Rituale und Bräuche haben etwas Beruhigendes und Verbindendes für mich. Sie vermitteln mir Sicherheit und Geborgenheit. Nicht zuletzt stärken sie den Zusammenhalt in der Gemeinschaft oder in der Familie.
Persönliche Erfahrungen zum Thema Bräuche und Rituale rund um Weihnachten habe ich viele. Manche nahm ich aus meiner Ursprungsfamilie in meine eigene Familie mit. Zum Beispiel, dass wir Advent mit belegten Brötchen und Weihnachtsguetzli feiern, die auf dem Sofa gegessen werden und nicht etwa wie üblich am Tisch. Dazu gehört auch, dass wir immer die gleiche Schallplatte, respektive die immer gleiche CD hör(t)en: früher die Zeller-Weihnacht, heute Andrew Bond. Was auf den ersten Blick fantasielos erscheint, ist beim genaueren Hinschauen wohltuend und beruhigend.
Viele andere liebgewonnene Rituale und Bräuche kommen mir in den Sinn. Ich erinnere mich, dass wir uns einmal in einem Hauskreis vor Weihnachten über unsere persönlichen Bräuche rund um die Weihnachtszeit ausgetauscht haben. Es war ein sehr vergnüglicher und interessanter Abend.
Was sind wohl Deine/Ihre persönlichen Rituale in dieser Zeit? Vielleicht bietet sich auch Dir/Ihnen die Gelegenheit, mit anderen Menschen darüber auszutauschen. Ich kann es jedenfalls wärmstens empfehlen.
Die ökumenische Schöpfungszeit geht zu Ende. Dieses Jahr wurden wir eingeladen, unser Ohr für die Schöpfung zu öffnen, uns für den Klang der Schöpfung bereitzuhalten.
Ich habe mich gefragt, was solch ein geöffnetes Ohr denn bewirkt. Meine Antwort lautet: Staunen. Ich weiss nicht schon alles, sondern bin Neuem begegnet und habe Neues wahrgenommen.
Ich erinnere mich, wie ich im Sommer an einem Teich einen Glockenton hörte, der über das Wasser herüber klang. Woher stammte er? Was für ein Wesen, welches Instrument, brachte dieses klingende, bassige bum-bum hervor?
Meine Frage veranlasste mich, die Bäume und Sträucher um den Teich herum abzusuchen, bis ich die Quelle des Klangs entdeckte: im Wasser, an einem Stückchen Zweig hängend, ein knallgelbes Fröschlein, dessen Backen zu kleinen Luftballons aufgeblasen waren, um sein Revier anzukündigen.
Wie schön überraschend! Wie herrlich unpassend! Ein Ohr für das, was ich nicht kannte und nicht gleich einordnen konnte, hat mir diese Entdeckung und dieses Staunen gebracht.
Vor kurzem war ich an einem nassen, nebeligen Herbsttag unterwegs. Und meine Schritte wurden aufgehalten, als ich die einsame Stimme einer Meise hörte. Wo war sie? Ich bin stehen geblieben, bis ich sie sah. Noch ein paar Mal habe ich die hellen Töne durch das Grau um mich herum gehört. Ich bin weiter gegangen, heiterer, aufgehellt und beschenkt.
Diese Momente stärken in mir das Dankbarwerden, das Anerkennen und eine Offenheit für das, was ich noch nicht kenne und vielleicht nie erwartet habe. Sie stupsen mich immer wieder Richtung Staunen, das zuletzt auch ein Staunen über Gott den Schöpfer wird.