Ein Gedanke
"Das Wesentliche des Romantischen ist Ungewissheit." Oscar WildeFoto © Jörg Niederer
Ein Bibelvers - Psalm 64,3+4
"Versteck mich vor der Truppe der Bösen, vor dem schlimmen Treiben der Übeltäter. Die haben ihre Zunge wie ein Schwert geschärft. Der Pfeil auf ihrem Bogen ist ein giftiges Wort."
Eine Anregung
Ich bin kein Kunstexperte. So kann ich die Darstellung auf dem Grabstein von Gottlieb Bion nicht sicher einordnen. Mir ist die Stele vor der Kirche St. Mangen in St. Gallen aufgefallen, weil sie so skurril ist. Der behelmte Typ könnte einem Computergame entsprungen sein. Er sieht wie ein Westgote aus dem Asterix-Comic aus; oder ist es ein Bildnis von Gottlieb Bion, Lehrer, Landschaftsmaler und Mitgründer des Kunstvereins? Ähnlichkeiten sind schon auszumachen mit dem Portrait von ihm auf https://de.wikipedia.org/wiki/Gottlieb_Bion.
Pinsel und Palette unten an der Stele sind leicht als Attribute des Malers zu deuten. Der Sinnspruch "Kunst bringt Gunst" mag sich reimen, aber einen tieferen Sinn scheint er mir nicht zu entfalten.
Eichenlaubkranz und Helm könnten eine militärische Anspielung sein. Die Zunge ist einem Schwert nachempfunden. Mit etwas Fantasie dringt das Schwert bis zum Parierbügel in den Schädel ein und durch den Mund wieder aus. Und was soll das Gewächs, da wo die Ohren wären? Es bildet riesige Hörmuscheln. Könnte es sein, dass so ein hellwacher Zeitgenosse dargestellt wird, der zu seinem malerischen Talent auch eine scharfe Zunge führte?
Hättest du anhand des Grabsteins darauf geschlossen, dass Gottfried Bion in einem Pfarrhaus aufgewachsen ist? Also ich wäre nicht darauf gekommen. Jedenfalls seine Bilder sind ganz der Romantik verpflichtet. Auch darauf wäre ich - vor dem Grabstein - nie gekommen.
Und was wird dein Grabstein von dir erzählen, dereinst in 150 Jahren?
Jörg Niederer ist Mitglied im Ausschuss Kirche und Gesellschaft der EMK Schweiz-Frankreich-Nordafrika
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