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Montag, 21. Oktober 2013

Ein-Wurf von Elisabeth Roser

Gerechtigkeit
Sind Sie dankbar, dass es der Schweiz wirtschaftlich gut geht? Ja, wir haben Grund dazu. Doch beunruhigt mich das Wissen, dass ein Teil unseres Reichtums mit Unrecht verknüpft ist. So haben zum Beispiel nicht nur die Banken (durch Missbrauch des Bankgeheimnisses), sondern wir alle jahrzehntelang von den Erträgen unversteuerter Vermögen profitiert. Oder Rohstoffe: Viele kommen aus den ärmsten Regionen der Welt; die Leute dort haben kaum Anteil am Geschäft, während die Schweiz als Drehscheibe des internationalen Handels viel Gewinn generiert.
Ist unser Streben nach stetigem Wachstum und Gewinn, unser Festhalten an den Vorteilen, gut? Gut ist nur, was gerecht ist. Gerechtigkeit heisst, das Recht und das Wohl beider Seiten im Blick zu haben.
Gott ist gerecht. Deshalb ist er, wie uns die Bibel zeigt, ein Anwalt der Benachteiligten. An Jesus sehen wir das unmissverständlich.
Ich darf dankbar sein, wenn es mir und unserer Schweiz wirtschaftlich gut geht. Jedoch kann niemals der Erhalt unseres Wohlstandes und die Suche des eigenen Vorteils Priorität haben, weder in meinem persönlichen Leben noch in meinem politischen Handeln. Sonst ist es ein Götze. Ich aber will eine Nachfolgerin von Jesus sein, der immer Anwalt der Benachteiligten war.

Erschienen in "Kirche und Welt", 10/2013 Elisabeth Roser ist Mitglied im 

1 Kommentar:

  1. Ende der Arbeitsteilung

    Sind die Basis allen menschlichen Zusammenlebens (die Makroökonomie, insbesondere die Bodenordnung) und die grundlegendste zwischenmenschliche Beziehung (das Geld) fehlerhaft, ist alles fehlerhaft, was das menschliche Zusammenleben im weitesten Sinne betrifft. Angebot und Nachfrage sind nicht im Gleichgewicht, es entstehen Konjunkturen und Krisen, systemische Ungerechtigkeit, der Zwang zur Lüge, Bürger- und Völkerkriege, Umweltverschmutzung und -zerstörung, Terrorismus, Kriminalität, materielle und geistige Massenarmut, Fehlernährung – bis hin zur genetischen Degeneration.

    Was Zivilisation ist, findet sich ab Genesis_2,4b als "Paradies", und die Ursache, warum die Menschheit bis heute nicht zivilisiert ist, unter Genesis_3 als "Erbsünde" mit genialen archetypischen Bildern und Metaphern exakt umschrieben. Der religiöse "Normalbürger" erkennt die zahlreichen Negativsymptome der "Mutter aller Zivilisationsprobleme" nicht als deren zwangsläufige Folgen, sondern interpretiert sie als vermeintliche Folgen einer "Sündhaftigkeit des Menschen" – die durch eine "Moral" zu verbessern sein müsste.

    Die vom "Normalbürger" als "vernünftig" gedachten Moralvorstellungen bestimmten die Kulturentwicklung über Jahrtausende und führten dazu, dass die wahre Zivilisation nicht nur allgemein unverstanden blieb, obwohl sie nach dem tatsächlichen Stand des Wissens längst verwirklicht sein müsste, sondern die "Moral" von der "etablierten Wissenschaft" sogar als "entscheidender Vorteil" des Menschen in der gesamten Evolution angesehen wird.

    Unterstützt wird die "Moral" von der Religion, deren Aufgabe es war, die Erbsünde – solange noch niemand wusste, wie sie zu überwinden ist – aus dem Begriffsvermögen des arbeitenden Volkes auszublenden, damit das, was wir heute "moderne Zivilisation" nennen, überhaupt entstehen konnte; denn kein vernünftiger – nicht religiös verblendeter – Mensch wäre dazu bereit, in einer a priori fehlerhaften Arbeitsteilung zu arbeiten, wenn er weiß, dass ein nachhaltiges Wirtschaften unmöglich und der nächste Krieg unvermeidlich ist.

    Damit wurde der Krieg zum "Vater aller Dinge", was er jedoch nur solange sein konnte, wie es noch keine Atomwaffen gab! Das heißt nun nicht, dass ein "Frieden durch ultimative Abschreckung" möglich wäre. Um die ganze "moderne Zivilisation" – von einem Tag auf den anderen – auszulöschen, ist es nicht erforderlich, dass irgendein wahnsinniger Präsident den "roten Knopf" betätigt – es reicht schon aus, wenn wir gar nichts machen.

    In der Heiligen Schrift heißt das Ende der Arbeitsteilung "Armageddon"; so genannte "Wirtschaftsexperten" und "Spitzenpolitiker" schwafeln irgendwas von "Finanzkrise"; und wer etwas von Makroökonomie versteht, nennt diese größte anzunehmende Katastrophe der Weltkulturgeschichte - nach J. M. Keynes - globale Liquiditätsfalle!

    Glaube Aberglaube Unglaube

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