Der niederländische Theologe, Jan Hendriks (Jan Hendriks, Gemeinde als Herberge. Kirche im 21. Jahrhundert - eine konkrete Utopie, Gütersloh 2001) sieht die christliche «Gemeinde als Herberge». Darin ist Gastfreundschaft keine Neben-, sondern Hauptsache. Auf Niederländisch heisst Gastfreundschaft «gastvrijheid», also «Gast» und «Freiheit». Drei Dinge sind Hendriks dabei wichtig. Erstens, eine gastfreundliche Gemeinde öffnet nicht nur ihre Türen, sondern sich selbst. Radikale Gastfreundschaft schliesst ein, andere nicht nur teilhaben zu lassen, sondern sie mitgestalten zu lassen. Ob eine Gemeinde gastfreundlich ist, entscheidet letztlich der oder die Fremde. Zum zweiten bemerkt Hendriks, dass Gäste zu Gastgebern und Gastgeberinnen zu Gästinnen werden können, indem sie einander aus dem eigenen Leben erzählen und sich so Anteil an den eigenen Fragen, Sorgen und Freuden geben. Zur gastfreundlichen Identität einer Gemeinde gehört drittens, dass die Gemeindeglieder nicht die Eigentümer der Herberge sind. Besitzer ist Jesus Christus.
So sind auch die Gemeindeglieder Gäste in der Herberge. Das Bild der «Gemeinde als Herberge» hilft mir, nicht mehr in den starren Begriffen «Kirche» und «Andere» zu denken, sondern einander im Sinne des «weder Jude noch Grieche» in der einen Kirche Gottes zu sehen.