In einem Monat werden Hunderttausende Schweizer vor dem Fernseher sitzen und die olympischen Winterspiele mitverfolgen. Vielleicht werden es die letzten Spiele sein, die ohne zusätzliche Kosten mitverfolgt werden können. Wenn die «No-Billag»-Initiative in der Abstimmung am 12. März angenommen wird, fallen zwar die Gebühren weg, dafür gibt es auch keine Grossanlässe mehr zu sehen, ausser wir sind bereit, für diese tief in die Tasche zu greifen.
Die «No-Billag»-Initiative fordert einerseits die Abschaffung der TV- und Radio-Gebühren. Stattdessen sollen die Konzessionen ersteigert werden. Zum anderen verbietet sie dem Bund, eine eigene Radio-und Fernsehstation zu betreiben.
Der Ausschuss für Kirche und Gesellschaft lehnt diese Initiative ab. Die Argumente der Befürworter sind irreführend und verschleiern die Konsequenzen für sprachliche Vielfalt, Kultur und auch für christliche Sender und Angebote in der Schweiz.
Fernsehen kostet
Geschickt spielt die Initiative auf der Klaviatur der gebeutelten Gebührenzahler: Die monatlich gesparten 37.50 Franken, die ab 2019 noch rund 30 Franken betragen, würden zur Ankurbelung der Wirtschaft beitragen. Doch würde man wirklich so viel einsparen? Nein! Die Initiativ-Befürworter empfehlen als Alternative zur SRG Netflix (zurzeit 11.90 Franken pro Monat) und Teleclub (12.90 Franken). Damit müssten bereits 25 Franken bezahlt werden. Wer künftig die Spiele der Schweizer Nationalmannschaft an einer Fussball-WM schauen will, müsste dann nochmals einen grösseren Betrag hinblättern.
Der Bund, so fordern es die Initianten, solle die Konzessionen versteigern. Zum Zuge kämen finanzkräftige Konzerne wie Google und Amazon oder schwerreiche Milliardäre. Das Programm würde nach rein wirtschaftlichen Kriterien zusammengestellt. Es gäbe keine romanischen Sendungen mehr, dem Tessiner Fernsehen würde ebenfalls der Stecker gezogen. Fernsehen kostet also auch in Zukunft einen vergleichbaren Betrag – nur leisten die privaten Anbieter nicht, wozu die Gelder jetzt verwendet werden.
Aus für SRG
Überhaupt wäre bei der Schweizer Radio- und Fernsehgesellschaft (SRG) Sendeschluss. Die Befürworter der Initiative betonen zwar, es gehe ihnen nicht um die Abschaffung der SRG. Doch im geänderten Verfassungsartikel steht: Der Bund betreibt in Friedenszeiten keine eigenen Radio- und Fernsehstationen. (Art. 96, Absatz 6). Die SRG müsste sich allein dem Marktdruck beugen. Der bisherige Leistungskatalog wäre nicht mehr finanzierbar.
Die Initianten werfen der SRG eine Verschleuderung den Gebührengeldern vor. Unter anderem kritisieren sie das horrende Jahres-Salär des ehemaligen SRG-Generaldirektors Roger de Weck (557'434 Franken). Im Vergleich zu Managern im privaten Sektor ist sein Gehalt jedoch eher bescheiden gewesen. Auch im Vergleich mit anderen Bundesbetrieben lag der SRG-Chef im hinteren Drittel.
Angebote für alle
Moniert wird weiter, dass die Gebühren weltweit die höchsten sind. Die SRG unterhält in allen drei Sprachregionen eigene Fernsehstationen, sogar in Rätoromanisch wird regelmässig gesendet. Diese Vielfalt kostet, trägt aber dazu bei, Brücken zwischen den einzelnen Sprachen zu bauen. Tendenziell sind zudem in kleinen Ländern die anfallenden Kosten höher.
Hauptargument der Befürworter ist die Zwangsabgabe. Obwohl man nicht oder kaum Sendungen schaue oder höre, sei man gezwungen zu zahlen. Dieses Argument greift zu kurz. Gewiss, es gibt Sendungen, die nicht nach jedermanns Geschmack sind. Sollen sie auch nicht: Die SRG hat den Anspruch, für jeden etwas zu bieten. Dies nützt auch den Randregionen, die explizit durch unsere staatlichen Medien gefördert werden.
Breite Folgen
Wenigen ist bewusst, dass die SRG auch Schweizer Literatur und Film fördert. Ohne diese staatlichen Mittel wäre heimisches Schaffen kaum möglich. Kein Wunder also, dass auch Verbände und Musiker/innen aus der Volksmusik sich gegen die Initiative aussprechen.
Bei einem «JA» zu Initiative wäre nicht nur bei der SRG Sendeschluss. Auch viele Lokalfernsehen und -radios könnten nicht mehr senden. Christliche Angebote wie «FENSTER ZUM SONNTAG» würden damit die Möglichkeit verlieren, ein breites Publikum auf nationaler Ebene mit ihren Beiträgen zu erreichen.
Der Ausschuss für Kirche und Gesellschaft empfiehlt ein «NEIN». Eine starke, unabhängige SRG fördert den Zusammenhalt im Land, fördert das Miteinander zwischen Stadt und Land, zwischen den einzelnen Kulturen und Sprachen.
Mehr erfahren
Initiativtext und Argumentarium der Befürworter: nobillag.ch
Argumente gegen die Initiative: sendeschluss-nein.ch
Volksmusik und «No Billag» (BLICK): https://is.gd/Volksmusik
Fakten-Check des Tagesanzeigers: https://is.gd/tagi_check
Dank Facebook, WhatsApp und Twitter ist die Welt zusammengerückt. Wir sind zum globalen Dorf geworden. Doch sind wir dadurch weltoffener geworden? Die Wahlen in vielen Ländern zeichnen ein ganz anderes Bild.
Wir sind bestens informiert, im Sekundentakt treffen die News ein. Nur wer mit noch schrilleren Tönen operiert, wird gehört, egal ob es wahr ist oder sogenannte "FakeNews".
Diese moderne Welt schafft für Christinnen und Christen neue Möglichkeiten: Zeitgleich und hautnah sind wir bei einer Missionsstation dabei, Geld wird nun online per Crowdfunding gesammelt.
Wir leben in einem Spannungsfeld von Moderne und Antike. Auf dem Handy lesen wir von den biblischen Geschichten. Sie handeln von Personen aus einer ganz anderen Zeit, die ihre Erzählungen mündlich weitergaben oder auf Tontafeln.
Es braucht Menschen, die diesen Gottesglauben in die heutige Zeit übertragen. Einer, der mich immer wieder inspiriert, ist Pierre Stutz, Autor von unzähligen Büchern zum Thema "Spiritualität im Alltag". Für ihn ist zum Beispiel ein Computer ein "spiritueller Begleiter": Beim Einschalten sammelt sich der zuerst, holt alle nötigen Programme, bis er zu arbeiten anfängt...
Vor 25 Jahren ging ich aus Südafrika in die USA. Ich dachte, ich würde das System der Apartheid und den Rassismus hinter mir lassen. Aber ich merkte damals, dass der Rassismus mich begleitet, denn das Phänomen ist nicht auf ein Land oder auf eine bestimmte Zeit begrenzt. Rassismus ist in die kapitalistische Struktur der Weltwirtschaft und in eine globalisierte Kultur hineingewoben.
Rassismus entsteht, wenn Menschen wegen ihres Aussehens, ihrer Herkunft und Zugehörigkeit in bestimmte „Schubladen“ eingeordnet werden. Dabei bleibt das Wort „Rasse“ ein Konstrukt, das unterschiedlich interpretiert wird. Oft werden diese Menschen als Gruppe dann zu Sündenböcke für Probleme in der Gesellschaft gemacht. Oder es wird behauptet, sie hätten wegen ihrer „Rasse“ in einem anderen Land nur eingeschränkte (Menschen-)Rechte.
Die Vorurteile, auf die der Rassismus sich stützt, werden weltweit mit Macht untermauert. Mir scheint diese Erkenntnis wichtig. Denn Vorurteile sind ein normaler Teil menschlicher Gedankenprozesse. Aber nicht jedes Vorurteil, mag es auch bedauernswert und einschränkend sein, ist schon ein Ausdruck von Rassismus. Erst wenn Menschen aufgrund ihrer Vorurteile gegen andere Menschen vorgehen dürfen, weil ihnen keine Sanktionen drohen, lebt der Rassismus.
Rassismus funktioniert in Verbindung mit gesellschaftlicher Akzeptanz. Als selbstverständlich und natürlich eingestuft bleibt der Rassismus für diejenigen, die aus ihren Vorurteilen heraus handeln, zum grossen Teil unsichtbar. Wenn dieses System sichtbar wird, droht die Möglichkeit, es zu hinterfragen oder ändern zu wollen.
Mir ist es wichtig, den systemischen Hintergrund des Rassismus zu erkennen. Sonst sind immer nur andere Menschen rassistisch, und der eigene Rassismus bleibt verborgen. Eine Welt, in der nicht alle Menschen den gleichen Wert haben, eine Welt, in welcher der Tod eines weissen Europäers mehr Aufmerksamkeit erregt als der Tod von tausenden von Afrikanern ist rassistisch geprägt. Die Anerkennung, dass die globale Welt ein rassistisches System bildet, bedeutet, dass wir alle darin verstrickt sind. Wir müssen uns aufmachen, dieses System zu durchschauen und zu ändern.
Als Europäer, als Menschen, die wählen dürfen, die Häuser besitzen und Steuern bezahlen, die Waffen produzieren und einsetzen und Meinungen bilden und aussprechen dürfen, haben wir viel Macht. Darum haben unsere Vorurteile eine grosse Wirkung. Wir lernen jedoch selten, diese Macht zu würdigen. Stattdessen sprechen wir über die „Macht“ von Politikern. Rassismus lebt aber nicht von Politikern, sondern von den Millionen Menschen, die tagtäglich ihre Vorurteile mit Macht ausleben, sich darüber keine Gedanken machen und nicht sehen müssen, was sie damit bewirken.
In der Nachfolge Christi sind wir verbunden mit Menschen aus vielen Völkern und Nationen, und wir sind berufen, gegen Rassismus aufzustehen. Das bedeutet vor allem, eigene Vorurteile kennenzulernen und sie in Jesu Fusstapfen abzulegen. In der Nachfolge Christi gilt es, Menschen als Personen zu sehen und nicht nur ihr Äusseres zu bewerten. In der Nachfolge sind wir berufen, unsere Verantwortung für die Gesellschaft wahrzunehmen anstatt die Schuld an gesellschaftlichen Problemen auf andere Menschen zu schieben. Wir müssen jeden ausschliesslichen Anspruch auf irgendein Stück Erde – „dieses Land gehört nur uns“ - ablehnen. Denn mit Jesus Christus bekennen wir: die Erde und alles in ihr gehört Gott, und wir sind höchstens Verwalter Gottes, wo wir leben.
In England zur Zeit John Wesleys (1703-1791) diskutierten Kirchenführer, ob die Reformation in Europa und England stark genug durchgesetzt wurde. Manche Menschen schauten auf die Zeit nach dem englischen Bürgerkrieg zurück, als die Puritaner versucht hatten, die Gesellschaft und die Kirche so zu reformieren, dass sie das widerspiegelte, was ihrer Meinung nach von der Bibel verlangt wird. Wesley selbst war der Ansicht, dass die Reformation nicht stark genug durchgesetzt wurde. Wie die Puritaner damals, wollte er sehen, dass sich die Gesellschaft verändert. Seine Lösung war jedoch eine andere. Für Wesley wäre das Problem nicht durch neue Gesetzgebungen für Kirche und Gesellschaft gelöst worden. Das wäre zu oberflächlich. Nötig waren Menschen, deren Motive und Begehren von der Kraft des Heiligen Geistes so reformiert wurden, dass sie Gott und ihre Mitmenschen lieben. Solche Menschen würden die Gesellschaft verändern.
Welch ein gewaltiges Bild zeigt uns bereits der erste Abschnitt in der Bibel: Gott schafft aus dem Chaos mit seinem kreativen Geist eine fruchtbare Welt; in die Nacht hängt er funkelnde Sterne, Gott lässt es wachsen und gedeihen, er bietet Gastfreundschaft uns Menschen, seinem Ebenbild.
Es ist diese Erzählung unserer Urväter, die mich immer wieder motiviert, einzutreten für die Bewahrung der Schöpfung. Diese Liebe, die uns von Anfang begleitet, soll nicht mit Füssen getreten werden und dem Mammon geopfert werden. Es darf uns nicht gleichgültig sein, wie wir mit seinem Werk umgehen.
Nein, wir müssen uns nicht mit Askese geisseln, es reicht schon, wenn wir bewusster leben. Es braucht manchmal gar nicht so viel, vielleicht einmal das Velo statt das Auto nehmen oder auf die Erdbeeren verzichten, wenn noch nicht Saison ist.
Warum sind die Bananen aus Südamerika billiger als unser Obst aus der Region? Beschäftigt Sie als Christ diese Frage nicht? Mich schon!
Pioniere sind oft sperrige Persönlichkeiten. Zum einen genial, zum andern überraschend unvollkommen. Beispiele gibt es genug. Moses, der Zauderer und Mörder; Jakob, der Täuscher seines Bruders; David, ein Ehebrecher.
In diesem Sommer bin ich zu Fuss unterwegs zum methodistischen Glaubenspionier schlechthin. Ich will das Grab von John Wesley in London besuchen. Mit unwahrscheinlichem Einsatz an Zeit und Kraft hat er Kirche und Gesellschaft über England hinaus erneuert, und unzähligen Menschen die Liebe Gottes nahegebracht. Darüber kann ich nur stauen.
Aber John Wesley war nicht vollkommen. Ein "Frauenversteher" war er wirklich nicht. Seine späte Ehe mit der Witwe Mary Vazeille zerbrach nach kurzer Zeit und endete in wüsten Worten, Tätlichkeiten und einer lebenslangen Trennung.
Auch dieser Seite von John Wesley will ich mich stellen. Und darum werde ich auf meiner Pilgerreise die St. Giles Kirche in London besuchen, in der die Trauerrede für die unglückliche Mary Vazeille Wesley gehalten wurde. John Wesley war bei deren Abdankung übrigens nicht dabei. Er erfuhr erst 4 Tage später von ihrem Tod.
Fazit: Makellosigkeit ist keine Voraussetzung für Gottes Wirken durch uns Men-schen. Das hat auch irgendwie etwas Tröstliches.
Ich halte immer wieder Andachten an Sitzungen und Bezirksversammlungen. Diese werden oft zusammenfassend in Protokollen festgehalten. Wenn ich dann nachträglich lese, was aus dem von mir Gesagten herausgehört wurden, wundere ich mich. Oft decken sich diese protokollierten Inhalte nur teilweise mit dem von mir Gemeinten. Und ich frage mich, ob ich wirklich so missverständlich spreche. Ist es nicht fast schon ein Wunder, wenn Aussagen so ankommen, wie sie gemeint sind?
Als Kind haben wir mit dieser Erfahrung gespielt, indem wir Botschaften einander von Person zu Person ins Ohr flüsterten. Kurios, was da am Schluss einer solchen Flüsterkette von der ursprünglichen Botschaft übriggeblieben ist.
Nur im direkten Hin-und-her-Austausch kann man sich sicher werden, dass alle vom Geleichen reden und das Selbe verstehen. Bei Monologen spricht man zu sehr aneinander vorbei. Der Austausch, das Konferieren hilft, eine Sache gemeinsam zu klären. Es ist eben so: "Me mues halt rede metenand". Gerade, wenn es um schwierige Themen geht, und man sowieso das Heu nicht auf derselben Bühne hat, ist das direkte Gespräch besonders wichtig.
Noch 50 Tage, und ich werde mich von Frauenfeld (Schweiz) aus zu Fuss auf den Weg nach London (England) machen. Ziel dieser Pilger- und Sponsoringreise ist das Grab von John Wesley. Ohne den anglikanischen Geistlichen des 18. Jahrhundert wäre ich wohl heute nicht Pfarrer der Evangelisch-methodistischen Kirche. Seine Reformbestrebungen in der Kirche von England haben zu einer Vielzahl methodistischer Kirchen geführt, zu denen sich in 133 Ländern 80 Millionen Menschen zählen.
Einer davon bin ich. Besonders fasziniert hat mich an Wesley immer, dass er von Anfang an die Menschen nicht nur anpredigte, sondern ihnen half, so gut es ging. Seine soziale Ader und sein integratives Verständnis von Kirche halte ich heute für besonders wichtig.
Ich darf Pilgern. Andere müssen Reisen, sind auf der Flucht vor Krieg und Elend. Für sie will ich Schritt für Schritt den Weg durch die vier europäischen Länder Schweiz, Deutschland, Frankreich und England gehen. Pro 50'000 Schritte auf diesem Weg kann man eine finanzielle Zusage machen zugunsten der Migrationsarbeit von Connexio in den Herkunfts- Transit- und Ankunftsländern der Migrantinnen und Migranten.
Wenn ich England erreiche, dann werde ich 30 bis 40 mal 50'000 Schritte zurückgelegt haben. Aus jedem versprochenen Franken sind dann 30 bis 40 Franken geworden. Die Chance besteht, dass am 1. Juli – am Tag meines Aufbruchs – jeder Schritt einem Rappen entspricht für die Flüchtlinge und Heimatlosen.
Während der Reise berichte ich regelmässig über das Erlebte unter https://docs.com/user887611/1613/pilgern-zu-wesley oder in meinem Facebookprofil https://www.facebook.com/joerg.niederer. Und Spendenzusagen kann man mit einer E-Mail an joerg.niederer@emk-schweiz.ch machen. Mehr dazu unter https://docs.com/user887611/9073/20170102-sponsoring-pilgern-zu-wesley-du.
Herzlichen Dank euch allen, die ihr bereit seid, Menschen auf der Flucht zu unterstützen.
Angst ist normal. Sie ist die natürliche Antwort auf Gefahren. Sie bewahrt uns vor Gefahr, indem sie uns motiviert, darauf zu antworten. Angst zu erzeugen kann daher ein nützliches Werkzeug sein, Leute für eine politische Agenda zu kontrollieren oder zu manipulieren. Die Frage ist nicht ob, sondern wovor wir Angst haben und wie wir darauf reagieren sollten. Wenn wir von denen konfrontiert werden, die uns manipulieren wollen, müssen wir uns fragen: Gibt es eine Basis für diese Ängste? Werde ich benutzt? Wenn es einen Grund für Angst gibt, wie soll ich darauf reagieren?
Unsere natürliche Reaktion ist entweder wegzulaufen oder zu kämpfen. Eine christliche Antwort ist, Gott zu vertrauen und das Verantwortungsvolle zu tun, das das Wohlbefinden anderer, insbesondere derjenigen betont, die wirklich bedroht werden.
Was in der Welt geschieht ist oft so schrecklich, was an Nachrichten auf uns einstürmt so widersprüchlich. Wie kann man da noch glauben? Viele Zeitgenossen resignieren, geben ihre Hoffnungen auf.
Doch ich finde, es macht Sinn zu glauben. Trotzdem! Ich will den Glauben unverfroren buchstabieren, immer wieder neu, wie ein Kind. Erst recht: achtsam sein, wo Himmel und Erde sich berühren, wo die Spur des Ewigen meinen Alltag kreuzt. Da verrät schon unsere Sprache, was viele andere vor uns gesucht und auch erlebt haben. Unser Wort ‚glauben‘ kommt vom althochdeutschen ‚gilouben‘ und bedeutete: für lieb halten, gutheissen. Es steht für ein freundschaftliches Verhältnis eines Menschen.
Das Geheimnis des Glaubens besteht auch heute darin, ein freundschaftliches Verhältnis zu finden – zur Schöpfung und unseren Mit-Geschöpfen. Alles mit Augen der Liebe betrachten. So stelle ich mir auch Gott vor: Der Schöpfer betrachtet seine geliebte Welt und spricht begeistert aus „es ist (sehr) gut“! Da ist ein Gegenüber, das sieht, ja die ganze Welt mit Liebe sieht. Das ist der Beginn von allem; damit verändert sich alles.
Selten klingen kirchliche Dokumente in politischen Gesetzesvorschlägen nach. Doch genau das ist in diesem Jahr der Fall. Das Schweizer Parlament hat vor, das Erzeugen und Nutzen von Energie in Wirtschaft und Gesellschaft in vernünftige und zukunftsorientierte Bahnen zu lenken. Endlich soll nicht länger Atomwirtschaft übermässig subventioniert und Energieverschwendung geduldet werden. Dazu dürfen Schweizer Stimmberechtigte im Mai 2017 ihre Zustimmung zeigen.
oeku Kirche und Umwelt (http://www.oeku.ch/) beschreibt die wichtigsten Aspekte, die für ein JA sprechen. Methodisten haben es leicht. Denn das Gesetz zeigt sich in grösstem Einklang mit den Sozialen Grundsätzen. Nach dem einleitenden Paragraphen („Die ganze Schöpfung gehört dem Herrn, und wir sind für die Art und Weise verantwortlich, in der wir sie brauchen und missbrauchen“), lesen wir dort zur Verwendung von Energieressourcen:
"Wir anerkennen, dass die nichtmenschliche Schöpfung einen ihr innewohnenden Wert besitzt. Wir unterstützen und fördern deshalb soziale Maßnahmen, die auf eine vernünftige und zurückhaltende Umwandlung von Rohstoffen in Energie zum Nutzen des Menschen ausgerichtet sind. Weiter unterstützen wir Maßnahmen, die solche Technologien der Energieerzeugung unwichtig oder überflüssig machen, welche die Gesundheit, die Sicherheit oder gar die Existenz der menschlichen und nichtmenschlichen Schöpfung in Gegenwart und Zukunft gefährden. Darüber hinaus drängen wir auf eine kompromisslose Unterstützung des Energiesparens und der verantwortlichen Entwicklung aller Energieressourcen – mit einem besonderen Anliegen für die Entwicklung erneuerbarer Energiequellen – sodass die Erde als gute Schöpfung bewahrt bleibt."
Auch wer eher meint, die Energiestrategie 2050 sei noch zu zaghaft, soll wenigsten das darin Geforderte unterstützen, und am 31. Mai 2017 mit Ja stimmen.
Don Camillo schleicht sich aus der Kirche. Jesus am Kreuz spricht ja bekanntlich mit ihm und fragt ihn, was er denn hinter dem Rücken habe. „Einen Stock.“ „Lass ihn hier.“ Natürlich möchte Camillo damit seinen Rivalen Peppone verhauen. So verteidigt er sich: „Es ist ganz weiches Holz, nur Linde, kein Eichenknüppel.“
Herrlich. Natürlich kommt er damit bei Jesus nicht durch.
Verhalten wir uns nicht ähnlich? „So schlimm wie dieser Donald Trump, als die AfD, etc. bin ich doch nicht.“ Da bin ich im Vergleich doch „nur Linde“.
Immer wieder erlebe ich unser rechtfertigendes Verhalten im Umgang mit den globalen Zusammenhängen von arm und reich. Wir rechtfertigen unseren Reichtum z.B. damit, dass wir auch mal Bio und nicht nur Billig-Fleisch kaufen. Doch die Hälfte des weltweiten Getreides wird an Tiere verfüttert, welche wir in den reichen Ländern essen (Massentierhaltung). Für diese Monokulturen werden Kleinbauern, z.B. in Brasilien um ihr Land gebracht, die wiederum in den Favelas der Grossstädte enden. Auf der andern Seite leiden gemäss der Vereinten Nationen rund 795 Millionen Menschen weltweit an Hunger, also etwa jeder neunte (11 %). Die könnten das Getreide auch brauchen…
Die Beispiele liessen sich bei beliebig vielen Lebensressourcen fortführen. Der Zusammenhang zwischen Arm und Reich ist eigentlich keine neue Entdeckung. Doch wir reden immer noch lieber darüber, dass wir ja „nur Linde“ benutzen. Dass wir damit aber auf den Armen „rumhauen“, ist uns nicht bewusst. Wie sang doch einst Mani Matter: „dene wos guet geit, giengs besser, giengs dene besser, wos weniger guet geit.“ Das könnte für die Fastenzeit ein Thema sein. Ohne „Nur-Linde-Ausreden“.
Gastbeitrag von Markus Da Rugna, Pfarrer Evangelisch-methodistische Kirche Romanshorn
Ich finde es schon spannend, dass Menschen, die gute Sportler sein wollen, sich so beharrlich wehren können, wenn es endlich auch Frauen gegenüber sportlich zugehen soll.
Beim 400m-Lauf gehört es doch zur Gerechtigkeit, dass die Person in der Aussenkurve weiter vorne startet. Bei anderen Sportarten wird auf den Gewichtsausgleich geachtet. Denn das grössere Gewicht kann sowohl ein Vorteil als auch ein Nachteil sein.
Aber wenn es darum geht, Frauen gleichberechtigt mitmachen zu lassen, dann gelten solche Gerechtigkeitsausgleiche als „unfair“ gegenüber den „armen Männern“.
Doch Frauen müssen noch immer in der Aussenkurve laufen, ohne Startvorteil. Sie müssen das ganze Geschlecht repräsentieren. Sie können ihre Arbeit nicht selbstverständlich tun. Sie müssen ihren Weg oft ohne gute oder schlechte Vorbilder finden.
In Genesis 1 lesen wir: „Und Gott schuf die Menschheit im eigenen Bild. In Gottes Bild schuf er sie, männlich und weiblich schuf er sie.“ Also bei Gott – in Gott! – gelten beide gleich, Männer und Frauen.
Ich wünsche uns – Frauen und Männern –, dass wir die Gerechtigkeit, die diesem Glauben entspricht, nicht nur in der Kirche, sondern auch in unserer Gesellschaft leben und einfordern. Ich wünsche uns, dass wir Frauen und Männer sich selber sein lassen, mit ihren Ähnlichkeiten und Unterschieden.
Woher kennen wir Gottes Willen? Für viele gibt die Bibel diesen Willen preis. Sie ist die «Bedienungsanleitung» für das Leben.
Leider ist die Bibel nicht als eine Bedienungsanleitung oder eine Enzyklopädie für ethische Probleme geschrieben. Viele der Probleme die sich uns in der heutigen Welt stellen werden nicht behandelt: beispielsweise steht in der Bibel nichts über den Klimawandel. Manchmal sind die Antworten, die sie gibt, auch problematisch: Wir steinigen zum Beispiel keine rebellischen Teenager, obwohl die Bibel es befiehlt (Dtn 21,18-21). Einen Bibeltext nur zu zitieren, hilft nicht. Wir müssen die Nachricht im Zentrum der Bibel ansehen: den Aufruf Gott und unsere Nächsten zu lieben. Biblische Texte geben Beispiele, was diese Nachricht in ihrem Kontext hiess. Unsere Aufgabe ist es, herauszufinden was sie in unserem Kontext heisst. Weil wir Menschen sind, werden wir darüber uneinig sein.
Im Dezember 1907 gegründet, legte die "Methodist Federation for Social Service" an der Generalkonferenz von 1908 in Baltimore die Urform des später als "Soziales Bekenntnis" benannten Textes vor. Die Kirche verpflichtete sich darin, für die Rech-te der arbeitenden Menschen einzutreten: für einen Existenzlohn, für einen arbeits-freien Tag in der Woche, für den Schutz der Gesundheit im Arbeitsprozess, und für die Abschaffung der Kinderarbeit. Dieses "Soziale Bekenntnis" bekam ökumenische Bedeutung, indem es im selben Jahr vom "Federal Council of the Churches of Christ in America" leicht verändert übernommen wurde.
1972 wurde das bisherige Soziale Bekenntnis in zwei Teile gegliedert: Die Sozialen Grundsätze und das neue Soziale Bekenntnis. In der aktuellen Grafik zur EMK-Jahreslosung nimmt die Künstlerin Doris Schnell die vier Themenbereiche dieses Sozialen Bekenntnisses auf: Umwelt, Gemeinschaft, Gerechtigkeit und Wort Gottes. Spannend!
Mehr zum Sozialen Bekenntnis unter http://soziales-bekenntnis.ch.