Gesamtzahl der Seitenaufrufe

Freitag, 12. Dezember 2014

Ein Missionar für die Schöpfung – mit einem Team in Peru den Opfern des Klimawandels begegnet

Ein Reisebericht von Marietjie Odendaal

Anahi Alberti D'Amato, Bischof Aguilar und Annie Solis
Das General Board of Global Ministries (GBGM) – das Missionsorgan der weltweit tätigen United Methodist Church – hat einen Missionar mit dem Auftrag berufen, sich für die Schöpfungsgerechtigkeit einzusetzen. Denn Christen stehen wir nicht nur in Beziehung zu Gott und zueinander, sondern zu allen Geschöpfen und zur ganzen Schöpfung. GBGM hat erkannt, dass es der christliche Auftrag ist, sich als Zeugen von Gottes Liebe mit leidenden Menschen überall auf der Welt zu verbünden, aber auch mit der Erde, die das Leben von allen bestimmt. In diesem Sinne ist Pat Watkins nun Missionar für die Schöpfung. Er hat ein sechsköpfiges Team aus verschiedenen Regionen und Kontinenten.

Dieses Team (ich bin die Delegierte aus Europa) trifft sich in diesen Tagen zum ersten Mal in Peru, zur selben Zeit in der der 20. UNO-Klimagipfel in Lima stattfindet. Das Programm besteht darin, einander kennenzulernen und unser Projekt miteinander abzusprechen. Wir treffen uns auch mit Mitgliedern der Methodistischen Kirche in Peru. Von diesen Besuchen möchte ich gerne einige Eindrücke teilen.

Zwei Drittel der Mitglieder der Methodistischen Kirche in Peru sind indigen und leben im Anden-Hochland. Wir haben zwei Gemeinschaften besucht und von ihnen gehört, wie sie klimatischen Veränderungen sich bei ihnen auswirken. Beide Gemeinschaften leiden unter Wassermangel. Ihre Ernte ist gefährdet, die Zukunft scheint sehr unsicher. Sind sie schuld daran? Das ist teilweise ihre Sorge. Eine dieser Gemeinschaften lebt unter dem Schatten eines globalen Konzerns, der Interesse hat an ihrem gemeinsames Land, um dort vorhandenen Bodenschätze abzubauen. Es ist nicht sicher, dass sie sich gegen  das Lobbying des Konzerns behaupten können.

Wir haben uns mit dem Bischof von Peru, Samuel Aguilar, getroffen. Auch er versteht den Auftrag der Kirche, Zeugen Jesu Christi zu sein und einander zu dienen, als unmittelbar verknüpft mit dem Auftrag, die Erde als Gottes Schöpfung zu schätzen und zu schützen. Deswegen leitet er eine Arbeitsgruppe, die sich der Bewahrung der Schöpfung widmet. Der Bischof reagiert damit auf die Nöte von Kirchenglieder, die ihren Lebensunterhalt verlieren und deren Rechte verletzt werden. Wie kann die Kirche helfen, und nicht jeder für sich alleine ums Überleben kämpfen muss? Wie kann die Kirche die bevorstehenden Herausforderungen bewältigen? 

Ich frage mich, wie wir in Europa uns mit diesen Geschwistern in Peru, in Lima und auf der Hochebene, zusammenschliessen können. Ich frage mich, wie unser Leben in der Schweiz und in Frankreich die Not unserer Geschwister lindert oder vermehrt. Ich frage mich, welche Möglichkeiten wir haben, in unserem Alltag unserer „Verbundenheit über Kontinente hinweg“ gerecht zu werden. Ich frage mich, ob wir uns von der interreligiösen Kommission in Peru mit ihrem Spruch, „Die Zukunft des Planeten ist in unseren Händen“ ansprechen lassen. Ich frage mich, wie wir dazu beitragen, dass unsere Nachfolge Jesu Christi gerecht wird, dass das Wort Fleisch geworden ist, also Erde von unserer Erde.

Siehe auch:
Botschaft des GBGM-Generalsekretärs Thomas Kemper an die Beteiligten des Climate Summit in Lima/Peru 


Montag, 1. Dezember 2014

Vom Werden der Menschen

In der Adventszeit geht es auch um die Menschwerdung.
Heute leben über 7 Milliarden Menschen. Diese Menschen verbrauchen Ressourcen von eineinhalb Erden. Wir leben über unsere Verhältnisse. 2050 werden es 9 Milliarden Menschen sein.
Menschwerdung in Kinshasa, Demokratische Republik Kongo
Menschwerdung in Kinshasa,
Demokratische Republik Kongo
Angesichts dieser Entwicklung, sollte man da nicht dankbar sein für jeden Menschen, der nicht geboren wird? 
Die Regulierung der Menschwerdung wurde verschiedentlich versucht, etwa in China mit der Einkind-Politik. Oft aber wollte man damit auch gleich den Lebenswert von Menschen definieren. Sterilisationen bei psychisch Kranken und Minderheiten (ent-)werteten deren Menschsein. Sätze wie „Diese Frau, dieser Mann dürfte eigentlich gar keine Kinder haben!“ höre ich gar nicht so selten. Welche Kriterien sollen das Recht auf Menschwerdung definieren?
Stichworte dazu: Vermeidung von behindertem Leben durch pränatale Diagnostik oder Präimplantantionsdiagnostik. Kondome für die Armen. Knaben statt Mädchen (Indien).
Ein Kriterium könnte auch der Resourcenverbrauch sein. Dann dürfte nur noch jeder 6. Kuwaiti Mensch werden (Verbrauch: 6 Erden); aber auch nur jeder 3. Schweizer (Verbrauch: 3 Erden). Dann hätte ich nur einen Sohn statt drei Söhne – aber welchen?


Erschienen in "Kirche und Welt", 12/2014