewiesen haben, folgendermassen also keine Ahnung haben, wovon sie eigentlich reden.

Aber könnte es auch sein, dass sie etwas begriffen haben, was wir noch nicht erkannt oder wieder vergessen haben? Schliesslich ist es ihre Zukunft, die jeden Tag mit unserer Klima-Politik aufs Spiel gesetzt wird. Es sind ihre Ressourcen, die wir verschwenden. Sie sind es, die mit den Folgen der aktuellen Klima-Politik leben müssen.

Was würde es also bedeuten, wenn wir den Ratschlag von Jesus «Werdet wie die Kinder» (Matthäus 18,3), in dieser Situation ernst nehmen würden?

Vielleicht bedeutet es, mit ihnen diesen Samstag auf die Strasse zu gehen.
Vielleicht bedeutet es, ihre weiteren politischen Aktionen zu unterstützen.
Vielleicht bedeutet es, ihre Stimme in Politik, Bildung und Wirtschaft zu stärken.

Ganz sicher bedeutet es, ihnen zuzuhören. Sie ernst zu nehmen. 
Ich bin überzeugt, dass wir viel von ihnen lernen können, dass wir vielleicht sogar wie sie werden können. Meinen Respekt haben sie, ebenso meine Stimme.

Propheten kamen schon immer in überraschender Weise – heute vielleicht in weissen Sneakers und Crop-Tops.


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