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Sonntag, 10. November 2013

1:12 – Ein Selbstversuch und seine Folgen – oder wie in der Schweiz Manager zur Volksgesundheit beitragen.

UNIA-Plakat 1zu12Man muss alles ausprobieren. Nur dann versteht man wirklich etwas davon. Schon als ich das Plakat mit den Hamburgern gesehen habe, war mir das klar. Und so ging ich also eines freien Tages zu McDonalds – oder war es Burger King – egal. Ich wollte herausfinden, wie es ist, wenn man 12 Hamburger pro Tag verdrücken muss, und nicht nur einen, oder vielleicht zwei.
Eines kann ich jetzt sagen. Es mag Menschen geben, die zwölf Hamburger pro Tag vertilgen können – ich kann es nicht. Nach zwei hatte ich eigentlich schon genug. Den dritten brachte ich gerade noch runter. Und beim vierten brach ich nach einigen Bissen ab. Es ist unmöglich. Für mich wäre 1:4 schon mehr als genug.
Dann kam mir in den Sinn, dass ich von Grossverdienern gelesen habe, die nicht nur 12-mal mehr Hamburger verarbeiten müssen, sondern 400-mal mehr als ein normaler Arbeiter. Waaahnsinn! Mein Respekt vor den Managern ist gewaltig gestiegen. Das ist schon eine Leistung, pro Tag 400 Burger zu essen. Unglaublich. Dabei sehe ich bei den Fastfoodketten eigentlich kaum jemand aus der Chefetage sein Tagwerk vertilgen. Nun, wahrscheinlich lassen sie nach Hause liefern.
Wobei, ich kenne nicht so viele Topmanager, denen man den Einsatz zur Hamburgerverarbeitung ansieht. Mit wenigen Ausnahmen sind das doch meist recht drahtige Typen. Vermutlich hilft die ganze Familie beim Verspeisen der Burger mit. Und was dann noch übrig bleibt, wird fürs Altenteil eingefroren. Nun wird mir auch klar, warum Manager oft vorzeitig in den Ruhestand gehen. Sie wollen dann noch etwas auf freiwilliger Basis tun für die Gesundheit der Gesellschaft, und arbeiten dann ihre Rückstände unbelastet vor weiteren Zugewinnen ab.
Ist es nicht so? Eigentlich setzen die Manager ihre Gesundheit, ja ihr Leben aufs Spiel, damit Leute wie ich sich nicht jeden Tag überessen an all dem Fastfood. Man müsste sie für den Einsatz zur Erhaltung der Volksgesundheit in den Adelsstand erheben.
Also für mich wäre das nichts. Darum bin ich ganz froh darüber, dass da, wo ich im Management mitarbeite, Das Hamburgerverhältnis bei nicht einmal 1:2 liegt.

Jörg Niederer ist Mitglied im Ausschuss Kirche und Gesellschaft der EMK Schweiz-Frankreich

Dienstag, 5. November 2013

Die 1:12-Initiative weckt falsche Hoffnung

Was will die Initiative.
Erich von SiebenthalSie verlangt, dass in einer Unternehmung der höchste Lohn nicht mehr als 12 mal höher sein darf als der tiefste Lohn.
Auf den ersten Blick mag das verlockend erscheinen; aber wollen wir wirklich vom Staat die Löhne bestimmen lassen?
Bis heute hatten wir die Sozialpartnerschaft von Arbeitnehmer und Arbeitgeber, die sich immer wieder einigten. In diesen Tagen wurde gerade mit den Berner Oberländer Bergbahnen einen Mindestlohn von CHF 4000.- ausgehandelt.
Wenn wir z.B. die Solidarität der Altersvorsorge näher betrachten, so bezahlen alle mit Einkommen einen Beitrag von 8,4% ein. Und alle, auch Zahler, die Beiträge von mehreren CHF 100'000.- einzahlen, erhalten nicht mehr als CHF 2'340.- Maximalrente pro Monat. Die 1:12-Initiative greift diese Solidarität direkt an, denn unser Sozialstaat ist auf hohe Einkommen angewiesen.
Wir wissen das es immer noch Arbeitgeber gibt, die schwächere Arbeitnehmer anstellen zu einem angemessenen Lohn. Wenn wir dieser Initiative zustimmen, werden diese Arbeitsplätze unter Druck kommen, denn die Mehrleistung für den Lohn anzupassen wäre nicht gegeben. Die Folge wäre also, das solche Arbeitsplätze gestrichen würden.
Auch ein Wegzug von Unternehmungen ins Ausland als Folge der Initiative darf nicht unterschätzt werden.
Dass es zu hohe Lohnzahlungen gibt, wissen wir alle, aber das der Staat dies regeln soll, ist der falsche Weg.

Erich von Siebenthal


Der Autor ist Nationalrat der SVP und Mitglied der Evangelisch-methodistischen Kirche.
Zu der Abfassung dieses Beitrags wurde er vom Ausschuss Kirche und Gesellschaft eingeladen.

Samstag, 2. November 2013

Ein-Wurf von Ursula Brunner

Familie
Familie (lat. familia - «Hausgemeinschaft») aus soziologischer Sicht: Eine durch Partnerschaft, Heirat oder Abstammung begründete Lebensgemeinschaft. Die Familie ist eine engere Verwandschaftsgruppe... 
Familie aus biblischer Sicht: "Weder im Alten noch im Neuen Testament gibt es ein normativ verbindliches Bild von Ehe und Familie" (Prof. Jürgen Ebach)... 
Familie leben mit Glaubensgeschwistern, in der Gemeinde: Sorgen, Nöte und auch Freuden teilen können - angenommen werden wie ich bin - miteinander feiern und geniessen - miteinander Ferien verbringen - miteinander in der Bibel forschen und einander im Glauben stützen - mit nicht blutsverwandten Menschen Gemeinsamkeiten und Unterschiede entdecken... 
Familie definiert von Freunden und Familienmitgliedern: Menschen die zusammenhalten, weil sie zusammen gehören - Leben teilen, teils freiwillig, teils auch nicht - Fürsorge erleben - Grosseltern haben - einander besonders nahe sein - miteinander essen - miteinander spielen - einander verwandt sein und deshalb viel wissen voneinanderLeben teilen - miteinander streiten - einander verstehen ohne Worte...

Erschienen in "Kirche und Welt", 11/2013 - Ursula Brunner ist Mitglied im Ausschuss Kirche und Gesellschaft der EMK Schweiz-Frankreich

Freitag, 1. November 2013

Mit 1:12 zu Gottes Gerechtigkeit?

Philipp Hadorn
Die Fragen nach sozialer Gerechtigkeit gehören nicht nur in den heissen Lohnherbst, während dem Lohnangebote und -forderungen diskutiert werden.

Es stellt sich generell die Frage nach der Haltung von uns Christen zu Einkommensverteilung, Abgaben an Staat und Werke, sowie unseren Umgang mit Geld und Wohlstand. Entspricht es einer christlichen Haltung, wenn wir uns bemühen, unser Herz nicht an Materielles zu hängen und dabei unseren Besitz einfach geniessen? Oder wie gilt es die biblischen Beispiele zu verstehen? Die Gemeindeglieder in Jerusalem verkauften ihr Eigentum und legten den Erlös zusammen. Jesus lehrte den reichen Jüngling, seinen Besitz zu verteilen und fordert auf, Benachteiligte zu versorgen.

Am 24. November haben wir mit der 1:12 Initiative Gelegenheit, einen kleinen Schritt zu mehr Lohntransparenz und –gerechtigkeit zu wagen. Ein JA wird zwar weder die Wirtschaftsordnung grundlegend verändern noch zu voller Lohngerechtigkeit führen. Ein JA wird aber die Zunahme von Working Poor (das sind Menschen, die trotz voller Arbeitskraft mit ihrem Lohn ihre Versorgung nicht wahrnehmen können) hemmen, der gelebten Gier die Stirn bieten, Lohnexzesse eindämmen und damit die Vorahnung auf die Gerechtigkeit Gottes auf Erden etwas sichtbarer werden lassen. Nutzen wir die Chance aus Liebe zu Gott und den Menschen!

Philipp Hadorn


Der Autor ist Nationalrat der SP, Gewerkschafter des Verkehrspersonals SEV, engagiert sich in der Evangelisch-methodistischen Kirche Gerlafingen SO, wo er mit seiner Frau und den drei Söhnen ein und ausgeht.
Zu der Abfassung dieses Beitrags wurde er vom Ausschuss Kirche und Gesellschaft eingeladen.