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Freitag, 31. Juli 2020

Stehendes Auto - Gutes Auto

Ein Gedanke
Der Autoverkehr habe sich in der Ostschweiz seit dem Lockdown mehr als verdoppelt, meldete das St. Galler Tagblatt gestern. Dabei seinen mehr Autos unterwegs als im Juli des Vorjahres.

Ein Bibelvers - 1. Mose 24,56
"Aber der Diener Abrahams sprach zu Laban und seiner Familie: Haltet mich nicht auf, da doch der HERR meine Reise hat gelingen lassen. Lasst mich ziehen, ich will zu meinem Herrn gehen."

Eine Anregung
Auto in Luftschloss-Garage in einem Garten in Washington DC
Foto © Jörg Niederer
Ach wie schön war es in der Lockdown-Zeit, als die Welt den einsamen FussgängerInnen gehörten und das einzige Brummen das der Hummeln. So gesehen ist mir das Auto in einem Garten Washingtons in seiner umweltbelastenden Luftschlossgarage nicht unsympathisch. Es fährt zumindest gerade nicht herum.
Bei der Bahn vermeldet man schweizweit 1/3 weniger Passagiere. Viele sind wegen Corona umgestiegen - aufs Auto die meisten, aufs Velo (in der Freizeit) auch viele.
Nichts gegen nötige Autofahrten. Aber wer versucht, einer Coronainfektion durch Flucht ins eigene Auto zu entgehen, gewinnt nicht unbedingt mehr Sicherheit. Im Jahr 2019 gab es 17'761 Unfälle mit Personenschäden. Das bedeutet mindestens 49 Verletzte jeden Tag, die meisten im Strassenverkehr. Dem stehen hochgerechtet für das gesamte aktuelle Jahr 85'800 Coronainfizierte gegenüber, oder 10'706 wegen COVID-19 Hospitalisierte. Die Chance, wegen eines Verkehrsunfalls ärztliche Hilfe zu benötigen, ist also deutlich höher. Allerdings sterben am Virus 22x mehr Menschen als im Strassenverkehr.
Das ganze ist aber wohl noch deutlich komplexer, als dieses einfache Gegeneinander-Aufrechnen von Zahlen. Vielleicht nutzen Touristen das Auto für die Reise ins Ausland, um so der Quarantäne im eigenen Land zu entgehen. Dann wäre das Autofahren Ausdruck eines höheren Risikoverhaltens.
Letztlich ist die Mobilität einer der treibenden Faktoren bei der Ausbreitung des Virus. Auch aus diesem Grund ist mir das Auto in einem Garten Washingtons in seiner umweltbelastenden Luftschlossgarage nicht unsympathisch.
Also: Reise mal wieder mit der Bahn, oder noch besser: Gehe zu Fuss!

Donnerstag, 30. Juli 2020

Plagegeister und der Herr der Fliegen

Ein Gedanke
Weidende Kühe, umschwirrt von Fliegen und anderen Plagegeister.
Foto © Jörg Niederer
"Wen das Brummen einer Fliege noch stört, hat bei seiner Meditation noch nicht das Brummen von zwei Fliegen in verschiedenen Ecken eines Zimmers gleichzeitig gehört." Christa Schyboll

Ein Bibelvers - Exodus 18,16+17
"Da sprach der HERR zu Mose: Tritt vor den Pharao früh am Morgen, denn da geht er hinaus ans Wasser, und sage zu ihm: So spricht der HERR: Lass mein Volk ziehen, damit sie mir dienen. Wenn du aber mein Volk nicht ziehen lässt, sieh, dann lasse ich gegen dich und deine Diener, gegen dein Volk und deine Häuser die Stechfliegen los, und die Häuser Ägyptens werden voll von Stechfliegen sein, und auch der Boden, auf dem sie stehen."

Eine Anregung
Mit Plagegeister sind nicht die Kühe auf dem Foto gemeint, sondern die Fliegen, Mücken und Bremsen, die sei umschwirren und sich auf ihnen niederlassen. Mich kann eine einzige Fliege um den Verstand bringen. Was würden folglich die Kühe sagen, die unablässig Tausende davon vertreiben mit ihrem Schwanz, dem Schütteln des Kopfs und dem ständige Wackeln der Ohren. Teuflisch, wie die Insekten sie drangsalieren.
Wie wurde eigentlich der Teufel zum "Herr der Fliegen"?
Es beginnt mit dem Stadtgott von Ekron im Land der Philister: "Ba'al az-Zubab". Das heisst auf hebräisch "Herr der Fliegen" oder Herr der Misthaufen (Sebul = Kot, Dünger) und ist eine Verballhornung des eigentlichen Gottesnamen "Baal Zebul" (erhabener Herr). In der Mythologie ist Beelzebub ein Dämon und im übertragenen Sinn eine andere Bezeichnung für den Teufel geworden. (Siehe https://de.wikipedia.org/wiki/Beelzebub)
Und warum frisst der Teufel in der Not Fliegen? Alexandra Stellmacher vom Institut für Religionswissenschaft der Freien Universität Berlin vermutet, dass wenn der Herr der Fliegen selbst Fliegen isst, dass dies bedeutet,  "dass der Teufel in der Not seine eigenen Untertanen frisst". (Siehe https://www.n-tv.de/wissen/frageantwort/Warum-frisst-der-Teufel-Fliegen-article3810501.html)
Vor 40 Jahren gab es noch viermal so viele Fliegen und Insekten wie heute. Schuld, so sagt man, sei nicht der Hunger des Teufels, sondern Veränderungen in der Landwirtschaft. Durch das Höfesterben, verschärfte Hygienevorschriften und mehr gibt es zu wenig Bauernbetriebe mit Weidewirtschaft. Das bedeutet weniger Kuhfladen. Und das bedeutet pro weggefallenem Kuhfladen 200 bis 300 Gramm weniger Insektenmasse und darum auch weniger Vögel, weniger Schwalben.
Alles hängt zusammen und der Teufel steckt im Detail. (Mehr unter https://www.wochenblatt-dlv.de/feld-stall/tierhaltung/schwalbenfutter-all-fliegen-hin-557948)
Kannst du lebende Fliegen mit der blossen Hand fangen?

Mittwoch, 29. Juli 2020

Von evangelischen Pilgern, Neandertaler, schlesischen Fachwerkskirchen und Minaretten

Ein Gedanke
Pilgerinnen auf dem Schwabenweg in Oberwangen TG
Foto © Jörg Niederer
Was verbindet den Liederdichter Joachim Neander (1650-1680) mit den Neandertaler? Und was hat es mit den schlesischen Fachwerks-Friedenskirchen auf sich, dass sie als einzige evangelische Kirchenbauten (Einzelobjekte) den Welterbestatus der UNESCO besitzen?

Ein Bibelvers - Psalm 122,1+2
"Ein Wallfahrtslied. Von David. Ich war voller Freude, als sie zu mir sprachen: Wir gehen zum Haus des HERRN. Nun stehen unsere Füsse in deinen Toren, Jerusalem."

Eine Anregung
Wenn du eine Antwort auf die oben gestellten Fragen wissen möchtest, dann musst du den Blog meiner Pfarrkollegin Esther Handschin über das evangelische Pilgerlied "Tut mir auf die schöne Pforte" von Benjamin Schmolck (1672-1734) lesen. Esther Handschin ist eine Kennerin der Kirchenmusik und bringt es fertig, Interesse auch bei denen zu wecken, die mit diesem musikalischen Genre meist nicht viel anfangen können. Siehe: https://blog.emk.at/2020/07/28/tut-mir-auf-die-schone-pforte/
Ein Ausschnitt aus diesem Blog zu den Fachwerkskirchen sei zitiert: "So wurde (im damals deutschen und heute polnischen Schlesien) von 1652-1654 die Gegenreformation konsequent durchgeführt: über 650 evangelische Kirchen wurden geschlossen, lutherische Pfarrer wurden vertrieben, auch evangelische Schulen wurden geschlossen. Nur an drei Orten war es erlaubt eine sogenannte evangelische Friedenskirche zu bauen: in Glogau (erstmals erbaut 1648, 1758 zerstört), in Jauer (erbaut 1655) und in Schweidnitz (erbaut 1657). Die letzten beiden Fachwerkkirchen sind noch erhalten... Ähnlich wie bei den Toleranzbethäusern in Österreich, die ab 1781 den Evangelischen wieder erlaubt waren zu errichten, gab es bestimmte Bauauflagen: kein Turm, keine Glocken, nur außerhalb der Stadt, ... und nur mit Holz, Lehm und Stroh. Außerdem durfte die Bauzeit ein Jahr nicht überschreiten und die Kosten mussten von der evangelischen Gemeinde getragen werden. Um allen Evangelischen der Umgebung Platz zu bieten, wurden diese Kirchen sehr groß gebaut. Die Kirche in Jauer fasst 5.500 Menschen, diejenige in Schweidnitz 7.500..." Ausserhalb der Stadt bedeutete: in Kanonenschussweite. Siehe auch: https://de.wikipedia.org/wiki/Schlesische_Friedenskirchen
Mir kommen diese Auflagen ein wenig so vor wie das Minarettverbot in der Schweiz. Vielleicht werden also die drei heute bestehenden Minarette in der Schweiz dereinst auch in den Welterbestatus der UNESCO aufgenommen, als Symbole längst vergangener und überwundener Islamophobie.

Dienstag, 28. Juli 2020

Das Singen der Vögel und die Ewigkeit

Ein Gedanke
Der tröstliche Waldfriedhof in Zell ZH
Foto © Jörg Niederer
"Gäbe es den Tod nicht, müsste man ihn erfinden, um nicht ein unsterblich langweiliges Leben zu führen, das darin besteht, das Leben endlos aufzuschieben." Wilhelm Schmid, Philosoph mit Schwerpunkt bei der Lebenskunst

Ein Bibelvers -
1. Mose 25,7-10
"Und dies ist die Zeit der Lebensjahre Abrahams, die er gelebt hat: hundertfünfundsiebzig Jahre. Und Abraham verschied und starb in schönem Alter, alt und lebenssatt, und wurde mit seinen Vorfahren vereint. Seine Söhne Isaak und Ismael begruben ihn in der Höhle Machpela auf dem Feld des Hetiters Efron, des Sohns Zohars, das gegenüber Mamre liegt, auf dem Feld, das Abraham von den Hetitern gekauft hatte. Dort wurden Abraham und seine Frau Sara begraben."

Eine Anregung
Das Zitat über die Unsterblichkeit von Wilhelm Schmied fand ich bei Dave Jäggi auf seiner Facebook-Seite. Ein paar Gedanken dazu.
Von Gott sagt man, dass er ewig sei. Bedeutet dies nun, dass er oder sie "ein unsterblich langweiliges Leben führt, das darin besteht das Leben endlos aufzuschieben"?
Aktuell übersteigen meine Projekte meine Lebenszeit bei weitem. Sehr gerne würde ich den Tod noch ein paar Jahre aufschieben.
Allerdings wäre es dann auch gut, die Gelenke und Beweglichkeit eins Zwanzigjährigen auch noch im Alter von 80 oder 100 zu besitzen.
Auf dem Waldfriedhof in Zell ZH stehen auf vielen Grabsteinen kleine Vögelchen. Vielleich weil Singvögel mit ihrem Gesang am frühen Morgen und wenn es einnachtet tröstlich die Dunkelheit eingrenzen.
Vögel singen, als gäbe es kein Morgen, und Vögel singen, als gäbe es nur Morgen.


Montag, 27. Juli 2020

Von Wegen und Wechseln im Wandel

Ein Gedanke
Wanderwegsanierung bei Zell ZH
Foto © Jörg Niederer
Einen Weg baut man nicht so schnell, wie man ihn geht.

Ein Bibelvers - Johannes 14,5+6
"Thomas sagte zu Jesus: 'Rabbi, wir wissen nicht, wohin du gehst. Wie können wir den Weg kennen?' Jesus sagte zu ihm: 'Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben. Nur durch mich gelangt ihr zu Gott, der Quelle allen Lebens.'"

Eine Anregung
In manchen Pärken entstehen die Wege gewohnheitsmässig. Statt sie vorzugeben, wird beobachtet, wo die Menschen entlanggehen. Die dabei entstehenden Trampelpfade werden später befestigt.
Ameisen legen Duftwege an.
Das Wanderwegnetz der Schweiz beträgt 65'000 km und kostet jährlich 53 Millionen Franken. Der Kilometerpreis beträgt also CHF 815.-/Jahr. Dem stehen bei Autostrassen pro Jahr ca. 6,7 Milliarden Franken gegenüber. Der Strassenkilometer kosten folglich rund CHF 90'000.-/Jahr.
https://www.adelboden.ch/de/s/unterhalt-wanderwege und https://www.bfs.admin.ch/bfs/de/home/statistiken/mobilitaet-verkehr/querschnittsthemen.assetdetail.10887966.html
Unerwünschter Wegebau geschieht z.B. durch die Mountainbiker, die beim Querwaldeinfahren neue Pfade anlegen, meist illegal und ohne Beachtung der Ruheräume der Tiere.
Bei manchen Tieren heissen die Wege "Wechsel". Angesichts der Sesshaftigkeit der Menschen könnte man auch unsere Kulturwege so nennen, gehen wir doch die meisten davon wiederholt hin- und zurück. Besonders bei er Transhumanz ist das offensichtlich, bei der im Jahreszeitenverlauf ein Wechsel der Tierweiden erfolgt.
Herausfordernd ist das Vermitteln zwischen verfeindeten Parteien. Dieses Vermitteln könnte man auch mit dem Anlegen eines gangbaren Weges vergleichen. Ein Weg aufeinander zu kann aber auch dazu benutzt werden, weiter auseinanderzurücken.
Der Lebensweg ist einmalig.
Achte auf deinen heutigen Weg!

Sonntag, 26. Juli 2020

Was ist schon lustig an der Diskriminierung?

Ein Gedanke
Szene vor dem Strassburger Münster
Foto © Jörg Niederer
Rainer Burger, berät für die Diakonie Hasenbergl in München Sinti und Roma bei der Jobsuche. "Er erinnert sich an nur eine junge Frau, die sich in den vergangenen fünf Jahren vor ihrem Chef geoutet hat. 'Alle anderen sagen, dass sie türkische, kroatische oder italienische Wurzeln haben.' Das sei alles besser, als ein 'Zigeuner' zu sein."
https://www.spiegel.de/karriere/sinti-und-roma-alles-ist-besser-als-ein-zigeuner-zu-sein-a-1193918.html

Ein Bibelvers - Johannes 4,9
"Die Samaritanerin nun sagt zu Jesus: Wie kannst du, ein Jude, von mir, einer Samaritanerin, zu trinken verlangen? Juden verkehren nämlich nicht mit Samaritanern."

Eine Anregung
Ich gebe es zu. Ich habe es auch gesungen. Das Lied "Lustig ist das Zigeunerleben..." Es hat mir sogar gefallen, als Kind. Ich war immer schon gerne im Wald, und die Zigeuner im Lied schienen sich vor allem im Wald aufgehalten zu haben: "Lustig ist es im grünen Wald, wo des Zigeuners Aufenthalt...". In unserer schülerkonformen Version wurde der "Moselwein" zum "moos'gen Stein"
Erst viel später wurde mir die diskriminierende Bedeutung dieser Fremdbezeichnung der Sinti und Roma bewusst. So schreibt Johann Heinrich Zedler, im "Universallexicon" (1731–1754), der bedeutendsten deutschsprachigen Enzyklopädie im 18. Jahrhundert: "Ziegeuner... ein umherschweifendes und zusammen gelauffenes Gesindel, das sich fast in die ganze Christenheit geschlichen und unterschiedlich genennt wird." Gemeinsame Merkmale sind nach Zedler "Delinquenz" und eine nicht ortsfeste Lebensweise.
Die meisten Sinti und Roma sind schon seit Generationen sesshaft. Und das mit der Delinquenz ist eine jahrhundertelange Verunglimpfung, die bis heute nachhallt. An vielen Orten gelten Sinti und Roma als Menschen zweiter Klasse, werden ghettoisiert und vom Arbeitsmarkt ferngehalten. Selbst in der scheinbar integrativen Gesellschaft der Schweiz ist das erkennbar daran, wie Stellplätze für die Fahrenden kaum politisch durchgesetzt werden können.
Andererseits gibt es auch zunehmend Gruppierungen und Organisationen, welche sich solidarisch mit den Sinti und Roma einsetzten gegen Ausgrenzung und für Respekt; nicht zuletzt auch die Kirchen. Zu manchen Kirchen gehören Sinti und Roma ganz selbstverständlich dazu, wie zum Beispiel in der Evangelisch-methodistischen Kirche in Nordmazedonien oder in Ungarn.
Selbst in der Coronozeit findet in Ohrid/Nordmazedonien die Sommerschule für Roma-Kinder statt. Hier der berührende und motivierende Beitrag: https://www.emk.at/blog/sommerschule-trotz-covid-19

Worüber ich anrege, an diesem Sonntag nachzudenken: Was bringt uns zu so klischeebehafteter, romantisierender Verklärung von Minderheiten, die wir in der Praxis zugleich ausgrenzen und desavouieren? Schlechtes Gewissen? Selbstrechtfertigung? Gedankenlosigkeit? Verschleierung des Unrechts?


Samstag, 25. Juli 2020

Indie-Christen: Auf Gedeih und Verderben Teil der Institution Kirche?

Ein Gedanke
Lagerfeuer sind Orte der Begegnung
Foto © Jörg Niederer
"Wir 'Indie-Christen' identifizieren uns mit der christlichen Tradition, aber nicht einer bestimmten Denomination. Immer weniger Menschen verstehen eine einzelne Kirche als 'geistliches Zuhause', sondern finden Kirche an verschiedenen Orten."
Eveline Baumberger in ihrem Blogbeitrag: https://www.reflab.ch/indie-christen-nomadinnen-zwischen-lagerfeuern/ 
Baumberger sagt von sich: "Das beste Experiment bisher war, meinen Job als Journalistin zu kündigen und Theologie zu studieren."

Ein Bibelvers - 2. Mose 3,4+5
"Und Gott rief ihn aus dem Dornbusch und sprach: Mose, Mose! Und er sprach: Hier bin ich. Und er sprach: Komm nicht näher. Nimm deine Sandalen von den Füssen, denn der Ort, wo du stehst, ist heiliger Boden."

Eine Anregung
Christsein wandelt sich. Eveline Baumberger ist eine Repräsentantin dieses neuen christlichen Selbstverständnisses. "Indie" ist Englisch und steht für Independent, auf deutsch "unabhängig". Baumberger findet ihren geistlichen Halt nicht an einem Ort, in einer Kirche, in einer Glaubensrichtung, sondern an "Lagerfeuern des Glaubens", im Gespräch mit Menschen, im schriftlichen Austausch und in unerwarteten Begegnungen.
Doch auch sie kommt nicht ohne die Institution Kirche aus. Die Plattform RefLab, wo sie ihre Beiträge postet, ist ein Projekt der Reformierten Landeskirche des Kantons Zürich. Konsequent nimmt sie daher den Begriff der "Mixed Economy" aus der Fresh Expressions-Bewegung auf. Traditionelle, gelenkte und subventionierte Kirchen sowie unabhängiges, individuelles, im freien religiösen Markt sich bewegendes Christsein ergänzen sich dabei, wobei wohl die traditionelle Kirche als Auslaufsmodell zu verstehen ist. Das Geld aber für die neuen, unabhängigen christlichen Ausdrucksweisen kommt von den traditionellen Kirchen, speziell von den Landeskirchen und ihren Steuererträgen.
Vielleicht ist das Indie-Christentum gar nicht so unabhängig, sondern auf Gedeih und Verderben an die institutionellen Kirchen gebunden. So gesehen baut Indie-Christsein konsequent auf Vertrauen, und nicht auf Absicherung aus eigener (Finanz- und Gestaltungs-)Kraft. Es kann ja sein, dass diese Indie-Christen-Institutionsabhängigkeit der Boden ist, auf dem es gilt die Schuhe auszuziehen, weil man unvermittelt Gott gegenüber steht.
Was glaubst du: Wird es die traditionelle Kirche in 100 Jahren in Europa noch geben? Wird es dann noch Landes- und/oder Freikirchen geben? Bleibt der christliche Glaube ohne den institutionellen Unterbau nachhaltig?

Freitag, 24. Juli 2020

Der Sonne entgegen, der Sonne nach

Ein Gedanke
Sonnenuntergang bei Niederwil TG
Foto © Jörg Niederer
Wer im Osten arbeitet und im Westen wohnt hat auf dem Arbeits- und Heimweg immer die Sonne und ihr tröstlich warmes Licht vor Augen.

Ein Bibelvers - Prediger 1,4+5
"Ein Geschlecht geht, und ein Geschlecht kommt, und die Erde bleibt ewig bestehen. Und die Sonne geht auf, und die Sonne geht unter und strebt nach dem Ort, wo sie aufgeht."

Eine Anregung
"Die blaue Finsternis lag lange auf der Lichtung, wo ich so süss geschlummert hatte, doch bald zeigte sich entlang der Bergkette des Vivarais ein breiter Streifen von Orange, der in Gold zerfloss. Eitel Freude überkam mich bei diesem allmählichen und lieblichen Herannahmen des Tages. Voller Wonne hörte ich das Bächlein rieseln. Suchend blickte ich mich um nach einem schönen und unerwarteten Wesen, aber die stillen, schwarzen Kiefern, die Mulde der Lichtung, der mampfende Esel, alles blieb unverändert. Allein das Licht hatte sich gewandelt, und es goss in der Tat einen Geist von Leben und atmendem Frieden über alles und versetzte mich in eine sonderbare Heiterkeit.
... Während ich so herumtrödelte, fiel ein fester Windstoss, so lang wie ein tiefer Seufzer, genau aus dem Quadranten des Morgens ein. Er war kalt und liess mich niesen. Die Bäume in der Runde schüttelten ihre schwarzen Mähnen unter der Wucht, und ich konnte die schlanken Spitzen der Kiefern am fernen Hügelrande sehen, wie sie sich vor dem goldenen Osten hin- und herwiegten. Zehn Minuten darauf sprengte der Sonnenschein, Schatten und Funken streuend, im Galopp über den Hügelhang, und der Tag war vollends gekommen."
(Aus Robert Louis Stevenson: Reise mit dem Esel durch die Cévennen, Moers, 3. Auflage 2017, S. 89)

Und jetzt stelle dir vor, dass es Abend wird, und der Himmel wieder aufleuchtet, gerade so wie auf dem Foto. Wie würdest du den Sonnenuntergang beschreiben? So könnte die Beschreibung enden: "...und der Tag war vollends gegangen."

Donnerstag, 23. Juli 2020

Das Spiel des Jahres 2020 und ein methodistisches Paar

Ein Gedanke
Schon immer haben Kinder gespielt und dabei Fähigkeiten trainiert.
Foto © Jörg Niederer
"Die Vertragsstaaten erkennen das Recht des Kindes auf Ruhe und Freizeit an, auf Spiel und altersgemässe aktive Erholung sowie auf freie Teilnahme am kulturellen und künstlerischen Leben."
(Aus der UN-Charta  "Rechte des Kindes"  Art. 31)

Ein Bibelvers - Matthäus 27,35+36
"Nachdem sie (die Soldaten des Statthalters) Jesus aber gekreuzigt hatten, teilten sie seine Kleider unter sich, indem sie das Los warfen; und sie sassen dort und bewachten ihn."
(Das ist eine der wenigen biblischen Stellen, in der ein Spiel erwähnt wird, und das ausgerechnet bei der Kreuzigung von Jesus.)

Eine Anregung
Dass Kinder spielen und dabei viel lernen, ist heute Allgemeingut. Warum aber sollen Erwachsene spielen? In einem Artikel von wissenschaft.de werden Gründe aufgezählt:
"Der Spaß am Spielen wirkt befreiend und entspannend, er ermöglicht eine Auszeit vom Alltag, kompensiert Alltagsfrust und vertreibt Langeweile. Auf diese Weise wird das Spiel zu einer Tür in eine andere Welt...
Das Spielen mit der Familie oder mit Freunden fördert zudem den sozialen Zusammenhalt und generell die sozialen Kompetenzen. Man ist auf eine spielerische Weise gezwungen, sich mit seinen Mitspielern auseinanderzusetzen...
Außerdem erleben viele Erwachsene beim Spielen eine Art Regression: Sie fühlen sich wieder wie ein Kind...
Dazu kommt, dass Erwachsene durch das Spielen wieder eine stärkere Verbindung zu ihren kindlichen Anteilen und Gefühlen aufbauen, die im Alltag durch die starke Betonung auf den Verstand verloren geht, was ebenfalls mehr Leichtigkeit ins Leben zurückbringt."
https://www.wissenschaft.de/gesellschaft-psychologie/warum-die-menschen-spielen/

Wer möchte nicht mehr Leichtigkeit in seinem Leben? Also warum nicht wieder mal zu einem neuen Spiel greifen? In Deutschland wurde "Pictures" zum Spiel des Jahres 2020 ausgezeichnet. Dabei werden mit einfachen Gegenständen wie Klötzchen oder Schnürsenkel Fotoszenen nachgestellt, die von den andern Mitspielenden erkannt werden sollen. Erfunden wurde Pictures von der Erzieherin Daniela Stöhr und dem Informatiker Christian Stöhr aus dem deutschen Weinstadt-Endersbach. Die Eltern von zwei Kindern haben sich auf dem Internetportal "Christ sucht Christ" kennengelernt. Beide sind aktiv in der Evangelisch-methodistischen Kirche tätig, spielen dort z.B. Gitarre oder trainieren die Jugendkicker-Mannschaft. Unter den beiden folgenden Links lernt man das sympathische junge Paar und ihr Spiel besser kennen:
Video: https://youtu.be/igUxMqRGcE0
Mitschrieb eines Telefonanrufs: https://www.sueddeutsche.de/leben/spiel-des-jahres-gesellschaftsspiele-ein-anruf-bei-1.4973527
Wer das Spiel kaufen möchte, kann das für CHF 54.90 z.B. hier tun: https://www.orellfuessli.ch/shop/home/artikeldetails/ID145837594.html

Mittwoch, 22. Juli 2020

Wartestellen, Wartewellen

Ein Gedanke
In einer Tasche wartender Hund im Zugsabteil
Foto © Jörg Niederer
"Auf nichts zu warten garantiert nicht es zu bekommen."
Manfred Hinrich (1926 - 2015), Dr. phil., deutscher Philosoph, Philologe, Lehrer, Journalist, Kinderliederautor, Aphoristiker und Schriftsteller

Ein Bibelvers - Micha 7,7
"Ich aber will Ausschau halten nach dem HERRN, will warten auf den Gott meiner Rettung! Mein Gott wird mich hören."

Eine Anregung
"Wart mol schnäll!" Wie geht das: Schnell warten? Vergeht die schnell gewartete Zeit anders als die langsam gewartete? Wartet der Hund in der Tasche im Zugsabteil vertrauensvoll oder ängstlich?
Worauf wartest du? Welche Warteschlange nimmst du? Wer wartet dein Auto? Und wie wartet es sich am Unterhaltsamsten? Kann man erwartungslos warten? Sind Haltestellen Wartestellen?
Ist warten "Einblick in die Ewigkeit", wie es der deutsche Dichter Erhard Horst Bellermann sagte? 
Und was hältst du von der Aussage Walter Ludins (Er war Mitglied des franziskanischen Ordens der Kapuziner): "Warten bewirkt, dass die Zeit nicht so rasch vergeht."
Fragen über Fragen. Worauf noch warten? Auf in einen neuen Tag voll Erwartungen.

Nebenbei: Manfred Hinrich kannte ich noch nicht: Hier eines seiner Kinderlieder: "Traktoren melken und Kühe ölen" https://youtu.be/yfDrZdIMkgc

Dienstag, 21. Juli 2020

John Wesley zwischen Gartenzwerg und Herz Jesu

Ein Gedanke
John Wesley in Porzellan
Foto © Jörg Niederer
"Kitsch ist das tückischste aller Gefängnisse. Die Gitterstäbe sind mit dem Gold vereinfachter, unwirklicher Gefühle verkleidet, so dass man sie für die Säulen eines Palastes hält."
Pascal Mercier in "Nachtzug nach Lissabon"

Ein Bibelvers - Offenbarung 9,13-14
"Und der sechste Engel blies die Posaune: Da hörte ich eine Stimme von den vier Hörnern des goldenen Altars, der vor Gott steht, 14 die sagte zum sechsten Engel, der die Posaune hatte: Binde los die vier Engel, die am grossen Fluss Euphrat gefesselt sind."

Eine Anregung
Auf dem Foto: John Wesley, prägende Gründergestalt der Methodisten, in Porzellan, ausgestellt in einer Vitrine einer amerikanischen Methodistenkirche. Ist das jetzt Kitsch? Was ist denn Kitsch?
Wikipedia sagt: "Kitsch steht zumeist abwertend gemeinsprachlich für einen aus Sicht des Betrachters minderwertigen Gefühlsausdruck. In Gegensatz gebracht zu einer künstlerischen Bemühung um das Wahre oder das Schöne, werten Kritiker einen zu einfachen Weg, Gefühle auszudrücken, als sentimental, trivial oder kitschig...
Folgende Kriterien lassen sich für Kitsch anführen:
Im Gegensatz zum Kunstwerk, das Spielraum für Interpretation zulässt (und Interpretation sogar fordert), ist Kitsch nicht auslegbar.
Stereotype und Klischees: Kitsch wiederholt, was dem Betrachter bereits geläufig ist. Vom Kunstwerk wird Originalität erwartet (Innovationszwang der Kunst).
Leichte Reproduzierbarkeit (Massenware)."
https://de.wikipedia.org/wiki/Kitsch

Die reformierte Pfarrerin Muriel Koch hält die Bibel für eine fast kitschfreie Zone. Diese Erkenntnis, die ich teile, hat mir die Auswahl des heutigen Bibelverses deutlich erschwert. https://reformiert.info/de/schwerpunkt/lkitsch-kommt-ohne-deutung-ausr-18509.html

Ein Nachtrag zum Beitrag über Esel vom vergangenen Samstag: Bis noch 18. August kann man unter https://www.srf.ch/play/tv/redirect/detail/79658f48-43bd-42af-a0bc-7e4ed44aedec einen eindrücklichen Film sehen über die Fähigkeiten der Esel. Dieser Film ist nun echt bemerkenswert und kein Kitsch! (Danke Claudia für den Hinweis.)

Montag, 20. Juli 2020

Frecher Spatz

Ein Gedanke
Sperlingsschwarm über Weizenfeld
Foto © Jörg Niederer
"Der selbst den Spatzen gibt zu essen, hat seine Menschen nicht vergessen. Er gibt das rechte Lebensbrot und macht uns frei von aller Not." (Kanon und Tischlied)

Ein Bibelvers - Lukas 12,6+7
"Verkauft man nicht fünf Spatzen für zwei Fünfer? Und nicht einer von ihnen ist bei Gott vergessen. Und ihr erst - bei euch sind sogar die Haare auf dem Kopf alle gezählt! Fürchtet euch nicht! Ihr seid mehr wert als viele Spatzen." 
(Das hebräische Wort für Spatz "tsippor" nimmt lautmalerisch den Gesang des Singvogels auf.)

Eine Anregung
Spatz:
1) Berühmte Schweizer Zeltmarke. Beliebt bei Pfadis und Jungscharen - https://spatz.ch/
2) Als "Suppe mit Spatz" bekanntes Eintopfgericht der Schweizer Armee. "Spatz" bezieht sich auf die Grösse der Siedfleischstücke. - http://rentnerpower.ch/woher-kommt-die-bezeichnung-suppe-mit-spatz-in-der-schweizer-militarkuche.html
3) Als "Spätzle" (Verkleinerungsform von "Spatz"; auch Wasserspatzen) süddeutsche, schwäbische Teigspeisen. Soll so heissen, weil früher "...Frauen von einem Stück Teig, der wie 'ein Spatz in der Hand' gehalten, kleine Teigstücke abstachen und ins kochende Wasser gaben und somit 'kleine Spatzen' formten". - https://www.schmeck-den-sueden.de/spezialitaet/spatzle/
4) Evtl. anderes Wort für "Klumpen".
5) Haussperling. (Auf dem Foto haben sich die Vögel gerade auf einem Weizenfeld bedient. Man beachte die Samen in den Schnäbeln.) Singvogel. Kulturfolger, in fast allen Teilen der Welt zuhause. Frisst im Verhältnis 10x mehr als der Mensch oder täglich 1/3 seines Körpergewichts von 30gr. Seine Körpertemperatur von 42 Grad liegt nahe an der Todesgrenze, bei der Proteine unwiederbringlich zerstört werden. Schwarmvogel. Spatzen sind nicht gerne allein und das selbst beim Brüten. In der Aufzucht lieben sie die unmittelbare Nachbarschaft im selben Nistkasten, aber bei separaten Eingängen. Bescheidene Sangesstimme. Kann sehr zutraulich werden, darum die Redensart "frecher Spatz". In manchen Regionen sind die Bestände des Haussperlings um die Hälfte eingebrochen. - https://www.welt.de/kultur/literarischewelt/article128717413/Warum-der-Spatz-mehr-frisst-als-das-Krokodil.html
6) Kosenamen, meist für Frauen verwendet.

Eine Aufmerksamkeitsübung: Wie viele Spatzen (Haussperlinge) siehst du im Verlauf des heutigen Tages?

Sonntag, 19. Juli 2020

Déformation professionnelle

Ein Gedanke
Chur oder Church?
Foto © Jörg Niederer
"Ich habe es satt, wenn Leute, die beim Rugby-Spiel schreien, / dann in der Kirche ganz ruhig bleiben, während ich den Namen Jesu preise. / Nun, wenn du so empfindest wie ich, warum stehst du dann nicht auf? / Lass zu dass der Geist dich von Kopf bis Fuss in Bewegung setzt." (Aus John Bracks Country-Hit: "Let‘s have Church…" Übersetzung Jörg Niederer)

Ein Bibelvers - Apostelgeschichte 2,42
"Sie aber hielten fest an der Lehre der Apostel und an der Gemeinschaft, am Brechen des Brotes und am Gebet."

Eine Anregung
"Déformation professionnelle" ist laut Wikipedia "ein Wortspiel, das die Neigung bezeichnet, eine berufs- oder fachbedingte Methode oder Perspektive unbewusst über ihren Geltungsbereich hinaus anzuwenden."
Genau das ist mir in Chur am Bahnhof in meiner Funktion als Pfarrer passiert. Ich lass zuerst einmal "CHURCH" und realisierte erst auf den zweiten Blick, dass die Bündner Metropole nicht etwa Werbung für den Kirchgang macht, sondern ganz banal für sich selbst.
Heute ist Sonntag, der Tag, an dem einige in die Kirche gehen. Leider kann "Let's have Church" von John Brack nicht kostenlos im Web angehört werden. Darum ein anderes Stück als Einstimmung für den Kirchgang: John Brack & Jeff Turner - "I saw the Light" - https://youtu.be/WO9HNzfNloQ

Und darum geht es heute um 10.15 Uhr an der Kapellenstrasse 6 in der Evangelisch-methodistischen Kirche St. Gallen oder dann ab 10.30 Uhr per Livestream unter https://youtu.be/aoXPeF4DDQY:
Was ist in deinem Leben am Wichtigsten? Wie sind bei dir die Prioritäten gesetzt?
Auch bei Jesus gab es Wichtigeres und weniger Wichtiges. Darüber denken wir nach anhand einer Bibelstelle aus Markus 1,32-39.

Samstag, 18. Juli 2020

Eseleien

Ein Gedanke
Esel aus Urnäsch
Foto © Jörg Niederer
"Was ich brauchte, war etwas Billiges, Kleines und Zähes mit einem unerschütterlichen und friedlichen Gemüt. Nur ein Esel konnte diese Anforderungen erfüllen." (Robert Louis Stevenson)

Ein Bibelvers - Jesaja 1,3a
"Noch immer hat ein Ochse seinen Besitzer gekannt und ein Esel den Futtertrog seines Herrn..."

Eine Anregung
"Sturer Esel", "dummer Esel", diese dumpfen und banalen Beschimpfungen werden vielleicht den Menschen, nicht aber den Eseln gerecht. Ursprünglich in schwierigem Gelände der Berge zuhause, rennt der Esel nicht panisch davon, sondern bleibt stehen und überlegen zuerst einmal. Dumm ist das nicht, im Gegenteil.
In manchen Gegenden werden Esel als Wächter der Schafherden gegen Wölfe eingesetzt. Mit Geschrei, Bissen und Huftritten verteidigen sie sich mutig und entschlossen gegen die Raubtiere. 
(https://www.welt.de/wissenschaft/umwelt/article138104403)
Franz von Assisi nannte seinen (störrischen) Körper "Bruder Esel", und thematisierte so auf relativ freundliche Weise die damit verbundene und ihn belastende Sexualität. Auch in der Bibel wird der Esel mit der Lust in Verbindung gebracht (Ezechiel 23,20).
Jesus wählte einst bei seinem Einzug in Jerusalem den Esel als Reittier (Markus 11,1-11); also kein Streitross oder Kamel, kein Reittier der Mächtigen. Der Esel steht für das sanfte Tier, das sich nicht zum Krieg eignet. Er war damals so etwas wie der Volkswagen, bedeutete Mobilität für die einfache Frau, den einfachen Mann.
Dann wurde der Esel aufgrund von Aussagen in Jesaja 1,3 auch zu einem Teil der nachbiblischen Weihnachtsgeschichte.
Und schlussendlich gibt es noch dieses römische Graffiti (125 n.Chr.) von einem Mann, der vor einem gekreuzigten Esel kniet. Darunter steht: "Alexamenos betet seinen Gott an"
(https://en.wikipedia.org/wiki/File:Alexamenos_trazo.png)
Nun aber genug der Eseleien. Jetzt lese ich weiter im Robert Louis Stevensons Bericht von der "Reise mit dem Esel durch die Cévennen".

Was ist in deinem Leben am Wichtigsten? Wie sind bei dir die Prioritäten gesetzt?
Auch bei Jesus gab es Wichtigeres und weniger Wichtiges. Darüber denken wir nach anhand einer Bibelstelle aus Markus 1,33-39.
Wo? Am Sonntag, entweder um 10.15 Uhr an der Kapellenstrasse 6 in der Evangelisch-methodistischen Kirche St. Gallen. Oder dann ab 10.30 Uhr per Livestream unter https://youtu.be/aoXPeF4DDQY

Freitag, 17. Juli 2020

Zuviel oder zu wenig - vom Essen und Nichtessen

Ein Gedanke
Essen im Überfluss
Foto © Jörg Niederer
"Wir sind die Menschen, die man von früher kennt, wir haben uns nicht verändert. Es gibt halt einen Teil von uns, das ist die Essstörung. Die Essstörung schreit natürlich ganz laut: Nein, wie kannst du da sein, wie kannst du essen und wie kannst du zunehmen, das geht doch gar nicht. Aber die Person, die wir nun trotzdem sind, die freuen sich nun, dass wir da Hilfe bekommen." (Bewohnerin in der sozialtherapeutischen Wohngruppe für Jugendliche mit Essstörungen in Linz)

Ein Bibelvers - Psalm 145,14-16
"Der HERR stützt alle, die fallen, und richtet alle Gebeugten auf. Aller Augen warten auf dich, und du gibst ihnen Speise zur rechten Zeit. Du tust deine Hand auf und sättigst alles, was lebt, mit Wohlgefallen."

Eine Anregung
Als bisher einzige Einrichtung in Österreich bietet das Diakonie-Zentrum Spattstrasse in Linz, Österreich zwei sozialtherapeutische Wohngruppen für Jugendliche mit Essstörungen an. Maria Harmer vom Ö1 des ORF hat sie besucht und mit Ärztinnen, Therapeutinnen und Betroffenen gesprochen.
Das Diakoniezentrum Spattstrasse ist ein Sozialwerk der Evangelisch-methodistischen Kirche in Österreich. Im Leitbild steht: "Wir sind der festen Überzeugung, dass Beziehung, aufbauend auf dem christlichen Welt- und Menschenbild, vermittelt durch Sozialkompetenz, das Kostbarste ist, das Menschen mit ins Leben gegeben werden kann. Es ist unser Anliegen, dies im Alltag spürbar und erfahrbar zu machen."
Hier kannst du den Radiobeitrag anhören: https://oe1.orf.at/player/20200715/604650/1594823385000

Auch ein selbständiges Werk der Evangelisch-methodistischen Kirche in der Schweiz, das Power2be Bethanien, bietet seit 5 Jahren therapeutisches Wohnen für Menschen mit Essstörungen an. Aktuell kann man sich für eine Sponsorenwanderung zugunsten dieser diakonischen Arbeit anmelden: https://emk-schweiz.ch/2020/06/23/wandern-zugunsten-der-frauen-im-power2be-bethanien/
Zu Essstörungen und dem Power2be Bethanien gibt es einen Fernsehbeitrag: https://www.toponline.ch/tele-top/sendungen/top-talk/news/mit-27-kilo-ins-spital-0098586/   

Was ist in deinem Leben am Wichtigsten? Wie sind bei dir die Prioritäten gesetzt?
Auch bei Jesus gab es Wichtigeres und weniger Wichtiges. Darüber denken wir nach anhand einer Bibelstelle aus Markus 1,33-39.
Wo? Am Sonntag, entweder um 10.15 Uhr an der Kapellenstrasse 6 in der Evangelisch-methodistischen Kirche St. Gallen. Oder dann ab 10.30 Uhr per Livestream unter https://youtu.be/aoXPeF4DDQY

Donnerstag, 16. Juli 2020

Kuhdung-Pizza und die Ewigkeit

Ein Gedanke
Oberfläche von Sauerteig
Foto © Jörg Niederer
"Wir Bäcker müssen dem Brot Leben einhauchen." (Karl de Smedt, Sauerteig-Bibliothekar, in einem Interview in der Zeit ONLINE)

Ein Bibelvers - Psalm 88,11-14
"Tust du an den Toten Wunder, stehen Schatten auf, dich zu preisen? Wird deine Güte im Grab verkündet, deine Treue im Abgrund? Werden deine Wunder in der Finsternis kund und deine Gerechtigkeit im Land des Vergessens? Ich aber schreie zu dir, HERR, mein Gebet kommt vor dich am Morgen."

Eine Anregung
Das Foto zeigt die Oberfläche von Sauerteig. Lebt der Sauerteig ewig? Das sei gemäss Karl de Smedt theoretisch möglich. 
Der Sauerteig ist wohl so ewig wie die Menschheit ewig ist. Der Vergleich ist also nicht Sauerteig-Mensch, sondern Sauerteig-Menschheit oder Milchsäurebakterium-Mensch. Milchsäurebakterien sind sterblich, überleben hohe Temperaturen von 70° Celsius und mehr nicht. Allerdings kann man ihre Kulturen ewig am Leben erhalten, solange man sie z.B. mit Mehl und Wasser füttert. Genauso auch der Mensch. Als Individuum ist er sterblich. Aber überindividuell, als Kultur, lebt die Menschheit theoretisch ewig (oder zumindest sehr lange).
In dieser überindividuellen Weise glaubten wohl Sarah und Abraham an ein Leben über den Tod hinaus. Durch ihre Kindern und Kindeskindern wurden sie nach ihrem Tod nicht vergessen.

Kuhdung als Ausgangsmaterial für Pizzas, die magische Kraft der Bäckerzunft und Sauerteil mit Verbindungen zum Goldrausch am Klondike - nicht nur davon handelt das lesenswerte Interview mit Karl de Smedt: https://www.zeit.de/kultur/2020-07/sauerteig-bibliothekar-brot-karl-de-smedt-corona-krise-backwahn/komplettansicht

Mittwoch, 15. Juli 2020

Im Staubfänger gelandet

Ein Gedanke
Stübende Entschligenfäll in Adelboden
Foto © Jörg Niederer
"Manche Männer hassen die Hausarbeit - weil sie wissen: Sie machen die Betten frisch, waschen das Geschirr ab, Staubsaugen die ganze Wohnung... - und ein paar Monate später geht das alles wieder von vorne los!"
Wolfgang Kreiner

Ein Bibelvers - 1. Mose 2,7
"...da bildete der HERR, Gott, den Menschen aus Staub vom Erdboden und blies Lebensatem in seine Nase. So wurde der Mensch ein lebendiges Wesen."

Eine Anregung
Gerade hatte ich den Staubsauger in Betrieb. Peter Alexander von Ustinov hat schon recht: "Der Herr der Welt ist der Staub. Er setzt sich einfach." Mit dem Staub werden wir nicht fertig, hören nicht auf, Staub zu schlucken, im Staub zu kriechen, den Staub aufzuwirbeln, und manchmal machen wir uns aus dem Staub, nur um erneut in einem Staubfänger zu landen.
Wir müssen wohl leben mit dem Staub, zu dem wir ja laut Bibel selbst wieder werden müssen.
Hier noch das eine oder andere Zitat, das trotz Staubthematik keinen Staub angesetzt hat.

"Männer sind Kinder, die einfach in Ruhe spielen wollen. Gäbe es Aufsitzstaubsauger, würden sie sogar im Haushalt helfen." Inge Meysel
"Mache dir nichts aus Staub, bleibe gegen ihn taub. Lasse ihn einfach liegen, denn gegen ihn kannst du nicht siegen." Monika Kühn-Görg
"Möget ihr immer einen Blick haben für das Sonnenlicht, das durch eure Fenster scheint, möget ihr den Staub vergessen, der auf euren Scheiben liegt." Irischer Hochzeitssegen

Zuletzt ein paar Tipps für eine staubfreiere Bude: https://www.smarticular.net/wie-du-hausstaub-dauerhaft-reduzieren-kannst/