Was geschieht, wenn man in einer Stadt gefüllte Einkaufswagen herumstehen lässt?
In Winterthur geschah Folgendes an der Ausstellung "Die Welt im Einkaufswagen" von der Organisation Public Eye: Obwohl alle ausgestellten Lebensmittel Imitate waren, und obwohl alle Einkaufswagen mit einer Plexiglasscheibe zusätzlich gesichert wurden, versuchten Personen an deren Inhalt zu kommen.
Besonders angetan hatten es den Leuten die beiden Wägelchen mit Schokolade und Fleisch. Bei der Schokolade verschwanden viele der in Schokoladepapier eingepackten Holztafeln. Sie wurden zwischen den Gitterstäben herausgeklaubt. Und beim Wägelchen mit den Fleischimitaten wurde gar die Plexiglasscheibe eingeschlagen und der Inhalt gestohlen.
Fleisch und Schokolade. Schweizer wissen, was gut ist. Dass Kakaobäuerinnen und -bauern einen Durchschnittslohn haben, der viermal tiefer ist als die 2 Dollar pro Tag, welche die Armutsgrenze markieren, wird meist ausgeblendet.
Und dass man mit dem Wasserverbrauch für ein Kilo Rindfleisch 486 mal Duschen könnte (für ein Kilo Getreide reicht es für 42 mal Duschen), ist einem auch wenig bewusst.
Fleisch und Schokolade lassen viele Menschen hungrig und durstig zurück, wie die geklauten Imitate aus den Einkaufswagen in Winterthur.
Zur Aktion "Die Welt im Einkaufswagen" siehe https://www.publiceye.ch/de/events/die_welt_im_einkaufswagen/
Jörg Niederer ist Mitglied im Ausschuss Kirche und Gesellschaft der EMK Schweiz-Frankreich-Nordafrika