Stell dir vor 22’000 Jugendliche gehen auf die Strasse und keiner spricht darüber.
So geschehen die letzten Freitage in Städten der Schweiz. Die Jugendliche gingen auf die Strasse, um gegen die aktuelle Klimapolitik (national und international) zu demonstrieren. Sie fordern unter anderem den Klimanotstand und Netto 0 Treibhausgasemissionen im Inland bis 2030 – sie fordern ein «Recht auf Zukunft» (und auf Facebook unter @klimastreikschweiz). Inspiriert werden sie dabei von Greta Thunberg, der 16-jährigen Schülerin aus Schweden, die mit dem Schulstreik fürs Klima anfing. Seit August streikt sie jeden Freitag die Schule (daher der Hashtag #FridaysforFuture), sprach an der UNO-Klimakonferenz in Polen (das Video ist absolut lohnenswert) und am WEF in Davos. Ihr Anliegen stiess auf grossen Anklang und in der Schweiz wächst die Anzahl der Klimastreiker mit jedem Freitag. Am nächsten Samstag, dem 2. Februar, soll nun eine grossangelegte Klimademo in allen grösseren Schweizer Städten stattfinden, an der auch jene Jugendlichen teilnehmen können, die jeweils freitags nicht streiken können/wollen und um auch andere Generationen einbinden zu können (alle Informationen dazu auf klimademo.ch).
Die Vorgehensweise (basisdemokratisch organisiert über Whatsapp) und die Forderungen der Jugendlichen ecken an; nicht nur bei Politikern, sondern auch bei Journalisten und bei uns Älteren (ja, ich zähle mich dazu).
Und es wäre ein Einfaches, sie und ihre Meinung abzutun und sie auf ihre Pubertät, ihr Unwissen oder ihre Einflüsse zu reduzieren. Sie als naive und verwöhnte «Millennials» zu bezeichnen, die sich im Leben noch nicht bewiesen haben, folgendermassen also keine Ahnung haben, wovon sie eigentlich reden.
Aber könnte es auch sein, dass sie etwas begriffen haben, was wir noch nicht erkannt oder wieder vergessen haben? Schliesslich ist es ihre Zukunft, die jeden Tag mit unserer Klima-Politik aufs Spiel gesetzt wird. Es sind ihre Ressourcen, die wir verschwenden. Sie sind es, die mit den Folgen der aktuellen Klima-Politik leben müssen.
Was würde es also bedeuten, wenn wir den Ratschlag von Jesus «Werdet wie die Kinder» (Matthäus 18,3), in dieser Situation ernst nehmen würden?
Vielleicht bedeutet es, mit ihnen diesen Samstag auf die Strasse zu gehen.
Vielleicht bedeutet es, ihre weiteren politischen Aktionen zu unterstützen.
Vielleicht bedeutet es, ihre Stimme in Politik, Bildung und Wirtschaft zu stärken.
Ganz sicher bedeutet es, ihnen zuzuhören. Sie ernst zu nehmen.
Ich bin überzeugt, dass wir viel von ihnen lernen können, dass wir vielleicht sogar wie sie werden können. Meinen Respekt haben sie, ebenso meine Stimme.
Propheten kamen schon immer in überraschender Weise – heute vielleicht in weissen Sneakers und Crop-Tops.
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Mittwoch, 30. Januar 2019
Sonntag, 27. Januar 2019
Die Chance der Zersiedlungsinitiative
Mit «Zersiedelung stoppen – für eine nachhaltige Siedlungsentwicklung» (Zersiedlungsinitiative) gibt es in der nächsten Abstimmung am 10. Februar die Gelegenheit etwas zu unternehmen, damit in der Schweiz unbebaute Flächen bestehen bleiben, damit es schwerer wird, Grünflächen neu zu überbauen, aber leichter, nachhaltiges Wohnen zu planen und einzurichten.
Ich höre Schweizer immer wieder liebevoll und schätzend über ihre Heimat reden, wie reizvoll die Berge, wie lieblich die Wiesenlandschaften und wie belebend die herrlichen, sauberen Gewässer sind. Mit vielen Nicht-Schweizern kann ich bestätigen, dass dieses Stück Erde sehr anziehend ist. Jedoch frage ich mich, wie lange es diese schönen Gegenden noch gibt, weil Asphalt und Beton überall wachsen. Für diese Initiative spricht also, dass sie die wunderschöne Schweiz erhalten möchte.
Es spricht noch mehr dafür: die Verantwortung gegenüber zukünftigen Generationen. Ich fand die Jugendlichen sehr beeindruckend, die in den letzten Monaten in Kanada, Schweden, Australien und Katowice (Polen) für ihre Rechte eingetreten sind, in der Zukunft in einer Welt leben zu dürfen, in der Leben möglich ist. Sie rügen alle für ihre Feigheit und ihre kurze Sicht, welche gestern und heute gewählt wurden und entschieden haben. Ich meine, zurecht.
Jemand sagte zu mir, er würde diese Initiative nicht unterstützen, weil er liberal – freiheitsliebend – wäre. Für ihn sind politische Vorschriften also freiheitshemmend. Auf diese Weise werden politische Vorschriften, die Konsumenten und schwächere Handelsparteien beschützen, häufig schlecht geredet. Steuersenkungen und Freihandelsabkommen gelten dann nicht als freiheitshemmend, obwohl sie auch regulieren!
Ich sehe in der Geschichte viele Beispiele, bei welchen politische Entscheide Gutes bewirkt haben: saubere Gewässer, Geräte, die weniger Energie verbrauchen und gute medizinische Praktiken. Fast jedem Schritt wurde zuerst mit Unbehagen begegnet, und doch wurden genau diese Vorschriften dann zu Impulsen, Besseres zu entwickeln. Im Nachhinein gehören sie dann zu unserem erfreulichen Alltag.
So scheint mir die Zersiedlungsinitiative eine gute Chance zu sein, sich für die Zukunft einzusetzen, eine Zukunft, in der die nächsten Generationen auch noch etwas von der schönen Schweiz haben und in der Menschen gut und gerne leben können.
Ich höre Schweizer immer wieder liebevoll und schätzend über ihre Heimat reden, wie reizvoll die Berge, wie lieblich die Wiesenlandschaften und wie belebend die herrlichen, sauberen Gewässer sind. Mit vielen Nicht-Schweizern kann ich bestätigen, dass dieses Stück Erde sehr anziehend ist. Jedoch frage ich mich, wie lange es diese schönen Gegenden noch gibt, weil Asphalt und Beton überall wachsen. Für diese Initiative spricht also, dass sie die wunderschöne Schweiz erhalten möchte.
Es spricht noch mehr dafür: die Verantwortung gegenüber zukünftigen Generationen. Ich fand die Jugendlichen sehr beeindruckend, die in den letzten Monaten in Kanada, Schweden, Australien und Katowice (Polen) für ihre Rechte eingetreten sind, in der Zukunft in einer Welt leben zu dürfen, in der Leben möglich ist. Sie rügen alle für ihre Feigheit und ihre kurze Sicht, welche gestern und heute gewählt wurden und entschieden haben. Ich meine, zurecht.
Jemand sagte zu mir, er würde diese Initiative nicht unterstützen, weil er liberal – freiheitsliebend – wäre. Für ihn sind politische Vorschriften also freiheitshemmend. Auf diese Weise werden politische Vorschriften, die Konsumenten und schwächere Handelsparteien beschützen, häufig schlecht geredet. Steuersenkungen und Freihandelsabkommen gelten dann nicht als freiheitshemmend, obwohl sie auch regulieren!
Ich sehe in der Geschichte viele Beispiele, bei welchen politische Entscheide Gutes bewirkt haben: saubere Gewässer, Geräte, die weniger Energie verbrauchen und gute medizinische Praktiken. Fast jedem Schritt wurde zuerst mit Unbehagen begegnet, und doch wurden genau diese Vorschriften dann zu Impulsen, Besseres zu entwickeln. Im Nachhinein gehören sie dann zu unserem erfreulichen Alltag.
So scheint mir die Zersiedlungsinitiative eine gute Chance zu sein, sich für die Zukunft einzusetzen, eine Zukunft, in der die nächsten Generationen auch noch etwas von der schönen Schweiz haben und in der Menschen gut und gerne leben können.
Marietjie Odendaal ist Mitglied im Ausschuss Kirche und Gesellschaft der EMK Schweiz-Frankreich-Nordafrika
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