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Montag, 5. Dezember 2016

Abstimmung über die erleichterte Einbürgerung

Erleichterte Einbürgerung Schweizer Pass
Stellen Sie sich folgende Geschichte vor: Ihr Grossvater ist Ende der Fünfzigerjahre aus wirtschaftlichen Gründen nach Portugal ausgewandert. Er hat sich vom einfachen Feldarbeiter zum erfolgreichen Winzer emporgearbeitet. Für Ihren Vater, damals 14 Jahre alt, war dieser Schritt nicht so einfach. Von einem Tag auf den anderen musste er nicht nur portugiesisch lernen, er besuchte auch seine letzten Schuljahre in einem fremden Land. 
Sie sind bereits in Portugal geboren worden, Sie leben wie ein Portugiese, reden portugiesisch, die Schweiz kennen Sie nur von den Sommerferien bei Verwandten Ihrer Grosseltern. Sie sprechen ein wenig Deutsch, aber es ist nicht Ihre Muttersprache, obwohl Ihr Vater eine Schweizerin geheiratet hat. Und doch, Sie haben immer noch keinen portugiesischen Pass, sondern sind laut Papier ein Schweizer, ein Ausländer im Land der Lusitaner.

Unmöglich denken Sie  aber hier in der Schweiz ist das die Realität. Ausländer und Ausländerinnen der dritten Generation werden gleich behandelt wie Ihre Grosseltern und Eltern, obwohl sie eigentlich im Herzen Schweizer und Schweizerinnen sind. Diesem Umstand trägt die Verfassungsänderung Rechnung, indem sie für die dritte Generation eine einheitliche, erleichterte Einbürgerung festlegt. Am 12. Februar 2017 entscheidet das Stimmvolk darüber.

Der Ausschuss Kirche und Gesellschaft befürwortet diese erleichterte Einbürgerung. Es ist ein logischer Schritt und fördert die Integration und Partizipation von Ausländer und Ausländerinnen, die eigentlich gar keine mehr sind. 

EMK-Gemeinden machen keinen Unterschied bezüglich Nationalität. Wer sich in der EMK engagieren und Mitglied werden will, erhält die gleichen Rechte unabhängig ob er Schweizer, Schweizerin ist oder aus einem anderen Land kommt. Daher gibt es in unseren Gemeinden auch diese "Ausländerinnen und Ausländer" der dritten Generation. Vielleicht sitzen sie im Gottesdienst neben Ihnen, ohne dass Sie es bemerken – weil sie so schweizerisch wirken. Helfen Sie mit, dass sie nun auch auf erleichterte aber auch sorgfältig abgeklärte Weise das Schweizer Bürgerrecht erhalten können. 

Diskutieren Sie mit uns hier in diesem Blog über die erleichterte Einbürgerung!

Erscheint in "Kirche und Welt" 1/2017


Die Voraussetzungen für die erleichterte Einbürgerung

Die Voraussetzungen für die erleichterte Einbürgerung der dritten Generation bleiben streng. Es gibt keinen Einbürgerungsautomatismus. Alle folgenden Kriterien müssen erfüllt sein:
  • Der Antrag wird bis zum vollendeten 25. Altersjahr eingereicht.
  • Mindestens ein Grosselternteil ist in der Schweiz geboren worden oder es wird glaubhaft gemacht, dass er ein Aufenthaltsrecht erworben hat. 
  • Mindestens ein Elternteil hat eine Niederlassungsbewilligung erworben, hat sich mindestens zehn Jahre in der Schweiz aufgehalten und hat mindestens fünf Jahre die obligatorische Schule in der Schweiz besucht. 
  • Der/die Antragstellende wurde in der Schweiz geboren. 
  • Der/die Antragstellende besitzt eine Niederlassungsbewilligung und hat mindestens fünf Jahre die obligatorische Schule in der Schweiz besucht.


Gedankenanstösse aus den Sozialen Grundsätzen der Evangelisch-methodistischen Kirche


III. Die soziale Gemeinschaft
Die Rechte und Privilegien, die eine Gesellschaft ihren Mitgliedern gewährt oder vorenthält, lassen erkennen, welche Wertschätzung bestimmten Personen und Personengruppen in ihr zukommt. Wir bekennen, dass vor Gott alle Menschen den gleichen Wert haben. Deshalb arbeiten wir auf eine Gesellschaft hin, in der der Wert eines jeden Menschen anerkannt, gewahrt und gestärkt wird. Wir unterstützen das Grundrecht aller Menschen auf gleichen Zugang zu Wohnraum, Bildung, Kommunikation, Arbeit, medizinischer Versorgung, Rechtshilfe und körperlicher Unversehrtheit. Wir missbilligen Handlungen des Hasses oder der Gewalt gegen Gruppen oder Einzelpersonen aufgrund ihrer Rasse, Hautfarbe, nationalen Herkunft, ethnischer Zugehörigkeit, ihres Alters, Geschlechts, ihrer Behinderung, sozialen und wirtschaftlichen Stellung, sexuellen Orientierung, geschlechtlichen Identität oder Religionszugehörigkeit. Unser Respekt vor der allen Menschen innewohnenden Würde lässt uns einstehen für die Anerkennung, den Schutz und die Umsetzung der Prinzipien der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte, so dass Gemeinschaften und Einzelpersonen ihre universalen, unteilbaren und unveräußerlichen Rechte in Anspruch nehmen können.

A) Rechte der Rassen und ethnischer Gruppen
... Wir erfreuen uns an den Gaben, die verschiedene ethnische Gruppen durch ihre Geschichte und Kultur in unseren gesamten Lebensbereich einbringen. Wir ermutigen und fördern das Selbstbewusstsein aller ethnischen Gruppen und unterdrückten Menschen, durch das sie die ihnen zustehenden gleichen Rechte als Glieder der Gesellschaft einfordern können. Wir betonen die Verpflichtung der Gesellschaft und einzelner Gruppen, durch kompensatorische Maßnahmen die lang andauernde und systematisch verankerte soziale Benachteiligung mancher rassischer und ethnischer Gruppen auszugleichen. Außerdem bestehen wir auf dem Recht von Angehörigen historisch unterrepräsentierter rassischer und ethnischer Gruppen auf Chancengleichheit in der Arbeitswelt und bei Beförderungen; auf Bildung und Ausbildung auf höchsten Niveau; auf Nichtdiskriminierung im Wahlrecht, im Zugang zu öffentlichen Einrichtungen und im Erwerb oder im Anmieten von Wohnraum; auf Kredite, Darlehen, Startkapital für Unternehmen und auf Zugang zu Versicherungen; und auf Führungspositionen in allen Bereichen unseres gemeinsamen Lebens. Wir unterstützen Quotenregelungen als eine Möglichkeit, Ungleichheiten und diskriminierenden Praktiken in Kirche und Gesellschaft zu begegnen.

H) Rechte von Immigranten
Wir respektieren, begrüßen und bejahen alle Menschen ungeachtet ihres Herkunftslandes als Glieder der Familie Gottes. Wir unterstreichen das Recht aller Menschen auf Chancengleichheit in der Arbeitswelt, Zugang zu Wohnraum, medizinische Versorgung, Bildung und Schutz vor Diskriminierung. Wir drängen die Kirche und Gesellschaft, die Gaben, Leistungen und oft mühevollen Anstrengungen der Immigranten zu erkennen und Gerechtigkeit für alle zu fordern.

Wechselgebet zum Sozialen Bekenntnis
...Dies ist der Tag:
Gott schließt die gesamte Menschheit in seine Arme,
freut sich an Vielfalt und Verschiedenheit
und hat Gefallen, wenn Fremde zu Freunden werden...


Siehe auch:


Einbürgerung Schweiz - die aktuelle Situation



Mittwoch, 30. November 2016

Wohltuend und beruhigend

Weihnachten auf der Polstergruppe
Rituale und Bräuche haben etwas Beruhigendes und Verbindendes für mich. Sie vermitteln mir Sicherheit und Geborgenheit. Nicht zuletzt stärken sie den Zusammenhalt in der Gemeinschaft oder in der Familie.
Persönliche Erfahrungen zum Thema Bräuche und Rituale rund um Weihnachten habe ich viele. Manche nahm ich aus meiner Ursprungsfamilie in meine eigene Familie mit. Zum Beispiel, dass wir Advent mit belegten Brötchen und Weihnachtsguetzli feiern, die auf dem Sofa gegessen werden und nicht etwa wie üblich am Tisch. Dazu gehört auch, dass wir immer die gleiche Schallplatte, respektive die immer gleiche CD hör(t)en: früher die Zeller-Weihnacht, heute Andrew Bond. Was auf den ersten Blick fantasielos erscheint, ist beim genaueren Hinschauen wohltuend und beruhigend.
Viele andere liebgewonnene Rituale und Bräuche kommen mir in den Sinn. Ich erinnere mich, dass wir uns einmal in einem Hauskreis vor Weihnachten über unsere persönlichen Bräuche rund um die Weihnachtszeit ausgetauscht haben. Es war ein sehr vergnüglicher und interessanter Abend.
Was sind wohl Deine/Ihre persönlichen Rituale in dieser Zeit? Vielleicht bietet sich auch Dir/Ihnen die Gelegenheit, mit anderen Menschen darüber auszutauschen. Ich kann es jedenfalls wärmstens empfehlen.

Erschienen in "Kirche und Welt", 12/2016
Ursula Brunner ist Mitglied im Ausschuss Kirche und Gesellschaft der EMK Schweiz-Frankreich-Nordafrika

Mittwoch, 2. November 2016

Ein Ohr für die Schöpfung

Frosch im Teich
Die ökumenische Schöpfungszeit geht zu Ende. Dieses Jahr wurden wir eingeladen, unser Ohr für die Schöpfung zu öffnen, uns für den Klang der Schöpfung bereitzuhalten.
Ich habe mich gefragt, was solch ein geöffnetes Ohr denn bewirkt. Meine Antwort lautet: Staunen. Ich weiss nicht schon alles, sondern bin Neuem begegnet und habe Neues wahrgenommen.

Ich erinnere mich, wie ich im Sommer an einem Teich einen Glockenton hörte, der über das Wasser herüber klang. Woher stammte er? Was für ein Wesen, welches Instrument, brachte dieses klingende, bassige bum-bum hervor? 
Meine Frage veranlasste mich, die Bäume und Sträucher um den Teich herum abzusuchen, bis ich die Quelle des Klangs entdeckte: im Wasser, an einem Stückchen Zweig hängend, ein knallgelbes Fröschlein, dessen Backen zu kleinen Luftballons aufgeblasen waren, um sein Revier anzukündigen.
Wie schön überraschend! Wie herrlich unpassend! Ein Ohr für das, was ich nicht kannte und nicht gleich einordnen konnte, hat mir diese Entdeckung und dieses Staunen gebracht.

Vor kurzem war ich an einem nassen, nebeligen Herbsttag unterwegs. Und meine Schritte wurden aufgehalten, als ich die einsame Stimme einer Meise hörte. Wo war sie? Ich bin stehen geblieben, bis ich sie sah. Noch ein paar Mal habe ich die hellen Töne durch das Grau um mich herum gehört. Ich bin weiter gegangen, heiterer, aufgehellt und beschenkt.

Diese Momente stärken in mir das Dankbarwerden, das Anerkennen und eine Offenheit für das, was ich noch nicht kenne und vielleicht nie erwartet habe. Sie stupsen mich immer wieder Richtung Staunen, das zuletzt auch ein Staunen über Gott den Schöpfer wird.

Montag, 31. Oktober 2016

Freund Hein*

Friedhof Kardamena, Kos, GriechenlandMit leisen, sachten Schritten zieht
Freund Hein übers schneeverwehte
Land; du spürst ein Zittern und zärtlich
seine Hand und hörst ihn sagen - 
komm, von nun an bist du mein.

Du hältst den Atem an, fühlst dich,
faltergleich, mit dem Lichte 
fortgetragen und warm und weich
strömt es in dich hinein.

Um dich Stille, Ruh, doch aus
unbekannten Fernen erklingen
märchenhafte Weisen, führen dich zu
den Sternen hin.

Mit sachten, leisen Flügelschwingen
ziehst du sterbend gegen den Himmel
zu; fühlst dich befreit und leicht und
merkst vielleicht, wie schön das Leben
war.

* Freund, Bruder oder Gevatter Hein ist eine im Deutschen seit 1650 belegbare umschreibende Bezeichnung für den Tod

Erschienen in "Kirche und Welt" 11/2016

Dienstag, 13. September 2016

Fleisch- und Schokoladenhunger


Was geschieht, wenn man in einer Stadt gefüllte Einkaufswagen herumstehen lässt?

Die Welt im EinkaufswagenIn Winterthur geschah Folgendes an der Ausstellung "Die Welt im Einkaufswagen" von der Organisation Public Eye: Obwohl alle ausgestellten Lebensmittel Imitate waren, und obwohl alle Einkaufswagen mit einer Plexiglasscheibe zusätzlich gesichert wurden, versuchten Personen an deren Inhalt zu kommen.

Besonders angetan hatten es den Leuten die beiden Wägelchen mit Schokolade und Fleisch. Bei der Schokolade verschwanden viele der in Schokoladepapier eingepackten Holztafeln. Sie wurden zwischen den Gitterstäben herausgeklaubt. Und beim Wägelchen mit den Fleischimitaten wurde gar die Plexiglasscheibe eingeschlagen und der Inhalt gestohlen.

Fleisch und Schokolade. Schweizer wissen, was gut ist. Dass Kakaobäuerinnen und -bauern einen Durchschnittslohn haben, der viermal tiefer ist als die 2 Dollar pro Tag, welche die Armutsgrenze markieren, wird meist ausgeblendet.
Und dass man mit dem Wasserverbrauch für ein Kilo Rindfleisch 486 mal Duschen könnte (für ein Kilo Getreide reicht es für 42 mal Duschen), ist einem auch wenig bewusst.

Fleisch und Schokolade lassen viele Menschen hungrig und durstig zurück, wie die geklauten Imitate aus den Einkaufswagen in Winterthur.


Zur Aktion "Die Welt im Einkaufswagen" siehe https://www.publiceye.ch/de/events/die_welt_im_einkaufswagen/



Ein Beitrag für "Kirche und Welt", 10/2016

Mittwoch, 10. August 2016

"Geliehen ist der Stern, auf dem wir leben" - Eine Stellungnahme zur Initiative "Grüne Wirtschaft"

(c) 2016 - Jörg Niederer - Durch Unwetter unterspühlte Strasse bei Schindellegi
Ausschuss "Kirche und Gesellschaft", André Töngi

Eindrücklich zeigt die Schöpfungsgeschichte im ersten Kapitel der Bibel die Liebe Gottes zu uns Menschen, aber auch zu unserer Mitwelt. Immer wieder wird der Text unterbrochen durch ein "und Gott sah, dass es gut war". Als Gott sein Werk vollendet hat, findet er das Ganze sogar sehr gut.

Gott liebt uns so sehr, dass er uns die Verantwortung über die Schöpfung übertragen hat. Leider hat der Mensch dieses "macht euch die Erde untertan" völlig missverstanden. Vor allem der Westen lebt über seine Verhältnisse auf Kosten anderer. Wenn alle Menschen auf der Welt den gleichen Lebensstil wie die Schweizer Bevölkerung hätten, bräuchte es drei Planeten, um alle Bedürfnisse zu befriedigen. Die  vielen Naturkatastrophen  in den letzten Jahren sind ein Zeichen, dass die Welt  aus den Fugen gerät. Wir sind aufgefordert, sie wieder ins Lot zu bringen. 

Am 25. September stimmt das Schweizer Volk über die Initiative für eine nachhaltige und ressourceneffiziente Wirtschaft (Grüne Wirtschaft) ab. Verlangt wird, dass der ökologische Fussabdruck bis zum Jahre 2050 auf eine Erde reduziert wird. Erreicht werden soll dieses ehrgeizige Ziel über eine Förderung der Forschung, Innovation und Vermarktung von wirtschaftlich nachhaltigen Projekten und Aktivitäten. Daneben sollen mit finanziellen Anreizen und Steuerungsmassnahmen nachhaltige Projekte gefördert werden. 

Der Ausschuss "Kirche und Gesellschaft" unterstützt diese Volksinitiative. In den Sozialen Grundsätzen bekennt sich die EMK zu einem verantwortungsvollen Umgang mit der Schöpfung: Die ganze Schöpfung gehört dem Herrn und wir sind für die Art und Weise verantwortlich, in der wir sie brauchen und missbrauchen. (Soziale Grundsätze 160. I. Die natürliche Welt)
Wir sind überzeugt, dass eine nachhaltige, grüne Wirtschaft neue Arbeitsplätze schafft. Es braucht Fabriken, die Solarpanels fabrizieren; Baufirmen erhalten für die Isolierung von alten Gebäuden viele neue Aufträge. Eine biologische Landwirtschaft schont die Natur. Bauern erhalten dafür ein existenzsicherndes Einkommen. Der Erfinderreichtum, der die Schweiz in den letzten Jahrhunderten auszeichnete, erhält neuen Auftrieb.

Nicht diese Initiative schränkt unseren Alltag ein, wie von den Gegnern behauptet wird. Es sind die durch Menschen verursachten Naturkatastrophen, die ganze Dörfer verwüsten und unermessliches Leid verursachen und immense wirtschaftliche Schäden verursachen.


Freitag, 1. Juli 2016

Religion und Social Media

Religion and Social Media
In den sozialen Medien ist die Hemmschwelle tiefer. Man getraut sich Dinge zu sagen oder zu zeigen, die man sonst verborgen hält. So ist man in der Anonymität des Internets auch schneller bereit, Christliches, Islamisches, Buddhistisches von sich zu geben. Manche dieser "Zeugnisse" sind banal, andere nachdenkenswert.

Wie im Alltag will auch in den sozialen Medien niemand missioniert werden. Anders als im Alltag wollen aber viele in den sozialen Medien missionieren. Folglich reden alle, und niemand hört wirklich zu. Der Glaube im Internet ergibt kein Bild, sondern ein religiöses Pixelrauschen.

Untersuchungen legen nahe, dass Personen, welche die sozialen Medien verwenden, sich eher eine individuelle Religion basteln. Das ist erklärbar. Schliesslich sind die sozialen Medien ein Selbstbedienungsladen. Liken oder vergessen. Warum soll ich das nicht auch bei den religiösen Erkenntnissen der Internetsociety tun? Fragt sich jetzt nur: Ist das denn wirklich so schlimm? Was meinen Sie?

Ich beobachte es immer wieder. Menschen beginnen beglückt zu lächeln, während sie auf ihr Mobiltelefon schauen. Social Media als Glücksbringer. Noch eine andere Art von Religiosität. Evangelium. Gute Nachricht.

Erschienen in "Kirche und Welt", 7/2016

Mittwoch, 1. Juni 2016

La base inconditionnelle

Rekord Genf - Bedingungsloses Grundeinkommen
La question de la base inconditionnelle c’est en même temps la question de comment on veut vivre et une question des valeurs. Dans la discussion de la base inconditionnelle on doit se poser la question pourquoi on vit. Est-ce que on vit justement pour travailler ou est-ce que la vie est plus que le travail et l’argent ?

Moi, je pense que la vie ne consiste pas uniquement dans le travail et l’argent. Au contraire l’argent c’est nul. On ne peut ni le manger, ni le boire. En fait on peut dire que la seule chose qu’on peut faire avec l’argent c’est l’utiliser comme papier cul. Mais aujourd’hui l’argent a une valeur imaginaire immense. Pour presque tout le monde l’argent est la chose la plus importante. Mais en vérité l’argent est juste un moyen pour obtenir des choses. Pour être plus exact un moyen pour devenir heureux.

Mais comment est-ce que la base inconditionnelle peut aider à devenir heureux ? En donnant aux gens l’argent pour survivre, pour combler les besoins élémentaires. N’est-ce pas le devoir principal d’un état d’offrir la satisfaction à toute la population ? Et c’est possible avec la base inconditionnelle même de façon responsable parce que les gens décident ce qu’ils veulent faire avec l’argent ou s’ils ont besoin de plus. La base inconditionnelle est une réclamation extrêmement libérale. Ça donne de la liberté et aussi de la responsabilité. À cause de ça c’est même une proposition du siècle des lumières.

Et ça n’était pas le seul avantage il y en a plusieurs. Par exemple on peut fermer beaucoup d’institutions comme l’AVS ou la caisse de chômage. En faisant ça on peut économiser beaucoup dans l’administration et utiliser l’argent pour les hommes.

Mais je dois admettre qu’une base inconditionnelle crée des problèmes quand même. Le problème le plus sévère c’est que personne ne sait si un état peut fonctionner avec une base inconditionnelle. Est-ce que les gens travailleraient quand même s’ils ont 2500 francs sans travailler ? Et là la question de début fait son apparition : Est-ce que les gens travaillent justement pour l’argent ? Non, ils travaillent pour l’argent parce qu’ils en ont besoin. Mais s’ils ont l’argent ils travaillent quand même mais plus motivés parce que ils travaillent pour faire quelque chose, pour créer quelque chose.

Un autre problème c’est le problème du financement. Comment on peut payer toutes ces bases ? Qui les paye ? À mon avis l’idée d’une redistribution du revenu peut fonctionner pour l’argent qui n’est pas couvert par l’argent des caisses sociales. Ça veut dire qu’on a un revenu non taxé de – disons 8000 francs. Si quelqu’un à un revenu plus bas, il obtient une taxe négative – alors il obtient un peu d’argent. Si quelqu’un a plus du revenu il doit payer une taxe pour financer la taxe négative. Parce que la satisfaction d’une personne s’aplatit le plus haut le revenu est ça produit le maximum de la satisfaction.

Mais qu’est-ce qui se passe si les gens avec un revenu très haut ne veulent pas payer pour un système comme ça ? Alors un état est une association d’hommes qui veulent travailler ensemble pour le bien de tout – pour citer les mousquetaires (et la devise officielle de la Suisse) : « Un pour tous, tous pour un. » Alors si quelqu’un veut exploiter l’état et ne redonne rien il peut, non il doit partir. Dans un état trop d’égoïstes détruisent l’état.

Pour finir je veux dire que la base inconditionnelle est une utopie et aucune utopie n’a eu de succès aussitôt. Mais elles sont quand même importantes même s’elles ne sont pas réalisées parce qu’on doit réfléchir à ça condition du moment.

Ramun Niederer besucht die Pädagogische Maturitätsschule und politisiert bei den Jungen Grünen.

Zu Themen von Kirche und Gesellschaft an der Tagung der Jährlichen Konferenz der Evangelisch-methodistischen Kirche Schweiz-Frankreich-Nordafrika

Bei den Arbeitsbereichen von Kirche und Gesellschaft gibt es viele Überschneidung. Wir müssen uns oft mit den scheinbar gleichen Fragen auseinandersetzen. Dabei gibt es aber auch neue Nuancen zu entdecken. Wie in Beziehungen zu anderen Menschen müssen wir auch beim Nachdenken über Kirche und Gesellschaft unsere christliche Verpflichtung für Frieden und Gerechtigkeit immer wieder bejahen.

Ein solcher „Dauerbrenner“, den der Ausschuss für Kirche und Gesellschaft an der Tagung der Jährlichen Konferenz thematisieren will, ist das Thema Migration. Die Stellungnahme, die der Tagung vorliegen wird, betont die Herausforderung, die aktuelle Lage genau anzuschauen und differenziert zu verstehen. Das sollte die Grundlage sein für unser Handeln. Die Herausforderung ist gross, denn es gibt viele konkurrierende Lagebeschreibungen und Verständnisse, die uns vereinnahmen wollen. Darum bleibt es wichtig, uns an der guten Nachricht, die wir aus dem Leben Jesu hören, und an der methodistischen Tradition zu orientieren.

Ein anderes altes Thema, zu dem wir uns wieder bekennen müssten, hat Gerhard Schöne in den 80er Jahren so ausgedrückt:
"Wohl denen, die da wagen ein 'Nein' zu rechter Zeit,
nicht 'Ja' und 'Amen' sagen zu Bombensicherheit."
(Aus: Gerhard Schöne, „Wohl denen, die da wagen“, S. 213 in Himmelweit: das junge liederbuch. 2008. Jugendwerk der Evangelisch-methodistischen Kirche, Gerth Medien GmbH.)
Heute würden wir vielleicht eher von "Drohnen-" oder "Grenzzaunsicherheit" sprechen. Aber was gleich bleibt, ist die Frage, wie wir als Nachfolgerinnen und Nachfolger Jesu Christi  Nein oder Ja sagen, wenn erst der Militärhaushalt aufgestockt wird und am nächsten Tag Gelder, die andeutungsweise zu Solidarität und Gerechtigkeit beitragen, gestrichen werden. Dieses Thema liegt allerdings der Tagung der Jährlichen Konferenz nicht zur Verhandlung vor.

Als Kirche in einer konkreten Gesellschaft müssen wir unser Ja und Nein zu verschiedenen Themen finden. Das tun wir immer mit der Anerkennung, dass wir in einer Welt leben, welche die uns sichtbaren, bestimmbaren Grenzen übersteigt. Und wir tun es mit Demut, weil wir nie das Gute tun, sondern immer vorläufig das Beste, das wir erkennen. Die Ergebnisse vertrauen wir Gott an.

Erschienen in "Kirche und Welt", 6/2016

Montag, 23. Mai 2016

Eine etwas andere Betrachtung zum bedingungslosen Grundeinkommen

Mit seinem Gleichnis von den Arbeitern im Weinberg (Matthäus 20.1-15 in der Übersetzung von Hoffnung für alle) mutet Jesus einem sehr viel zu:

"Mit der neuen Welt Gottes ist es wie mit einem Weinbauern, der frühmorgens Arbeiter für seinen Weinberg anwarb. Er einigte sich mit ihnen auf den üblichen Tageslohn und ließ sie in seinem Weinberg arbeiten. Ein paar Stunden später ging er noch einmal über den Marktplatz und sah dort Leute herumstehen, die arbeitslos waren. Auch diese schickte er in seinen Weinberg und versprach ihnen einen angemessenen Lohn. Zur Mittagszeit und gegen drei Uhr nachmittags stellte er noch mehr Arbeiter ein. Als er um fünf Uhr in die Stadt kam, sah er wieder ein paar Leute untätig herumstehen. Er fragte sie: 'Warum habt ihr heute nicht gearbeitet?' 'Uns wollte niemand haben', antworteten sie. 'Geht doch und helft auch noch in meinem Weinberg mit!', forderte er sie auf.
Am Abend beauftragte er seinen Verwalter: 'Ruf die Leute zusammen, und zahl ihnen den Lohn aus! Fang beim Letzten an, und hör beim Ersten auf!' Zuerst kamen also die zuletzt Eingestellten, und jeder von ihnen bekam den vollen Tageslohn. Jetzt meinten die anderen Arbeiter, sie würden mehr bekommen. Aber sie erhielten alle nur den vereinbarten Tageslohn. Da beschwerten sie sich beim Weinbauern: 'Diese Leute haben nur eine Stunde gearbeitet, und du zahlst ihnen dasselbe wie uns. Dabei haben wir uns den ganzen Tag in der brennenden Sonne abgerackert!' 'Mein Freund', entgegnete der Weinbauer einem von ihnen, 'dir geschieht doch kein Unrecht! Haben wir uns nicht auf diesen Betrag geeinigt? Nimm dein Geld und geh! Ich will den anderen genauso viel zahlen wie dir. Schließlich darf ich doch wohl mit meinem Geld machen, was ich will! Oder ärgerst du dich, weil ich großzügig bin?'"

Bei diesem Gleichnis sind sich der Gerechtigkeitsfanatiker und der Wirtschaftsliberale für einmal einig: Das geht nicht! Wo kämen wir denn hin, wenn Leistung nicht gerecht entlöhnt wird. Wo bestände da der Anreiz zum Arbeiten, das ganze wirtschaftliche Erfolgsrezept würde über den Haufen geworfen. 

Es braucht einen Perspektivenwechsel, um die Geschichte verstehen zu können. Es tauchen Arbeiter auf, die arbeitslos waren, die aus Gründen, die hier nicht stehen, beim ersten Mal nicht zum Zuge kamen. Vielleicht waren es ältere, die zu langsam waren, um in der ersten Reihe zu stehen oder sie hatten andere, für sie wichtigere Aufgaben zuerst zu erledigen. Und die Arbeiter, die der Verwalter am späten Nachmittag vorfindet, erklären, niemand wolle sie haben. Sie tönen resigniert, vielleicht ist es nicht das erste Mal, sie sind, um es neudeutsch zu sagen, schwer vermittelbar, die Gründe sind vielseitig. Aber Jesus meint, sie würden in dieser kurzen Zeit gleich viel leisten, als die anderen, ja möglicherweise sogar mehr. Wer schon einmal einem körperlich behinderten Menschen zugeschaut hat, wie schwer ihm selbst das Schuhe binden fällt, weiss, was hier gemeint ist. Wie schnell disqualifizieren wir Menschen, die gar nichts dafür können.

Szenenwechsel: Am 5. Juni stimmen wir über das bedingungslose Grundeinkommen ab. Jede und jeder soll einen Betrag erhalten, man spricht von 2500.- Franken, so will es die Initiative, einfach so. Und auch hier sind sich Gewerkschafter und Wirtschaftsturbos für einmal einig: Das geht doch nicht! Die einen fordern, man müsse den Menschen Arbeit geben, statt Almosen, in diesem Falle, einen bedingungslosen Betrag. Die andern fürchten einen Zusammenbruch der Wirtschaft. Das geht nun wirklich nicht, dass man fürs Nichtstun noch Geld erhält. 

Doch auch in der reichen Schweiz gibt es Menschen, die vom Arbeitsmarkt ausgeschlossen sind. Sie beziehen eine IV-Rente, sind zu jung oder zu alt für die Arbeit. Zwar haben wir im Vergleich zu Europa eine tiefe Arbeitslosigkeit, aber auch nur, weil die Statistik schöngefärbt wird. Ausgesteuerte tauchen in dieser Statistik zum Beispiel nicht auf, wer nur in einem kleinen Pensum arbeitet, obwohl er mehr möchte, ebenfalls nicht. 

Sicher, das bedingungslose Einkommen ersetzt die ganzen Renten nicht, aber sie schafft fürs erste eine Erleichterung. Wer schon einmal mit den IV- und Arbeitslosenbehörden zu tun gehabt hat, weiss, wie mühsam der Umgang mit der Behörde ist. Es kommt oft auch auf den Berater an, ob man mehr oder weniger erhält. Mit diesem Grundeinkommen werden die ersten Ungleichheiten bekämpft.

Und auch der Vorwurf an diese Initiative, niemand wolle dann mehr arbeiten, zeugt von einer kurzfristigen Denkweise. Eher müsste man sich in diesem Falle überlegen, die Mindestlöhne zu erhöhen, die Arbeit attraktiver zu gestalten. 

Auch hier braucht es einen Perspektivenwechsel, um die Vorteile dieser Initiative zu erkennen: Das bedingungslose Grundeinkommen verschafft einem Zeit, und plötzlich tauchen kreative Ideen auf, wie man diese sinnvoll einsetzen kann. Nicht nur der Kirche, auch viele anderen Institutionen fehlen die freiwilligen Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen. Es ist doch so, viele wählen heute aus wirtschaftlichen Gründen die Arbeit an der Kasse statt die Mithilfe an einem Altersnachmittag, um es einmal salopp zu sagen. Es wäre auf alle Fälle eine Anerkennung an die Freiwilligenarbeit. 

Gewiss, diese Initiative hat noch viele Fragezeichen, ist mehr ein Denkanstoss, denn eine ausgegorene Idee. Aber ich finde sie wichtig. Wir brauchen, gerade aus christlicher Sicht immer wieder Visionen, neue Ideen für eine gerechtere Welt. Viele regen sich auf, weil die Initianten ein bedingungsloses Einkommen fordern; wo bleiben diese Stimmen, wenn es um Steuerhinterziehung, Waffenhandel und andere dubiosen Geschäfte geht?

Und vielleicht wird das Grundeinkommen schneller eingeführt, als es den meisten Gegner lieb ist. Führende Wirtschaftsökonomen prophezeien einen rapiden Arbeitsplatzverlust in den nächsten Jahrzehnten. Immer mehr Maschinen übernehmen die Arbeit: Selbstfahrende Autos ersetzen Taxis, Computer dringen in Bereiche ein, von denen wir heute glauben, das können nur Menschen erledigen. Wie gehen wir mit dieser Herausforderung um?


Sonntag, 1. Mai 2016

Lebensbejahende Energie

Pfingsten - Die Ausgiessung des Heiligen GeistesRuach, Ruach
Heiliger Geist, komm
schenk uns deine lebensbejahende Energie,
reiss uns aus unserer Lethargie, 
Ängstlichkeit und Mutlosigkeit.

Ruach, Ruach
Windsturm, trag uns fort,
von festgefahrenen Wegen, Sachzwängen
und dem müden Alltagstrott
bring uns zu unseren Träumen und Visionen.

Ruach, Ruach
Windhauch, tröste uns
trockne unsere Tränen
versprühe deine Zärtlichkeit
in den Hass dieser Welt. 

Ruach, Ruach
Du Heiliger Geist,
mal stark wie ein Windsturm,
mal leise wie ein Windhauch,
Du bist der Atem Gottes.
Amen.

Erschienen in "Kirche und Welt", 5/2016

Montag, 21. März 2016

Unvollständige Liste mit Eigenschaften Jesu

Jesus ist...
Wer und wie war Jesus aus biblischer Sicht?
Christus, Gottes Sohn, der an dem Gott Wohlgefallen gefunden hat, Friedefürst, Lehrer, Freund, selbstlos Liebender, loyal und treu Gott gegenüber, der von Herzen demütige, der, der auch Frauen mit Würde behandelte, Heiler, Wundertäter ...

Wer und wie ist Jesus aus Sicht einiger meiner Freunde? 
Mein Retter, mein Freund, liebevoll, gnädig, Mensch geworden, für mich gestorben, sanftmütig, Bewohner meines Herzens, der, der auf die Welt gekommen ist, Verbindung zu Gott, fair, Quelle aller guten Eigenschaften, Kollege, Motivator ...

Wer und wie ist Jesus für mich?
Liebenswürdig, der "Unparteiische", "Mitmensch", der, der immer gerecht handelte, der, der selbst Aussätzige berührte und heilte, der, der nie ungeduldig wurde, der, der sich nicht zu schade war, den Jüngern die Füsse zu waschen, der sozial Handelnde, Vorbild ...

Wer und wie ist Jesus für dich?

Erschienen in "Kirche und Welt", 3/2016
Ursula Brunner ist Mitglied im Ausschuss Kirche und Gesellschaft der EMK Schweiz-Frankreich-Nordafrika

Montag, 1. Februar 2016

E. Stanley Jones Vision der Kirche

E. Stanley JonesIm Alter von 84 Jahren schrieb E. Stanley Jones ein kleines Buch in dem er eine Vision für die Kirche basierend auf dem, was er während seines Lebens erfuhr beschrieb. Er fasste es in sechs Punkten zusammen die für uns heute immer noch von Bedeutung sind.

  • Der Fokus der Kirche ist das Reich Gottes – wir schulden nur Gottes Herrschaft Treue – und müssen alle anderen Loyalitäten umformen.
  • Der Mittelpunkt der Kirche ist Jesus Christus, welcher Gottes Herrschaft verkörpert während er das Persönliche und das Soziale vereint.
  • Die Kirche verkündet die neue Geburt – Nur durch eine radikale innere Veränderung kann ein Mensch die Werte von Gottes Herrschaft leben.
  • The Kirche ist abhängig von der Macht des Heiligen Geistes, der Kirche zu ermöglichen, nicht nur Gottes Herrschaft zu verkörpern aber auch Veränderung in die Welt zu bringen.
  • Die Kirche ist eine Gemeinschaft der Liebe in der Menschen gemeinsam lernen, was es heisst, Gottes Herrschaft zu verkörpern.
  • Das Herrliche an der Kirche ist, das sie allen dient, ohne Rücksicht auf Nationalität, Kultur, Religion oder gesellschaftlichen Status.


Erschienen in "Kirche und Welt", 2/2016

Mittwoch, 20. Januar 2016

Durchsetzungsinitiative: Schweizer treten nicht!

Nein zur Durchsetzungsinitiative
Nein, das bin ich nicht.
Nein, das bin ich nicht. Dieses weisse SVP-Schaf, das auf der Grafik zur Durchsetzungsinitiative ein schwarzes Schaf tritt, bin ich nicht. Ich bin nicht gewalttätig. Ich will das auch nicht sein. Gegen keinen Menschen.
Meine Schweizer Eltern haben mich gelehrt, dass man anderen Menschen absichtlich keine Schmerzen zufügt.
So wie sie es von ihren Schweizer Eltern gelernt haben. Meine Grosseltern waren dieser Überzeugung, gerade auch weil sie zwei Weltkriege miterlebt haben.
Als Christ steh ich zudem auf der Seite des Geschlagenen am Kreuz, und nicht auf Seiten der Schläger. Schon gar nicht, wenn diese Zutretenden nationalistische Verachtung in Gesetzten verankern wollen. Lieber lasse ich, wie der gute Hirte in einer Geschichte von Jesus (Lukas 15), 99 anständige, blöckende Schafe allein, und gehe dem einen, schwarzen Schaf nach – und nicht um es zu treten. Bestimmt nicht.
Ob schwarz, ob weiss auf roten Grund – ich bin nie auf der Seite der Tretenden. Auch nicht der demokratisch Zutretenden. Auch nicht der moralisch Zutretenden. Ich bin immer auf der Seite der Getretenen; ob schwarz, ob weiss auf rotem Grund...
Das weisse, zutretende Schaf ist ein trauriges Bild für die Schweizer Bevölkerung. Es verletzt mich in meinem Stolz für dieses schöne, freie, friedliche, christlich geprägte Land.
Nein, das bin ich nicht. Basta.

Siehe auch die Stellungsnahme des Ausschusses Kirche und Gesellschaft zur Durchsetzungsinitiative!




Dienstag, 19. Januar 2016

Durchsetzungsinitiative: Nein zu ungerechten Gesetzen für Teile der Schweizer Bevölkerung

Am 28. Februar 2016 kommt die Durchsetzungsinitiative zur Abstimmung. Es handelt sich dabei um eine äusserst umstrittene SVP-Vorlage.

Nein zur Durchsetzungsinitiative
Gewalttätige Schweizer?
Die Stimmberechtigten werden darüber abstimmen, ob Menschen ohne Schweizer Pass bei bestimmten Straftaten und ohne Rücksicht auf die individuelle Situation das Land verlassen müssen. In der Verfassung würde es einen Katalog an Delikten geben, die zu einer Landesverweisung führen. Neben Delikten wie Mord, Vergewaltigung oder schwerer Körperverletzung stehen auch Delikte wie einfacher Diebstahl, Hausfriedensbruch oder Betrug im Bereich von Sozialleistungen im Katalog des zur Abstimmung stehenden Verfassungstextes.

Es ist sicher richtig, dass wie bisher Ausländer, die schwerwiegende Straftaten wie zum Beispiel Vergewaltigung oder Mord begangen haben, nach der Verbüssung der Haftstrafe ihr Aufenthaltsrecht in der Schweiz verlieren. Es kann aber nicht sein, dass z.B. ein Familienvater wegen Bagatelldelikten die Schweiz automatisch und ohne Anhörung verlassen muss und damit die Familie auseinandergerissen wird. Betroffen sein könnten auch Secondos, die noch gar nie in einem anderen Land als der Schweiz gewohnt haben, und deren Eingliederung im Land ihrer Eltern wohl misslingen muss.

Mit der Durchsetzungsinitiative wird die vom Bundesrat und Parlament vorgeschlagene Härtefallklausel verhindert. Es wird also nicht mehr der einzelne Fall beurteilt, die Hintergründe der Straftaten werden nicht mehr berücksichtigt und es gibt kaum Ermessensspielraum für die zuständigen Behörden. Das Prinzip der Verhältnismässigkeit wird ausser Kraft gesetzt, Richter könnten nach dem neuen Gesetz keine Einzelfallprüfung mehr vornehmen.

Aus christlicher und methodistischer Sicht ist diese Ungleichbehandlung von in der Schweiz wohnenden Menschen nur auf Grund unterschiedlicher Herkunft und nationaler Wurzeln inakzeptabel. Jeder Mensch kann Fehler machen. Am Schweizer Bürger gnädiger und gerechter zu handeln als an Ausländern und Secondos widerspricht selbst 2500 Jahre alten Rechtsvorstellungen der Bibel (z.B. 4. Mose 15,16: „Ein und dieselbe Weisung und ein und dasselbe Recht gilt für euch und für den Fremden, der bei euch ist.“).

Zur Evangelisch-methodistischen Kirche gehören auch Ausländer und Secondos. Es sind Brüder und Schwestern in Christus. Mit einem Ja zur Durchsetzungsinitiative würden ihnen grundlegende Rechte entzogen. Sie und andere Ausländer würden zu Menschen zweiter Klasse degradiert. Das darf nicht geschehen. Darum empfiehlt der Ausschuss Kirche und Gesellschaft der Evangelisch-methodistischen Kirche ein Nein zur Durchsetzungsinitiative.

Siehe auch:






Montag, 11. Januar 2016

Stopp der Nahrungsmittelspekulation

"Die Welt hat genug für jedermanns Bedürfnisse, aber nicht für jedermanns Gier."
Mahatma Gandhi

Spekulationsstoppinitiative Game over!
Mit dem Essen spielt man nicht; was für die Kinder gilt, sollte bei den Erwachsenen ebenso verboten werden. Hier wird nicht nur gespielt, sondern spekuliert, mit bösen Folgen für die Ärmsten dieser Welt.

Unsere methodistische Tradition verpflichtet uns für die Ärmsten dieser Welt einzutreten. John Wesley, Gründer der methodistischen Bewegung, beleuchtete 1773 in seinen "Gedanken über die gegenwärtige Lebensmittelknappheit" die Gründe für die damalige Armut und Hungersnot in England. Das Getreide wurde für die Schnapsbrennereien angebaut, weil diese mehr Gewinne abwarfen. Grossgrundbesitzer kauften das Land den Bauern weg. Statt Getreide oder Fleisch züchteten sie lieber edle Pferde, die für den Export bestimmt waren. Und während die einen sich an den Nahrungsmitteln schamlos bereicherten, hungerte das Volk.

Es ist nicht gottgewollt, wenn eine Milliarde Menschen an Hunger leiden. Bereits der Prophet Amos kämpfte vor 2800 Jahren gegen Ungerechtigkeit im Nahrungsmittelsektor an. So meint er: "Weil ihr von den Hilflosen Pachtgeld annehmt und ihr Getreide mit Steuern belegt, darum baut ihr Häuser aus behauenen Steinen - und wohnt nicht darin, legt ihr euch prächtige Weinberge an - und werdet den Wein nicht trinken." (Amos 5.11). Bereits damals profitierten die einen von der Nahrungsmittelproduktion, während die anderen hungerten.

Die Preise der Nahrungsmittel unterliegen grossen Preisschwankungen. Schlechtes Wetter führt zu Missernten, neue Begehrlichkeiten wie Mais als Benzinersatz zu einer Verknappung der Rohstoffe. Dieses labile Gefüge gerät vollends aus dem Gleichgewicht, wenn damit spekuliert wird.

Wie schon 2007/08 kam es auch 2010/11 durch gestiegene Rohstoffpreise, insbesondere bei Getreide und Öl, zu schwerwiegenden Folgen für die Ärmsten der Welt. Innerhalb eines Jahres stiegen laut der Welternährungsorganisation allein die Getreidepreise um über 70 Prozent. Hohe Lebensmittelpreise führen dazu, dass sich immer mehr Menschen ihre täglichen Mahlzeiten nicht mehr leisten können – und schlimmstenfalls verhungern. Die Hauptursache dieses Preisanstieges waren Spekulationen an den Devisenmärkten. Man rechnet, dass eine Erhöhung von 1% des Preises zu 16 Millionen zusätzlich hungernden Menschen führt.

Wenn sich Bauern in der 3.Welt ihre Rohstoffe nicht mehr leisten können, flüchten sie vom Land in die Stadt und später aus dem Land. Es sind genau diese Menschen, die so gerne als Wirtschaftsflüchtlinge disqualifiziert werden.

Am 28. Februar kommt die Initiative gegen die Spekulation mit Nahrungsmitteln (http://spekulationsstopp.ch)  zur Abstimmung. Sie verlangt ein Verbot der Finanzspekulation auf Lebensmittelpreise, während die Preisabsicherung an den Börsen für Händler und Produzenten weiterhin möglich bleiben soll.
Der Ausschuss für Kirche und Gesellschaft der Evangelisch-methodistischen Kirche Schweiz-Frankreich-Nordafrika unterstützt diese Initiative. Auch wenn wir in der Schweiz das Hungerproblem nicht alleine lösen können, so setzt die Initiative ein Zeichen. Der Finanzplatz Schweiz und die Schweizer Banken spielen eine wichtige Rolle in der Spekulation mit Nahrungsmitteln und die grössten Rohstoffunternehmen der Welt haben hier ihren Firmensitz. Unser Land mit seiner langen humanitären Tradition soll mit einem guten Beispiel vorange-hen.

Die Initiative gibt denen Recht, die bei der gegenwärtigen Flüchtlingskrise fordern, man solle vor Ort helfen, statt die Menschen in unser Land zu lassen.

Es sei an dieser Stelle daran erinnert, dass vor knapp 100 Jahren viele Schweizer ausgewandert sind, weil es in der Schweiz zu wenig Nahrung gab. 

Samstag, 2. Januar 2016

Wie eine Mutter

Jahreslosung 2016Meine Mutter konnte mich trösten

  • indem sie bunte Salben auf abgeschürfte Knie gestrichen hat, 
  • indem sie nicht aufgegeben hat, als ich es tat,
  • indem sie auf einer Wanderung meine drückenden Schuhe fröhlich aufgeschnitten hat.

Ich könnte die Liste noch lange weiterschreiben. Meine Mutter kann mich trösten.
Die Jahreslosung gibt Menschen eine neue Hoffnung. Menschen, die trauern, die sich vergessen und verlassen fühlen, die allen Grund haben, die Zukunft zu fürchten, wird gesagt: Euer Gott ist eine Mutter, die euch tröstet.

„Ich werde euch trösten wie jemanden, den seine Mutter tröstet“
(Jesaja 66,13a)

Das ist eine wunderbare Boschaft. Ich fühle mich eingeladen in das neue Jahr! 
Eine Freundin sagte mir kürzlich: Einer Mutter geht es immer so gut, wie dem Kind, dem es am Schlechtesten geht.
Diese Aussage hat mich manche Dinge neu sehen lassen. Wieso konnte meine Mutter nicht sehen, dass es vier von ihren fünf Kindern gerade gut geht? Weil sie immer nur das Kind, dem es gerade schlecht ging, im Blick hatte!
Ich frage mich: wie geht es Gott, wenn es so vielen von „seinen“ oder „ihren“ Kindern schlecht geht? 
Und dennoch bleibt: Gott tröstet uns, wie Kinder von einer Mutter getröstet werden.

Erschienen in "Kirche und Welt", 1/2016