Vielleicht sind wir uns alle darin einig, dass wir dem Frieden nachjagen, ihn ernsthaft suchen und ohne uns ablenken zu lassen auf seiner Spur bleiben müssen. Dennoch haben nicht alle dieselbe Vorstellung davon, wie dieser Friede aussehen soll.
Eine Testfrage wäre, was in der Welt fehlt. So könnte die Kirche ihren Beitrag erkennen, nämlich das beizusteuern, was noch nicht angeboten wird.
Ich sehe, wie es in Ost und West, Süd und Nord Einstimmigkeit darin gibt, dass Grenzen gesichert werden und Übertretende bestraft, dass Völker sich bewaffnen und Wirtschaften aus Waffenhandel gedeihen, dass fruchtbare Böden zugebaut und Lebenswelten mit langlebiger Chemie verschmutzt werden dürfen.
Es fehlen jedoch Stimmen, Äusserungen und Handlungen, durch die Menschen sich für Ausgegrenzte stark machen, Zäune einreissen, Übertretenden neue Perspektiven öffnen, Alternativen zum Waffenhandel für die Wirtschaft erfinden, Nationalismus abblitzen lassen und Bulldozer und Panzer blockieren. Es fehlt an Menschen, die den Frieden nicht nur innerlich suchen, sondern ihn mit anderen und für andere gestalten.
Wie ist die Kirche denn berufen, dem Frieden in unserer Welt nachzujagen?
Der Theologe Emil Brunner sagte einmal: «Was der Sauerstoff für die Lunge, das bedeutet die Hoffnung für die menschliche Existenz.»
Weihnachten ist für mich Ausdruck der Hoffnung, die jeden Tag in uns geboren werden kann: in einem Futtertrog in Betlehem, einem Co-Working Space in Zürich, in einer Familie in Meiringen oder in einer der vielen EMK Gemeinden.
Bevor ich Pfarrer wurde, habe ich mich in der Masterarbeit mit der christlichen Hoffnung beschäftigt. Dabei wurde klar: Christliche Hoffnung gründet in der Auferstehungsbotschaft Jesu Christi. Paulus meint dazu: «Ist aber Christus nicht auferweckt worden, so ist unsere Verkündigung leer, leer auch euer Glaube.»
Die Auferweckungsbotschaft formte aus einem Haufen verzweifelter JüngerInnen mutige Menschen, die bis nach Rom verbreiteten, was sie erfahren hatten. Allerdings drohte ihre Botschaft abzuheben. Daraufhin unternahmen die Evangelien den Versuch, die Lebensgeschichte Jesu aus dem Blickwinkel nach Ostern nachzuzeichnen, um herauszustellen: Was wir erzählen, hat seine Bodenständigkeit.
Es reicht nicht, bloss von der grossen Hoffnung zu reden, sie muss immer wieder klein geboren werden. So bin ich oft selbst gefordert, die Hoffnung, dass die Liebe sich am Ende durchsetzt, in mein Leben zu übersetzen. Das ist eine grosse Herausforderung. Weihnacht ist die Geschichte, dass es Gott tatsächlich geschehen lässt.