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Samstag, 1. Juli 2017

Sperrige Vorbilder

Mary Vazeille Wesley
Pioniere sind oft sperrige Persönlichkeiten. Zum einen genial, zum andern überraschend unvollkommen. Beispiele gibt es genug. Moses, der Zauderer und Mörder; Jakob, der Täuscher seines Bruders; David, ein Ehebrecher.

In diesem Sommer bin ich zu Fuss unterwegs zum methodistischen Glaubenspionier schlechthin. Ich will das Grab von John Wesley in London besuchen. Mit unwahrscheinlichem Einsatz an Zeit und Kraft hat er Kirche und Gesellschaft über England hinaus erneuert, und unzähligen Menschen die Liebe Gottes nahegebracht. Darüber kann ich nur stauen.

Aber John Wesley war nicht vollkommen. Ein "Frauenversteher" war er wirklich nicht. Seine späte Ehe mit der Witwe Mary Vazeille zerbrach nach kurzer Zeit und endete in wüsten Worten, Tätlichkeiten und einer lebenslangen Trennung. 

Auch dieser Seite von John Wesley will ich mich stellen. Und darum werde ich auf meiner Pilgerreise die St. Giles Kirche in London besuchen, in der die Trauerrede für die unglückliche Mary Vazeille Wesley gehalten wurde. John Wesley war bei deren Abdankung übrigens nicht dabei. Er erfuhr erst 4 Tage später von ihrem Tod.

Fazit: Makellosigkeit ist keine Voraussetzung für Gottes Wirken durch uns Men-schen. Das hat auch irgendwie etwas Tröstliches.

Ein Beitrag für "Kirche und Welt", 7/2017

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