Ein Gedanke
"Es ist nicht Hand, nicht Fuß, nicht Arm noch Antlitz noch ein ander Teil dem Menschen eigen." William Shakespeare (1564 - 1616)Foto © Jörg Niederer
Ein Bibelvers - Psalm 67,2
"Gott schenke uns seine Gnade und segne uns. Er lasse bei uns sein Angesicht leuchten."
Eine Anregung
Das Porträt eines Storchs. Eindrücklich, wie seine ganze Aufmerksamkeit auf mich gerichtet ist. Er lässt mich nicht aus den Augen.
Meine Identitätskarte ist abgelaufen. Ich brauche also ein Porträtfoto von mir, das sich für diesen Zweck eignet. Diese Porträts werden einzig dafür gemacht, dass eine Beamte oder ein Beamter schnell feststellen kann, ob die abgebildete Person wirklich auch vor ihr oder ihm steht. Da geht es also nicht um künstlerische Genialität. Lachen darf man nicht. Und wie beim Storch gilt es, direkt in die Kamera zu starren.
Mein Konterfei ist gefragt. "Contrefait" kommt aus dem Französischen und bedeutet "nachgemacht, nachgebildet, entlehnt". So könnte man die Stelle (1. Mose 1,27) in der Bibel, in der steht, dass Gott den Menschen nach seinem Bild geschaffen habe, auch so übersetzten: "Und Gott konterfeite sich, als Mann und Frau bildete er sich nach." Nun tragen wir Menschen also Gottes Antlitz. "Antlitz" ist ein vordeutsches Wort, und bedeutet wörtlich übersetzt "Entgegenblickende(r)". Das dazugehörende Verb meint "starren, blicken", genau wie auf einem Passfoto. Im Französisch spricht man von "visage". Auch im Deutschen sprechen wir von der Visage. Dann ist das meist nicht besonders freundlich gemeint. Schon sind wir wieder beim Porträtfoto für die ID. Darauf sieht man oft auch eine Visage. Eine Visage von einem Konterfei Gottes. Ich würde darauf ja lieber lächeln...
Beim Storch brächte eine ID wohl wenig. Wer könnte die Porträts verschiedener Störche schon auseinanderhalten. Oder üben die Zöllner mit den Visagen von Störchen ihre Scharfsichtigkeit?
Jörg Niederer ist Mitglied im Ausschuss Kirche und Gesellschaft der EMK Schweiz-Frankreich-Nordafrika
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