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Sonntag, 28. Februar 2021

Gutes tun alle

Ein Gedanke

Hochwasser von 1994 in Reinach AG
Foto © Jörg Niederer
"Eines der traurigsten Dinge im Leben ist, dass ein Mensch viele gute Taten tun muss, um zu beweisen, dass er tüchtig ist, aber nur einen Fehler zu begehen braucht, um zu beweisen, dass er nichts taugt." George Bernard Shaw

Ein Bibelvers - Jakobus 3,4

"Oder seht euch die Schiffe an: Sie sind groß und werden von starken Winden getrieben. Doch ein kleines Ruder reicht aus, um sie dahin zu lenken, wohin der Steuermann sie führen will."

Eine Anregung

Gehandelt wird aus verschiedensten Motiven. Wer Gutes tut, handelt vielleicht berechnend, weil er oder sie sich davon einen Vorteil verspricht. Auch aus Mitleid wird Gutes getan. Oder aus einem grossen Rechtsbewusstsein heraus. Menschen handeln gut aus Nächstenliebe, oder weil es ihnen selbst Freude bereitet.

Auch religiös begründet wird Gutes getan. Im Hinduismus und Buddhismus führt es zu einem besseren Karma. Im Islam ist es eine der 5 Säulen. Und im Christentum glaubte man lange, so lasse sich der Himmel verdienen.

Warum tust du Gutes? Hat dich das schon einmal ein Mensch gefragt? Falls nicht, liegt es vielleicht daran, dass Gutes tun normal, üblich, erwartet ist. Warum einer etwas Schlechtes getan hat, wird dagegen schnell hinterfragt.

Der christliche Glauben wird an den Taten gemessen. Das gute Handeln gehört zum einem Menschen, der auch von Gott redet und an ihn glaubt. Alles andere wäre seltsam.

Heute gibt es dazu eine Predigt in der Methodistenkirche St. Gallen. Ab 10.30 Uhr wird sie per Livestream ausgestrahlt: https://youtu.be/rhJ1_YMFgNo

Jörg Niederer ist Mitglied im Ausschuss Kirche und Gesellschaft der EMK Schweiz-Frankreich-Nordafrika

Samstag, 27. Februar 2021

Corona und die Hoffnung

Ein Gedanke

Ausweg?
Foto © Jörg Niederer
Auch schwere Türen werden mit kleinen Schlüsseln verschlossen und geöffnet. (nach Charles Dickens)

Ein Bibelvers - Sprüche 12,25

"Sorgen, die ein Mensch im Herzen trägt, drücken ihn nieder. Ein gutes Wort macht sein Herz wieder froh."

Eine Anregung

Gerade hatte der Pflegedienstleiter am Kantonsspital St. Gallen, Christian Kittel, davon erzählt, wie ein Ehepaar, beide im selben Krankenzimmer untergebracht, während der ersten Pandemiewelle wenige Stunden nacheinander an Covid 19 verstorben waren. Da erinnert Rica Brülisauer daran, wie sie und ihr Ehemann, selbst im Spital gemeinsam im Zimmer, darum gekämpft haben, die Coronaerkrankung zu überstehen.

Zu hören war dies im Café Nuit vom 23. Februar in der Kirche St. Mangen. Dort interviewte Pfarrerin Kathrin Bolt nebst den beiden schon erwähnten Personen auch den Diplompsychologen und Coach Thomas Röthemeier. Heraus kam eine eindrückliche Sendung, die keinen kalt lässt.

Natürlich fand das ganze nicht vor Livepublikum statt, sondern wurde via YouTube ausgestrahlt. Hier kann man reinhören und reinsehen: https://youtu.be/Ty358afJ35k


Der Glauben wird an den Taten gemessen. Das Handeln gehört zum Reden über Gott. Doch christlich motiviertes Handeln wir oft überschätzt.
Diesen Sonntag gibt es dazu eine Predigt in der Methodistenkirche St. Gallen. Ab 10.30 Uhr wird sie per Livestream ausgestrahlt: https://youtu.be/rhJ1_YMFgNo

Jörg Niederer ist Mitglied im Ausschuss Kirche und Gesellschaft der EMK Schweiz-Frankreich-Nordafrika

Freitag, 26. Februar 2021

Entschiedene Liebe und Dogmatismus

Ein Gedanke

Anschriftentafel über Fossilien
Foto © Jörg Niederer
"Der Fortgang der wissenschaftlichen Entwicklung ist im Endeffekt eine ständige Flucht vor dem Staunen." Albert Einstein

Ein Bibelvers - 1. Thessalonischer 5,21

"Prüft aber alles und behaltet das Gute."

Eine Anregung

In seiner letzten Unterbrechung äussert sich Pfarrer Ernst Hug zum Verhältnis von Glauben und wissenschaftlichen Erkenntnissen. Ausgehend von einem christlichen Grundvertrauen ruft er auf, die Ergebnisse der Forschung wohlwollend zu prüfen als ein Teil des eigenen Glaubenslebens. Wenn aber die Wissenschaft einen dogmatischen Gegensatz zum Glauben konstruiert, soll dieser Haltung mit "entschiedener Liebe" begegnet werden.

Der ganze Beitrag kann unter dem folgenden Link angeschaut und angehört werden. Kommentare dazu sind sehr erwünscht.

Unterbrechung 5: https://youtu.be/cUQwp2dZpB4

Jörg Niederer ist Mitglied im Ausschuss Kirche und Gesellschaft der EMK Schweiz-Frankreich-Nordafrika

Donnerstag, 25. Februar 2021

Fliegen fliegen genial

Ein Gedanke

Fliege an der Hauswand
Foto © Jörg Niederer
"Das einzig Gefährliche am Fliegen ist die Erde." Wilbur Wright (1867 - 1912), US-amerikanischer Flugpionier

Ein Bibelvers - Offenbarung 14,6

"Ich sah hoch oben am Himmel einen anderen Engel fliegen. Er sollte den Bewohnern der Erde die Gute Nachricht verkünden, die für immer gültig bleibt – jeder Nation, jedem Stamm, in jeder Sprache und für jedes Volk."

Eine Anregung

Andreas Moser hat 30 Jahre lang die Natur und ihre Zusammenhänge erklärt. "Netz Natur" begeisterte unzählige Menschen. In einem Interview in der Sonntagszeitung sagte er über das menschliche Verhältnis zur Natur: "Wir sollten mit Leben in jeder Erscheinungsform wie mit etwas Heiligem umgehen. Das Phänomen des Lebens ist trotz aller Wissenschaft noch immer ein gewaltiges Mysterium. Nehmen Sie zum Beispiel eine simple Fliege: Dank eines unglaublichen Zusammenspiels ihrer Wahrnehmung und Motorik weicht sie uns flink aus und landet mit einem Rückwärtssalto an der Decke. Wenn wir sie aber erwischen - peng! -, liegt sie tot da und ist nichts weiter als ein Häufchen organisches Material, das verwest - durch Bakterien, die sofort wieder neues Leben bedeuten. Wenn man dieses Mysterium respektiert, führt das zu einer grossen Bescheidenheit - bei der man selbst ganz klein und unwichtig wird." (Sonntagszeitung vom 21. Februar 2021, S.17)

Es geht noch viel kleiner: Die kleinste flugfähige Wespe ist gerade einmal 0,13 mm gross, schlägt aber mit ihren Flügeln beim Fliegen einige hundert mal pro Sekunde. Da ist Verstand in einem filigranen Gehirn, das wohl kein noch so genialer Mensch nachbilden und zum Funktionieren bringen könnte. Ein von Menschen geschaffenes Düsentriebwerk ist dagegen ein grobschlächtiges Ding.

Mehr zu dieser Wespe: https://www.welt.de/print/die_welt/article115588154/Kleine-Wespe-Tinkerbella.html

Jörg Niederer sind Mitglieder im Ausschuss Kirche und Gesellschaft der EMK Schweiz-Frankreich-Nordafrika

Mittwoch, 24. Februar 2021

Würde Herr Wobmann Tee trinken mit dem Scheich von Dubai?

Ein Gedanke

Gefangen im goldenen Käfig
Foto © Jörg Niederer
"Nicht die Gesellschaft sollte bestimmen, was eine Frau tragen soll, das geschieht nur in patriarchalen Kulturen. Niemand darf kontrollieren oder bestimmen, wie eine Frau auszusehen hat. Wenn wir dazu Vorschriften verankern, sind wir nicht besser als Staaten wie Saudi Arabien, die wir gerade wegen ihrer rückständigen Rechtsordnung rügen." Lejla Medii, Juristin, im St. Gallen Tagblatt vom 23. Februar 2021, S. 17

Ein Bibelvers - 1. Samuel 16,7

"Doch der Herr sagte zu Samuel: '...bei mir zählt nicht, was ein Mensch sieht. Der Mensch sieht nur auf das Äußere, der Herr aber sieht auf das Herz.'"

Eine Anregung

Zwei Töchter des Emirs von Dubai werden gegen ihren Willen vom Vater schon mehrere Jahre festgehalten, nachdem dieser sie auf der Flucht oder danach entführen liess. Hier gibt es mehr zu dieser traurigen Familiengeschichte: https://www.tagesanzeiger.ch/tochter-des-emirs-von-dubai-sieht-sich-als-geisel-ihres-vaters-801297819376

Pfarrer Ernst Hug bringt diese Ereignisse in Zusammenhang mit dem Verhüllungsverbot und fragt:

"Würde Herr Wobmann Tee trinken mit den Scheich von Dubai? Das habe ich mich heute Morgen beim Zähneputzen gefragt. Aber der Reihe nach. Ich bin Solothurner, wie Herr Wobmann. Wir beide leben wohl in ähnlichen, gesicherten Verhältnissen und erfreuen uns der Freiheit in einem wunderbaren Land. Wir beobachten mit einer gewissen Sorge die machtmässige Instrumentalisierung von Religion, insbesondere in der islamischen Welt. Die zunehmend zu uns kommt. Oder ist es so, dass wir uns zunehmend dorthin bewegen? 

Würde also Herr Wobmann, habe ich mich heute Morgen unbedenklich gefragt – ich meine, mir würde das ja nie in den Sinn kommen – würde er denn, wenn er coronabedingt könnte, einen Flug nach Dubai nicht verachten? Dort im 117 Stock in einem Restaurant einen Tee genehmigen. Und die Aussicht auf die anderen überragenden Gebäude geniessen, die aus dem Wüstenboden geschossen sind. Wo da wohl der Scheich wohnt? Falls der unsereinem eine Audienz genehmigen würde – nur mal angenommen – hätten wir angenommen und ihm zu seinem prächtigen Anwesen gratuliert? Und bescheiden gefragt, hinter welchen Mauern und hinter welchen Wachmännern seine Tochter ihr schönes, junges Leben verbringen dürfe? Oder würden wir sie gleich grosszügig zu uns in die schöne Schweiz einladen? (PR für unser schönes Land kann ja nie schaden.) Würde sie, die Tochter des Scheichs denn kommen, liebend gern auch mit Schleier? Wenn sie könnte, nicht wegen Corona. Dürfte, wegen Papa.

Da habe ich mich doch fast an meiner Zahnpasta verschluckt. Ich glaube, ich würde doch lieber Tee trinken an Thunersee, mit einer verschleierten Dame mir gegenüber, welche auch die Tochter des Scheichs sein könnte. – Übrigens: wann fliegen Sie nach Dubai?"

Ernst Hug und Jörg Niederer sind Mitglieder im Ausschuss Kirche und Gesellschaft der EMK Schweiz-Frankreich-Nordafrika

Dienstag, 23. Februar 2021

"Wir sind Hirten der ganzen Gemeinde"

Ein Gedanke

Bruchstücke auf dünnem Eis
Foto © Jörg Niederer
"Erst wenn wir uns einander ganz und ernsthaft öffnen und annehmen, nähern wir uns dem tieferen Sinn von Einheit." Richard von Weizsäcker

Ein Bibelvers - Johannes 17,21+22

Jesus: "Sie [die Glaubenden] sollen alle untrennbar eins sein, so wie du, Vater, mit mir verbunden bist und ich mit dir. Dann können auch sie mit uns verbunden sein. Dann kann auch diese Welt glauben, dass du mich gesandt hast."

Eine Anregung

Drei europäische Bischöfe der Evangelisch-methodistischen Kirche äussern sich versöhnlich in einer öffentlichen Verpflichtung zur möglichen Spaltung. Diese droht wegen verschiedener Auffassungen zur menschlichen Sexualität. Die Bischöfe betonen ihre Beauftragung zur Einheit. Hier einige Ausschnitte aus dem Schreiben von Christian Alsted, Harald Rückert und Patrick Streiff. Weitere Bischöfe sind eingeladen, sich dieser Erklärung anzuschliessen.

"Die Gemeinschaft der Evangelisch-methodistischen Kirche weltweit ist äußerst vielfältig. Zu ihr gehören Menschen in völlig unterschiedlichen Lebenssituationen und mit ganz verschiedenen Bedürfnissen, ihr geistliches Leben zu gestalten: liturgisch geprägt, zeitgemäß ausgerichtet, charismatisch orientiert, gesellschaftspolitisch engagiert. Manche freuen sich an freieren Gottesdienstformen, andere schätzen den sakramentalen und liturgischen Rahmen. Es gibt Großstadtgemeinden, Gemeinden im Speckgürtel der Großstädte, in Kleinstädten oder auf dem Land und viele andere Situationen. Unter uns sind Kinder, Jugendliche, junge Erwachsene, Erwachsene, Senioren, neu zum Glauben Gekommene und reife Christen. Wir sind ein Schmelztiegel verschiedenster Ethnien und Kulturen – wir sind auf vier Kontinenten in mehr als 45 Ländern präsent und bringen eine unbekannte Anzahl von Kulturen und Sprachen in Verbindung. Trotzdem gehören wir der einen Evangelisch-methodistischen Kirche an. In all den damit verbundenen Herausforderungen stehen wir als eure Bischöfe in der Pflicht, Hirten der ganzen Herde zu sein und dabei immer der Verständigung, der Versöhnung und der Einheit des Leibes Christi zu dienen.
In aller Klarheit bringen wir zum Ausdruck, dass in der künftigen Evangelisch-methodistischen Kirche alle unsere Glieder, Pastoren und Pastorinnen, Gemeinden und Jährlichen Konferenzen weiterhin eine Heimat haben werden, unabhängig davon, ob sie sich als liberal, evangelikal, progressiv, traditionell, konservativ, in der verbindenden Mitte oder anders verstehen. Zu lange haben wir uns gegenseitig in theologische Schubladen gesteckt und die jeweiligen Standpunkte und Sichtweisen auf eine Weise dargestellt, die oberflächlich und respektlos war und nicht der Aufrichtigkeit unseres Glaubens entsprach...
In der Erwartung, dass sich die offizielle Haltung der Evangelisch-methodistischen Kirche im Blick auf die menschliche Sexualität künftig ändern wird, werden wir unsere Leitung so ausüben, dass diejenigen, die in der EmK bleiben wollen, weiterhin ihre persönliche Überzeugung in Übereinstimmung mit der bisherigen Haltung zum Ausdruck bringen können und nicht gezwungen sein werden, an Handlungen teilzunehmen, die gegen ihre persönlichen, religiösen Überzeugungen verstoßen...
In Übereinstimmung mit den Lehrgrundlagen unserer Kirche verpflichten wir uns, unsere bischöfliche Rolle so auszufüllen, dass möglichst viele Menschen, Laien sowie Pastoren und Pastorinnen, in unserer Kirche bleiben können und weiterhin – gemeinsam – Menschen zu Jüngern und Jüngerinnen Jesu Christi zu machen, um so die Welt zu verändern."

Der ganze Text ist auf deutsch https://nx5186.your-storageshare.de/s/2Ttp4pDHzTkc5dd und auf englisch https://nx5186.your-storageshare.de/s/oxaH6kFHHZ9M9Pe verfügbar.

Jörg Niederer ist Mitglied  im Ausschuss Kirche und Gesellschaft der EMK Schweiz-Frankreich-Nordafrika

Montag, 22. Februar 2021

Wandernd zu subversiver Kunst

Ein Gedanke

Eisenplastik "Coronaflüchtling" in Ottikon
Foto © Jörg Niederer
"Wenn der Kunst kein Tempel mehr offen steht, dann flüchtet sie in die Werkstatt." Marie von Ebner-Eschenbach

Ein Bibelvers - Josua 4,20-22

"In Gilgal stellte Josua die zwölf Steine auf, die sie aus dem Jordan mitgebracht hatten. Dann sagte er zu den Israeliten: 'Wenn später eure Kinder fragen, was diese Steine bedeuten, sollt ihr es ihnen so erklären: Auf trockenem Boden hat Israel den Jordan überquert.'"

Eine Anregung

Auf ganz eigene Art hat ein Künstler verschiedene Themen zu Eisenplastik verarbeitet. Angetroffen habe ich die lustigen Skulpturen auf einer Wanderung. In Ottikon bei Kemptthal, an der Schmiedgasse 6 können die Plastiken besichtigt werde. "Trumps letzter Schrei, es ist vorbei" ist da aufgestellt, dazu der "Coronaflüchtling" und "Coronafresser". Auch der "Mutierte Boris Johnson Virus" grinst von der Stange.

Gestaltet wurden die Kunstwerke von einem älteren Mann (er ist unscharf im Hintergrund zu entdecken).
Wer sagt denn, dass man jung sein muss, um subversiv und kreativ zu sein?

Wer sich diese Gartenkunstausstellung anschauen möchte, der oder dem sei die folgende Fasten-Wanderung empfohlen. Los geht es im verbauten Effretikon, vorbei an Delikatessen (eine erste Versuchung) im türkischen Laden, der Kirche mit dem auffälligen offenen Glockenturm, einem Betonklotz von Schulhaus, weiter ins Kempttal hinunter und wieder hinauf nach Ottikon. Natürlich entdeckt man dort die Kunstwerke; vermutlich darüber hinaus Kühe und ihre Kälbern, zwei zufriedenen Esel und speisenden Menschen vor ihren schmucken Häusern. Weiter geht es auf die Anhöhe des First, dort wo Yaks, Skilangläufer, Starenschwärme und Ausflügler ihre Runden drehen. Wer will kann weiterziehen zur Kyburg bei Sennhof. Wir sind an Ameisenhaufen und Eichhörnchen vorbei durch das bewaldete Helltobel hinabgestiegen nach Kollbrunn.

Und ja, Aussicht zu den Bergen, bei guter Sicht vom Alpstein bis zu den Berner Alpen, gibt es da natürlich auch.

Jörg Niederer ist Mitglied  im Ausschuss Kirche und Gesellschaft der EMK Schweiz-Frankreich-Nordafrika

Sonntag, 21. Februar 2021

Die Begegnung in der Einsamkeit

Ein Gedanke

Wüste in Arizona
Foto © Jörg Niederer
"Gott ist nie in Eile, aber er ist immer zur richtigen Zeit da." Äthiopisches Sprichwort

Ein Bibelvers - Apostelgeschichte 8,26

"Philippus dagegen erhielt vom Engel des Herrn den Auftrag: 'Steh auf! Geh nach Süden zu der Straße, die von Jerusalem nach Gaza führt und menschenleer ist.'"

Eine Anregung

Die Wüste ist nicht der Ort, um viele Menschen zu treffen. Manche Menschen möchten unbedingt zu einer Gruppe gehören, obwohl sie dort verachtet werden. Um Hilfe zu bitten ist für eine sozial höher gestellten Person schwierig. Und doch findet der neutestamentliche Philippus in der Wüste einen Mann. Der Afrikaner möchte am liebsten Jude sein, obwohl er als Kastrierter bei den Gläubigen als unrein gilt. Er gehört zu den Hochgebildeten am Königshof, und doch ist er sich nicht zu schade, einen Passanten um Hilfe beim Lesen einer biblischen Schriftrolle zu bitten.

Heute Sonntag erfährt man in der Predigt von Pfarrer Jörg Niederer in St. Gallen mehr über diese Begegnung der seltsamen Art. Ab 10.30 Uhr wird per Livestream unter https://youtu.be/tc9yTyc3ocE darüber nachgedacht...
- wie Gott führt, 
- warum es sich lohnt, mit fremden Menschen zusammenzukommen
- was ein gemeinsames Lesen in der Bibel bewirken kann.

Jörg Niederer ist Mitglied  im Ausschuss Kirche und Gesellschaft der EMK Schweiz-Frankreich-Nordafrika

Samstag, 20. Februar 2021

#IchHöreDirZu

Ein Gedanke

#IchHöreDirZu
Foto © Jörg Niederer
Von allen Geräuschen am wenigsten gut hören können wir Menschen die Stille.

Ein Bibelvers - Psalm 31,2+3

"Bei dir, Herr, suche ich Zuflucht. Lass mich nicht scheitern, zu keiner Zeit! Rette mich, du bist doch gerecht! Hab ein offenes Ohr für mich und hilf mir schnell! Sei für mich ein Fels, ein Versteck, eine feste Burg, in die ich mich retten kann!"

Eine Anregung

Wer zuhört, wendet sich einem Menschen zu. Dazu hat die Evangelisch-reformierte Kirche Schweiz (EKS) Hilfsangebote auf der Webseite https://www.evref.ch/ zusammengetragen. Weiter sind alle eingeladen, in der Passions- und Fastenzeit auf die Frage "Was gibt mir Hoffnung" mit einer kurzen Videobotschaften zu antworten. Die erste dieser Botschaften ist von Rita Famos, der Präsidentin der EKS: https://vimeo.com/512964054. Eine weiteres Hoffnungsbeispiel gibt Pfarrer Hansruedi Vetsch auf seinem Weg zur Bruderklausen-Kapelle in Frauenfeld: https://vimeo.com/512161185

Alle diese Botschaften sind unter der Kennung #IchHöreDirZu in den Sozialen Medien zu finden.   

Am Sonntag wird die Predigt aus der EMK St. Gallen ab ca. 10.30 Uhr per Livestream übertragen. Siehe https://youtu.be/tc9yTyc3ocE

Eine Begegnung in der Wüste lässt uns darüber nachdenken,
- wie Gott führt, 
- warum es sich lohnt, mit fremden Menschen zusammenzukommen
- was ein gemeinsames Lesen in der Bibel bewirken kann.

Jörg Niederer ist Mitglied  im Ausschuss Kirche und Gesellschaft der EMK Schweiz-Frankreich-Nordafrika

Freitag, 19. Februar 2021

Die Augen der Grunzochsen

Ein Gedanke

Das Auge eines Yaks
Foto © Jörg Niederer
"The 'earth' without 'art' is just 'eh'." Anschrift am Schulhaus Watt in Effretikon

Ein Bibelvers - Sprichwörter 29,13

"Arme und Unterdrücker begegnen einander, beiden hat der Herr Augen zum Sehen gegeben."

Eine Anregung

700 Yaks gebe es in der Schweiz. Einige davon leben auf dem Hof von Martin Gertsch auf dem First in Ottikon bei Kemptthal. Heute kam ich an ihrem Pferch vorbei. Jaks kommen aus den Bergen Asiens. Es sind wetterbeständige Rinder mit auffälligen Hörnern und zottigem langem Fell. Leichter als unsere Kühe eignen sie sich ausgezeichnet für steile Weideflächen in den Bergen. Die Tiere machen grunzartige Geräusche, weshalb sie auch als Grunzochsen bezeichnet werden. Was mir aufgefallen ist sind ihre grossen Augen, die geschützt werden von den vielleicht schönsten Wimpern unter den Rindern.

Hier kann man mehr erfahren über einen Yakbauer in Steg im Tösstal: https://zueriost.ch/bezirk-hinwil/zottelhaar-und-allesfresser/199441


Ab heute ist die 4. Unterbrechung von Ernst Hug auf Sendung. Wie nähern sich Menschen dem Geheimnis Gottes? Ernst Hug nennt Achtsamkeit und Bescheidenheit. Dazu kommt die Ergriffenheit, die Kontemplation, ohne die es die Mission nicht gibt. Siehe: https://youtu.be/1e0b-_HZ2_4

Jörg Niederer ist Mitglied  im Ausschuss Kirche und Gesellschaft der EMK Schweiz-Frankreich-Nordafrika

Donnerstag, 18. Februar 2021

Süsser die Glocken nicht klingen...

Ein Gedanke

Grosse Glocke im Dom St. Gallen
Foto © Jörg Niederer
"Die Glocke ist laut, weil sie leer ist." Aus Polen

Ein Bibelvers - 1. Thessalonicher 4,16

"Der Herr selbst wird vom Himmel herabsteigen – wenn der Befehl ergeht, die Stimme des Erzengels erklingt und die Trompete Gottes ertönt. Dann werden zuerst die Toten auferweckt, die zu Christus gehören."

Eine Anregung

Ich bin neben lauten Kirchglocken aufgewachsen. Daran von Kind an gewöhnt, haben sie mich nie gestört. Im Gegenteil: Sie gehören zu den Geräuschen, die für mich Heimat bedeuten.

Andere dagegen stören sich am Glockenklang, und verstehen nicht, warum die Glocken jede Viertelstunde selbst in der Nacht ertönen müssen.

Nun werden Glocken auf verschiedene Weise zum Erklingen gebracht. Entweder durch das Schwingen der Glocke, so dass der hängende Klöppel von innen die Glocke anschlägt. Oder, und das kommt vor allem beim Viertelstundenschlag zum Einsatz, durch einen aussen an der Glocke angebrachten Fallschlaghammer. Damit kann man sicherstellen, dass die Glocke genau so oft erklingt, wie sie auch sollte. Will man auch die Intensität des Anschlags steuern, greift man zu einem Magnethammer. Auch der ist aussen angebracht, wir aber magnetisch dosiert, was zu einem leiseren und harmonischeren Anschlag und Ton führt.

Kirchturmglocken sind Kulturgut. Heute mehr noch als früher. Denn nur noch wenige nehmen sie als Ruf zum Gebet oder in den Gottesdienst ernst, und auf die Stundenschläge ist der moderne Mensch mit Atomuhr auf Mobiltelefonen auch nicht mehr angewiesen. Aber noch hat nicht die letzte Glocke geschlagen. Davon kann man sich auf der folgenden Webseite überzeugen: https://www.srf.ch/radio-srf-musikwelle/glocken-der-heimat?q=&date=all&page=0

Jörg Niederer ist Mitglied  im Ausschuss Kirche und Gesellschaft der EMK Schweiz-Frankreich-Nordafrika

Mittwoch, 17. Februar 2021

Vom Feuer des Lebens und der Asche

Ein Gedanke

Asche und Kreuz
Foto © Jörg Niederer
"Das Leben gleicht dem Feuer: Es beginnt mit Rauch und endet mit Asche." Sprichwort

Ein Bibelvers - Hiob 42,6

Hiob: "Darum bereue ich meine Worte und finde Trost, so wie ich hier in Staub und Asche sitze."

Eine Anregung

In St. Gallen fällt, wie vermutlich an vielen Orten, die Aschermittwochsfeier aus. Doch auch jetzt kann man diesen ersten Tag der Fastenzeit bewusst begehen. Die folgenden Anregungen kommen von Joe Iovino und finden sich im Original hier: https://www.umc.org/en/content/10-ideas-for-a-more-meaningful-ash-wednesday

1. Besuche wenn möglich heute einen Gottesdienst! Das hilft dir dabei, dich deiner eigenen Sterblichkeit bewusst zu werden und deine Belastungen zu erkennen.

2. Diene an diesem Tag auf die eine oder andere besondere Weise deinen Mitmenschen!

3. Spende für eine gute Sache! Wie schon beim Dienen wird so die gegenseitige Abhängigkeit deutlich. Wir brauchen einander.

4. Faste oder gib etwas auf! Verzichte auf Plastik, auf Fleisch, auf Alkohol, aufs Auto oder auf den Tratsch! Das kannst du für einen Tag, eine Woche oder auch für alle 40 Tage der Fastenzeit tun.

5. Bete für die Menschen, die dir unterwegs und zuhause begegnen oder in den Sinn kommen!

6. Tue etwas! Manche Menschen können am Besten denken und beten, wenn sie ihre Hände beschäftigen. Bastle mit den Kindern! Bearbeite ein Werkstück! Male ein Bild! Fotografiere! Spiele Musik! Lass das, was du tust, ein Gebet werden!

7. Sei still und komm zur Ruhe, bei Kerzenschein, bei einer Tasse Kaffee, im warmen Bett! Versuche dabei Gottes Stimme zu hören!

8. Putze oder räume etwas in deiner Wohnung auf, das schon lange darauf wartet! Trenne dich dabei von Dingen, die du nicht mehr brauchst! Dann belasten sie dich auch nicht mehr. Das ist wie mit der Schuld, die wir bekennen, und von der wir uns so trennen können. Auch sie belastet uns nicht mehr.

9. Nach dem Putzen kannst du etwas von dem, was du nun nicht mehr brauchst, ein Papier zum Beispiel, auf einer Feuerstelle oder in einem Tontopf verbrennen. Beobachte, wie daraus Asche wird! Wie der Rauch in den Himmel steigt, so steigen deine Gebet auf zu Gott. Mit der Asche kannst du dir ein Kreuz auf die Stirn, den Handrücken oder auf die Handinnenfläche zeichnen.

10. Vergib und bitte um Vergebung! Der Aschermittwoch ist ein idealer Tag, um Versöhnung in die Tat umzusetzen.

Jörg Niederer ist Mitglied  im Ausschuss Kirche und Gesellschaft der EMK Schweiz-Frankreich-Nordafrika

Dienstag, 16. Februar 2021

Je weniger Perspektive, desto mehr Hoffnung

Ein Gedanke

In der Kirche hat es Platz für viel Sünder. Für die Sünderinnen und Sünder, die andere als Sünder bezeichnen genauso, wie für die Sünderinnen und Sünder, welche von andern als Sünder bezeichnet werden.

Ein Bibelvers - 1. Petrus 5,10+11

Dachziegel
Foto © Jörg Niederer
"Gott hat euch in seiner großen Gnade dazu berufen, an seiner ewigen Herrlichkeit teilzuhaben. In der Gemeinschaft mit Christus habt ihr Teil daran. Nur für eine kurze Zeit müsst ihr leiden. Dann wird er euch wieder aufrichten und stärken, euch Kraft verleihen und euch Halt geben. Ihm gehört die Macht für immer und ewig. Amen."

Eine Anregung

Im 19. Jahrhundert starb ein Drittel der Bevölkerung an der Lungentuberkulose oder Schwindsucht. Heute ist sie immer noch die tödlichste Infektionskrankheit weltweit. Die Übertragung erfolgt durch Tröpfcheninfektion. Nur etwa 10% der Infizierten erkranken. Behandelt wird die Krankheit mit speziell abgestimmten Antibiotika. Der Krankheitsverlauf kann sich schnell oder langsam, ja nicht selten über viele Jahre hinziehen. In dieser Zeit kann es zu starken Gemütsschwankungen kommen. Ausbrüche grosser Euphorie, selbst wenn die Krankheit ihr Endstadion erreicht hat, werden in der Literatur beschrieben und "spes phthisica" genannt.

Diese "unrealistische Wahrnehmung" der eigenen Situation erscheint mir in gewisser Weise eine barmherzige Fügung. Bis zuletzt die Hoffnung nicht verlieren, das möchte ich auch. Oder noch besser wäre es, wenn die Hoffnung anwächst, je weniger Zukunft ich auf dieser Erde vor mir habe.

Je weniger Lebensjahre vor mir liegen, desto stärker gilt es, den Hoffnungsgrund ausserhalb von sich selbst zu finden. Falls es mir gelingen sollte, dann hat das viel mit Gnade zu tun. Und auch mit Vertrauen in die guten Wege Gottes.

Jörg Niederer ist Mitglied  im Ausschuss Kirche und Gesellschaft der EMK Schweiz-Frankreich-Nordafrika

Montag, 15. Februar 2021

Zur Volksinitiative "Ja zum Verhüllungsverbot"

Ein Gedanke

Musliminnen in London
Foto © Jörg Niederer
"Der Zufall ist die in Schleier gehüllte Notwendigkeit." Marie von Ebner-Eschenbach

Ein Bibelvers - 1. Korinther 11,5

"Eine Frau entehrt ihr Haupt, wenn sie bei Gebet oder prophetischer Rede ihren Kopf nicht bedeckt. Denn das ist genauso, als ob sie kahl geschoren wäre."

Eine Anregung

Heute möchte ich dazu anregen, sich eine eigene Meinung zu einer Volksinitiative zu bilden. Am 7. März dürfen Schweizerinnen und Schweizer mitbestimmen, wie das Zusammenleben in diesem Land aussehen soll. Dazu schlägt die Volksinitiative "Ja zum Verhüllungsverbot" vor, dass niemand in der Öffentlichkeit das Gesicht (ganz) verdecken darf. Das, beteuern die Initianten, würde die Rechte von unterdrückten Frauen schützen oder stärken und Kriminalität vorbeugen.

Die Regierung sieht es anders. Sie schlägt in einem Gegenvorschlag vor, dass Verhüllte bei Bedarf den Behörden ihr Gesicht zeigen müssen. Frauenrechte sollen auf andere Weise gestärkt werden. Ausserdem soll die kantonale Hoheit respektiert werden. Siehe: https://www.ejpd.admin.ch/ejpd/de/home/themen/abstimmungen/verhuellungsverbot.html

In kirchlichen Kreisen wurde mehrheitlich gegen diese Initiative Stellung genommen oder Stimmfreigabe beschlossen (EVP).

Argumente dafür und dagegen gibt es viele:

Dafür:
- Frauenrechte werden gestärkt von den Frauen, die (aus religiösen Gründen) gezwungen werden, sich zu verhüllen.
- So können wir Werte und Kultur unserer Gesellschaft einfordern.
- Gewalttätige Demonstrierende oder Hooligans können sich nicht hinter einer Maske verstecken.
- Eine einheitliche Lösung der Verhüllungsfrage durch den Bund ist überfällig.

Dagegen
- Kleidervorschriften sind wenig hilfreich für die Stärkung der Frauenrechte.
- Kleidervorschriften gehören nicht in die Bundesverfassung.
- Die Religionsfreiheit wird durch dieses Gesetz unangemessen eingeschränkt.
- Es ist ein antiislamisches Gesetz, das seinen Ursprung in fremdenfeindlichen Tendenzen hat.
- Für Ausschreitungen bei Demonstrationen und Sportanlässe gibt es in vielen Kantonen schon geeignete Gesetze.
- In den Kantonen Tessin und St. Gallen, die schon ein Verhüllungsverbot kennen, gibt es kaum Probleme mit verhüllten Personen. In St. Gallen kam es noch zu keiner einzigen Anzeige.
- Das Gesetz betrifft gerade einmal 30 Musliminnen, die in der Schweiz die Vollverschleierung praktizieren. Und sonst sind nur noch Touristinnen davon tangiert.
- Weitaus frauenfeindlicher sind sexistische Bilder von Frauen in unserer westlichen Gesellschaft.

Wie stehst du zu diesem politischen Anliegen. Mitdiskutieren kannst du hier im Kommentarbereich! 

Christliche und religiöse Kreise haben verschiedentlich Stellung bezogen:

Evangelische Kirche der Schweiz

Rat der Religionen

Evangelische Volkpartei

Katholischer Mediendienst

Jörg Niederer und Marietjie Odendaal sind Mitglied  im Ausschuss Kirche und Gesellschaft der EMK Schweiz-Frankreich-Nordafrika

Sonntag, 14. Februar 2021

Valentin macht den Hof

Ein Gedanke

Der Kuss von Pilsen
Foto © Jörg Niederer
"Es geschah am Valentinstag / Als jeder Vogel kam, um seinen Partner zu wählen." Geoffrey Chaucer: Parlement of Foules 1382

Ein Bibelvers - Sprüche 27,19

"Wie ein Mensch im Wasser sein Gesicht erkennt, so erkennt er sich im Herz eines anderen Menschen."

Eine Anregung

Heute ist Valentinstag, der Tag der Verliebten. Den Namen hat der Tag von mindestens zwei Heiligen. Der Brauch selbst könnte jedoch schon vorchristlich sein: Die römische Göttin Juno, deren Gedenktag auf den 14. Februar fiel, galt als Bewahrerin von Ehe und Familie. Und so schenkten schon die Römer den Frauen an diesem Tag Blumen. Andere bestreiten die heidnische Herkunft.

Zurück zu den Heiligen: Bischof Valentin von Treni wurde zum Heiligen durch ein Wunderheilung und durch den Märtyrertod im Jahr 268. Dann ist da noch ein Valentin von Rom, der am 14. Februar 269 ebenfalls den Glaubenstod fand. Letzterer soll Trauungen für Soldaten vollzogen haben, die gar nicht hätten heiraten dürfen. Vielleicht sind die beiden Heiligen aber auch ein und die selbe Person.

In einer Abtei im englischen Winchester liegt die Schädelreliquie eines dritten Valentins, der sich in Afrika den Glauben an Christus auch durch den Tod nicht hatte austreiben lassen.

Der 14. Februar als Festtag der Liebe wird erstmals in der "Charta vom Hof der Liebe" beschrieben. 1400 als Verfassung von König Karl VI. von Frankreich herausgegeben, beschreibt sie ein höfisches Fest, bei dem es um Ritterkämpfe und Wettbewerbe im Rezitieren von Liebesgedichten ging.

Apropos Hof: Sollte an diesem Valentinstag ein Mann einer Frau "den Hof machen", dann ist das auch eine französische Redensart. So wie sich am Hof die Untergebenen um den König bemühten (Dialektwort: "höfele"), so bemüht sich der Mann um die Liebe seiner Angebeteten.

An einem valentinischen Sonntag geht es wohl auch in vielen Kirchen um die Liebe von Gott zu den Menschen und wieder zurück.  

Anders in der Methodistenkirche St. Gallen. Dort ist das Thema die Konversation über den Glauben. Keine leichte Aufgabe. Besonders, wenn man es als Gefangener mit dem jüdischen König zu tun bekommt. Wie Paulus dabei vorgegangen ist, erfährt man ab 10.30 Uhr hier: https://youtu.be/0gKEOm-RojA

Jörg Niederer ist Mitglied  im Ausschuss Kirche und Gesellschaft der EMK Schweiz-Frankreich-Nordafrika

Samstag, 13. Februar 2021

Was kommt als Nächstes?

Ein Gedanke

Wohin?
Foto © Jörg Niederer
"Unser aller Ziel ist die Rückkehr zur Quelle, zum Ursprung des lebendigen Wassers, zu unserem Schöpfer, Erhalter und Vollender." Christian Hagen (1977-2021) aus: Kleiner Tropfen, BoD Norderstedt 2020 

Ein Bibelvers - Psalm 43,3

"Sende dein Licht und deine Wahrheit! Sie sollen mich sicher führen. Sie sollen mich zu dem Berg bringen, wo dein Heiligtum ist – deine Wohnung."

Eine Anregung

Bei Canon Schweiz hatte ich vor drei Wochen Druckerpatronen bestellt. Dann wurde ich so dreimal pro Tag informiert, wie es mit dem Versand voranging. Eine erste Irritation war, als am Zoll offensichtlich nicht alle Papiere vorlagen. Dann hiess es, die Sendung müsse wieder zurückgenommen werden. Und dann kam aus Holland auf holländisch die Meldung, die Patronen seien wieder im Lager von Canon eingetroffen. Zugleich erhielt ich von Canon den Hinweis, dass die Ware nun beim Empfänger, also  bei mir, angekommen sei. 

Ich habe reklamiert.

Eine Woche später teilte man mir mit, dass die Sendung leider nicht habe zugestellt werden können, und man nun die Rücksendung organisiere. Ich wunderte mich. Und noch mehr wunderte ich mich, als gestern tatsächlich ein Kurier die nicht zugestellten Druckerpatronen im Auftrag von Canon bei mir abholen wollte.

Was kommt als Nächstes? Ich bin gespannt.

Was kommt als Nächstes? Was wird mir mein Leben noch bringen? Wo werde ich erwartet? Und werde ich dort auch wirklich ankommen? Wer holt mich zurück? Und wer bringt mich hin?


Kontext ist wichtig, wenn ein Gespräch sein Ziel erreichen soll. Wir sprechen anders mit Kinder als mit Erwachsenen. Paulus passte sich an sein Gegenüber an. Das auch, als er mit dem jüdischen König über Christus diskutierte. Worauf hat er bei diesem Gespräch geachtet? Dazu mehr in der  Methodistenkirche St. Gallen. Morgen Sonntag ab 10.30 Uhr kann man unter folgendem Link mit dabei sein: https://youtu.be/0gKEOm-RojA

Jörg Niederer ist Mitglied  im Ausschuss Kirche und Gesellschaft der EMK Schweiz-Frankreich-Nordafrika

Freitag, 12. Februar 2021

Gott im Geschwür

Ein Gedanke

Fresko aus dem Jahr 1937 von Guido und Aurelio Gonzato mit Christus, dem Heiligen Karl und Gotthard in der Kirche St Gottardo in Nivo
Foto © Jörg Niederer
"Ob, wer weiss, unsere inneren Gottesbilder ebenfalls auf eine Frühlingsputzete (Frühjahrsreinigung) warten, die sie zum Beispiel von den jahrtausendealten Ablagerungen patriarchaler Ideologie freischrubbt?" Kurt Marti, Tagebuch mit Bäumen, Darmstadt 1985, S.10 

Ein Bibelvers - Hosea 11,4

Gott zu Israel: "Ich war zu ihnen wie jemand, der sein Tier schonend am Strick zieht und es leitet. Ich führte sie liebevoll an einem Seil. Ich war zu ihnen wie eine Mutter, die ihren Säugling an die Wangen hebt. Ich beugte mich zu ihm, um ihn zu füttern."

Eine Anregung

Mit Gottesbildern werden Lebensentwürfe gerechtfertigt. Mit Gottesbildern wird Angst verbreitet. Gottesbilder beruhigen. Gottesbilder sind einmal süss, und dann sie sind wieder modrig. Die einen brauchen Gott um besser weg zu kommen und andere brauchen Gott, um ihre Gegner fertig zu machen.

Gottesbilder sind unumgänglich. Gottesbilder sind unmöglich. Gottesbilder sind unvollkommen. Gottesbilder verbergen Gott hinter tausend Vorstellungen. Die einen sagen, was Gott ist, und die andern, was er nicht ist. Ist Gott überhaupt "er"? Auch so eine Vorstellung! Gott als Eiter, Gott als Geschwür (Micha 5,12). Vielleicht müsste es auch heissen: Gott als Made. Dagegen schöne Gottesbilder: Gott als Mutter, als Vater, als Sonne, als Morgenstern.

Von Gottesbildern handeln auch die Gedanken von Ernst Hug in seiner 3. Unterbrechung. Zwei Minuten, die zum Denken und Umdenken anregen: https://youtu.be/9bWn-j6WJ1A

Jörg Niederer ist Mitglied  im Ausschuss Kirche und Gesellschaft der EMK Schweiz-Frankreich-Nordafrika

Donnerstag, 11. Februar 2021

Omega-Hochstimmung

Ein Gedanke

Schönes Winterwetter in Frauenfeld
Foto © Jörg Niederer
"Ein Lächeln wirkt auf Schwierigkeiten wie die Sonne auf Wolken - es löst sie auf." Sri Aurobindo (1872-1950), indisch-englischer Philosoph 

Ein Bibelvers - Richter 5,31b

"...die Gott lieben, werden sein wie die Sonne, wenn sie aufgeht in ihrer Kraft."

Eine Anregung

Wir befinden uns in einer Omega-Wetterlage. Das ist ein stabiles meteorologisches Hoch über Zentraleuropa, welches die Tiefdruckgebiete blockiert. Mehrere Tage lang ändert sich das Wetter kaum. Das Strömungsfeld auf den Wetterkarten erinnert an den griechischen Buchstaben Omega. Alpha und Omega, Anfang und Ende. Wenn Omega das Ende markiert, und die Omega-Wetterlage schönes Wetter bedeutet, dann ist das Ende wohl schön und heiter.

Das Gegenteil des Omega-Hochs ist nicht die Alpha-Wetterlage. Diese Situation nennt sich "Tief Mitteleuropa"

Gut erklärt ist dieser meteorologische Sachverhalt im folgenden kurzen Video: https://www1.wdr.de/mediathek/video-was-ist-eine-omega-wetterlage-100.html

Ich wünsch uns allen eine langwährende, geistliche Omega-Wetterlage, ein Hoch der Hoffnung und der Liebe.


Voranzeige: Morgen Freitag wird die 3. Unterbrechung von Ernst Hug gesendet. Hier erfährst du schon jetzt, worum es dabei geht: https://youtu.be/oJhgYBhtD6U

Jörg Niederer ist Mitglied  im Ausschuss Kirche und Gesellschaft der EMK Schweiz-Frankreich-Nordafrika

Mittwoch, 10. Februar 2021

Wo ist denn da Kirche drin?

Ein Gedanke

Bischof Patrick Streiff im Gespräch mit Barry Sloan, anlässlich einer Fresh Expressions-Tagung 2011 in Braunfels
Foto © Jörg Niederer
"Gott hat das Experimentieren in die Struktur der Schöpfung eingebaut. Die Zivilisation ist die Geschichte von Experimenten, die funktioniert haben. Wenn das Experimentieren ein wesentlicher Teil des Menschseins ist, sollte es dann nicht auch Teil der Kirche sein? Viele fresh expressions (frische kirchliche Ausdrucksformen) beginnen als Experimente, und wir beten dafür, dass sie auch weiterhin mit dem Geist der Kreativität erfüllt bleiben." Graham Cray auf https://freshexpressions.org.uk/2020/04/09/creative-experimentation/

Ein Bibelvers - Joh 1,14 (The Message)

"Das Wort wurde Fleisch und Blut und zog in die Nachbarschaft."

Eine Anregung

Es ist ein überraschendes Gespräch. Die junge Frau grenzt sich gleich ab. Sie und ihr Partner seinen keine Christen, und ja, es sei schon recht, dass die Leute hier Christen seien, aber das sei auch der Grund, warum sie nicht hierher kommen wollte. Christen würden immer nach dem Glauben an Gott fragen. Das wolle sie nicht und diese Gespräche seien nicht schön. Dies sagt sie an einem Sonntagsanlass im "Inspire Chemnitz", und lässt sich dabei filmen. Dann fährt sie fort: "Und doch bin ich hier und ich liebe es dabei zu sein am Sonntagsbrunch." Ihr Partner ergänzt: "Es ist offen, cool, entspannt. Es ist grossartig".

Seit sechs Jahren gibt es "Inspire Chemnitz". Lokalisiert in einer früheren Haupteinkaufsstrasse, wird an diesem Ort Kirche ganz anders gelebt. Da kann man Abendmahl feiern an der Bar, einfach so, gemeinsam mit dem Pfarrer, wenn man dazu Lust hat. Da gibt es Whisky-Degustationen, musikalische Montagsevents und viele weitere Begegnungsmöglichkeiten. 

2014 gründete der methodistische Pfarrer Barry Sloan diese Stadtteilarbeit. Sie zeigt exemplarisch auf, wie Kirche heute auch sein kann. Irritation ist vorprogrammiert. Gottesdienste sucht man vergeblich. Eine geistliche Prägung ist nicht erkennbar. Das wesentlich Christliche geschieht in den vielen alltäglichen Begegnungen.

Aktuell sind die meisten Anlässe von Inspire Chemnitz wegen Corona ausgesetzt. In dieser Situation sind neue Modelle gefragt und sie werden gelebt, so dass Berührendes möglich bleibt.

Ein englischsprachiger, preisgekrönter Kurzfilm portraitiert die Menschen im Inspire Chemnitz. Hier kann der Film mit deutschen Untertiteln angeschaut werden: https://emk-schweiz.ch/2020/11/06/kurzfilm-ueber-methodistisches-projekt-mit-preis-ausgezeichnet/

Nebenbei: Barry Sloan ist in St. Gallen kein Unbekannter. Der deutschsprachige Ire nächtigte in der Methodistenkirche St. Gallen auf seinem Roadtrip entlang der Reiseroute des Heiligen Columbans. Da und dort steht sein Buch "Pilgern auf Irisch" in den Bücherregalen oder liegt noch immer auf den Nachttischen.


Voranzeige: Am Freitag wird die 3. Unterbrechung von Ernst Hug gesendet. Hier erfährst du schon jetzt, worum es dabei geht: https://youtu.be/oJhgYBhtD6U

Jörg Niederer ist Mitglied  im Ausschuss Kirche und Gesellschaft der EMK Schweiz-Frankreich-Nordafrika