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Freitag, 6. November 2020

Wenn Methodisten singen, bleibt kein Auge trocken

Ein Gedanke

Chevy Chase United Methodist Church
Foto © Jörg Niederer
"Alle die glauben, in einer Kirche zu sitzen mache einen Menschen zu einem Christen, müssen dann auch damit rechnen, dass das Sitzen in einer Garage aus ihnen ein Auto machen könnte." Garrison Keillor

Ein Bibelvers - Sprüche 10,26

"Wie Essig für die Zähne und Rauch für die Augen ist der Faule für die, die ihm einen Auftrag geben."

Eine Anregung

Garrison Keillor (geboren am 7. August 1942 in Minnesota) ist ein amerikanischer Schriftsteller und Radiomoderator. Bekannt ist er vor allem wegen seiner Geschichte und Fernsehserie über den fiktiven Ort Lake Wobegon. Religion spielt dort natürlich auch eine Rolle. Die katholische Gemeinde etwa trägt den Namen "Unsere liebe Frau der immerwährenden Verantwortung".

Von Garrison Keillor gibt es ein liebevoll augenzwinkerndes Portrait der amerikanischen Methodisten. Hier der erste Teil in einer Übertragung ins Deutsche. Der zweite Teil folgt morgen:

"Wir machen uns über die Methodisten lustig wegen ihrer Farblosigkeit, ihrer übertriebenen Gemütsruhe, ihrer Angst davor, andere zu beleidigen, wegen ihrer Langsamkeit und auch wegen ihrer heimlichen Vorliebe für Spaghetti Carbonara.

Aber niemand singt wie sie. Wenn du in New York City eine Gruppe von Menschen an einem relativ methodistenfreien Ort bittest, den Refrain von "Michael Row the Boat Ashore" (https://www.youtube.com/watch?v=WrH2qV8NjHw) mitzusingen, treffen dich deren Blicke wie Messer, als hättest du sie dazu aufgefordert, sich bis auf die Unterwäsche auszuziehen. Aber wenn du das mit Methodisten machst, werden sie lächeln das Boot an Land rudern, hinauf bis zuoberst am Strand! Und dann noch hinunter zur Strasse!

Für viele Methodisten gehört es zum Brot der Kindheit, vierstimmig zu singen. Ein Talent, das man sich auf dem Schoß einer Person sitzend aneignet, einer Person, die Alt oder Tenor oder Bass singt. Indem man sein Köpfchen gegen den Brustkorb dieser Person drückt, nimmt man die harmonischen Intervalle in sich auf.

Es ist nur natürlich für Methodisten, mehrstimmig zu singen. Für Solos sind  sie zu bescheiden, für das einstimmige Singen zu wenig gewöhnlich. Wenn Sie in C-Dur beginnen und dann in die Akkorde A7 und D7 gleiten - alle zweihundert von ihnen - dann ist das ein emotional erfüllender Moment. Wenn die Methodisten sich in Harmonie verbinden, entspricht das irgendwie einem Versprechen, einander nicht im Stich zu lassen.

Ich bin fest davon überzeugt: Menschen wie diese Methodisten, die es lieben, vierstimmig zu singen, sind die Sorte Menschen, die man rufen kann, wenn man in grosser Not ist."


Voranzeige: Was ist gemeint, wenn Paulus in Römer 12,2 schreibt: "Passt euch nicht den Maßstäben dieser Welt an"? Und wie sieht ein solches Leben aus. Warum macht es Sinn, unangepasst zu leben? Am Sonntag um 10.30 Uhr gehe ich diesen Fragen in einer live übertragenen Predigt nach: https://youtu.be/bpmpYneosA8

Jörg Niederer ist Mitglied  im Ausschuss Kirche und Gesellschaft der EMK Schweiz-Frankreich-Nordafrika

1 Kommentar:

  1. Dazu eine kleine, wahre Anekdote: Am Konferenzgottesdient 2009 im Grossmünster sagte der Gastgeber, Münsterpfarrer Christoph Sigrist sichtlich beeindruckt nach dem Gemeindegesang: Das hab ich noch nie erlebt, dass beim Gemeindegesang die Orgel nicht mehr zu hören war.

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