Ein Gedanke
"Was alle angeht, können nur alle lösen. Jeder Versuch eines Einzelnen oder einer Gruppe, für sich zu lösen, was alle angeht, muss scheitern." Max Frisch (1911-1991), Schweizer SchriftstellerFoto © Jörg Niederer
Ein Bibelvers - Matthäus 25,34
"Dann wird der König denen zu seiner Rechten sagen: Kommt her, ihr Gesegneten meines Vaters, empfangt als Erbe das Reich, das euch bereitet ist von Grundlegung der Welt an."
Eine Anregung
"Teilhabe" ist ein Wort, das ich gefühlsmässig dem vorletzten Jahrhundert zuordne. Heute würden wir doch eher von Partizipation sprechen. Platon (428/427 - 348/347 v.Chr.) habe die griechischsprachige Entsprechung "Methexis" verwendet für die Zuordnung von Dingen zu ihrer Bestimmung. Vielleicht könnte man sehr vereinfacht sagen, dass für Platon die Gesellschaft wichtiger war als die Einzelne oder der Einzelne und folglich das Individuum seine Bestimmung nur finden konnte, wenn es zur Gesellschaft dazugehört.
Methexis wird lateinisch "participatio" übersetzt. Da haben wir sie wieder; die Partizipation.
Wer heute "Teilhabe" bei Google eingibt, stellt fest, dass dieses Wort aktuell für die Situation von Behinderten und ihrer Einbindung in die Gesellschaft gebraucht wird. Auch die politische Teilhabe lässt sich im Internet finden, im Sinn der Partizipation an politischen Willensbildungs- und Entscheidungsprozessen.
Und wie ist es mit der theologischen Teilhabe? Wer bei Google "Teilhabe Theologie" eingibt, landet bei einem Methodisten: Michael Nausner ist Pfarrer aus Österreich und Senior Researcher der Forschungsgruppe für Theologie und Gesellschaft der Schwedischen Kirche in Uppsala. Von ihm ist aktuell ein Buch erschienen mit dem Titel: "Eine Theologie der Teilhabe". Darin stellt Nausner ein Christsein ins Zentrum, das neben der spirituellen Dimension der Beziehung zwischen Gott und Mensch auch die sozialen und ökologischen Dimensionen einschliesst. Bischöfin im Ruhestand, Rosemarie Wenner schreibt: "In einer Zeit, in der soziale Spannungen und ideologische Grabenkämpfe zunehmen, wirbt Michael Nausner dafür, sich konsequent als Teil von Gottes Schöpfungshandeln und damit als Teil alles Geschaffenen zu verstehen und entwirft so eine Theologie der Teilhabe in methodistischer Tradition. Beim Lesen werde ich ein Teil an dem Netzwerk, das Michael Nausner in großer interkultureller Weite spannt. Ich werde oft zu dem Buch greifen und ich wünsche mir, dass dies viele Menschen tun."
Wer am Buch teilhaben will, muss tief in die Tasche greifen: Als E-Book kostet es CHF 54.- und als Taschenbuch CHF 76.90.
Michael Nausner: Eine Theologie der Teilhabe, 332 Seiten, ISBN 978-3-374-06216-4
Heute Sonntag gibt es um 10.30 Uhr einen Gottesdienst zum Gleichnis vom grossen Gastmahl (Lukas 14,16-24). Willy Fries hat dazu ein eindrückliches Bild gemalt, das zum Weiterdenken anregt. Einmal mehr stellt sich die Frage, wie das mit Reichtum und Armut ist. https://youtu.be/YFLAd-4ihRg
Jörg Niederer ist Mitglied im Ausschuss Kirche und Gesellschaft der EMK Schweiz-Frankreich-Nordafrika
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