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Donnerstag, 9. April 2015

Dietrich Bonhoeffer und Zivilcourage

Dietrich Bonhoeffer, Widerstand und Ergebung
Bonhoeffer lebte sein Leben als "Pastor, Agent, Märtyrer und Prophet", so steht es im Titel einer Biographie. Was auf den ersten Blick kaum zusammen zu passen scheint, muss unter dem Blickwinkel der Zeit, in der er lebte, verstanden werden. Es brauchte Gottvertrauen, einen klaren Blick und Zivilcourage, um die Ideologie des Bösen dieser Zeit zu durchschauen. 

In einem Brief von 1943 äusserte er sich konkret über Zivilcourage. Er fragte sich, warum sie dem deutschen Volke abhanden kommen konnte. Dabei schloss er sich nicht aus. Er sah die Geschichte des deutschen Volkes, in der es eine Notwendigkeit war, die Kraft des Gehorsams zu lernen. Bonhoeffer schreibt 1943 in einem Brief aus seiner Haft unter anderem: Der Deutsche habe "nicht damit gerechnet, dass seine Bereitschaft zur Unterordnung und zum Lebenseinsatz für den Auftrag missbraucht werden könnte zum Bösen. ... Es musste sich herausstellen, dass eine entscheidende Grunderkenntnis dem Deutschen noch fehlte: die von der Notwendigkeit der freien, verantwortlichen Tat auch gegen Beruf und Auftrag." (Dietrich Bonhoeffer. Widerstand und Ergebung. Briefe und Aufzeichnungen aus der Haft, hrsg. von E. Bethge. Gütersloh 1985.5. 12f.)  

Vielleicht ist es so, dass mir diese Grunderkenntnis heute als freie Schweizerin nicht mehr fehlt - ob ich es jedoch schaffe, diese "freie, verantwortliche Tat" in meinem Alltag umzusetzen? Gelegenheiten dazu bieten sich mir jedenfalls viele.


Erschienen in "Kirche und Welt", 4/2015
Ursula Brunner ist Mitglied im Ausschuss Kirche und Gesellschaft der EMK Schweiz-Frankreich-Nordafrika

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