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Freitag, 17. Januar 2014

Nein zur Volksinitiative gegen Masseneinwanderung

Nein zur Volksinitative gegen Masseneinwanderung23% Ausländer-Anteil ist nicht wenig, das stimmt. 700‘000 Ausländer mehr als 2001 machen nachdenklich. In nur fünf Jahren sind über 380‘000 Menschen in die Schweiz eingewandert. Was löst das bei mir aus? Angst? Sorge? Gleichgültigkeit? 
Am 9. Februar stimmen wir über die Initiative «Gegen Masseneinwanderung» ab. Mir fällt bei den Argumenten der Befürworter auf, wie darin „die Schweiz“ mit der Wirtschaft gleichgestellt wird. Arbeitskräfte aus dem Ausland sollen nur so weit als notwendig hereingelassen werden. Wenn die Arbeit getan ist, haben sie das Land zu verlassen. Ihre Geschichte und ihr Schicksal interessieren die „Schweizer Wirtschaft“ nicht.

Eine Willensnation 
Max Frisch sagte: „Wir riefen Arbeitskräfte, und es kamen Menschen“. Er meinte damit die Haltung der Schweiz gegenüber den einwandernden Italienern seiner Zeit. Auch mein Urgrossvater emigrierte vor gut 130 Jahren aus Norditalien in die Schweiz. Er legte eine Bilderbuchkarriere hin. Ganz im Sinne der Schweizer Wirtschaft. 
Auch unter den Initianten hat es Menschen mit solchen Geschichten. Diese sind irgendwann Schweizer geworden, auch wenn sie noch „schwierige“ Namen haben. In der Willensnation Schweiz mit vier Landessprachen ist „fremdländisch“ und „schweizerisch“ ja grundsätzlich schwierig zu trennen. So vermuten viele bei meinem Namen eine Bündner oder Tessiner Herkunft.

Ohne Angst
Irgendwie will mir diese Trennung „Schweizer“ und „Ausländer“ nicht gelingen. Biblisch-theologisch gesehen ist das gar nicht schlimm, wie ich vermute. Paulus betonte nicht das Trennende, sondern das Einende des Glaubens: „Hier ist nicht Jude noch Grieche, hier ist nicht Sklave noch Freier, hier ist nicht Mann noch Frau; denn ihr seid allesamt einer in Christus Jesus.“ (Gal 3,28) Damit sind wir bei den Menschen, die nicht nur Arbeitskräfte sind. 
In diese Richtung verstehe ich auch die biblische Vorstellung von Gott und Menschen. Wenn vor Gott die Menschen gleich sind, dann müssen mich bestimmte Ängste nicht mehr bestimmen. Leider spielen diese in der Vorlage eine nicht zu unterschätzende Rolle. Es geht jedoch weder um Massen, noch nur um Arbeitskräfte. Es geht um Menschen und ihre Geschichten und Schicksale. Auch wenn mir an manchen Menschen etliches fremd bleibt und ich diese Eigenarten nicht teile. Entscheidend bleibt der Mensch - vor Gott.

Die Webseite der Initianten: http://www.masseneinwanderung.ch/
Die Webseite der Gegner: http://bilaterale.ch/

Erschienen in "Kirche und Welt", 1/2014 - Eine Stellungname des Ausschusses für Kirche und Gesellschaft.
Markus Da Rugna ist Mitglied im 
Ausschuss Kirche und Gesellschaft der EMK Schweiz-Frankreich